Essen-Holsterhausen. . Die Tvg. Holsterhausen ist einer von elf Modellvereinen in NRW, die besonders für Inklusion stehen. Der Verein will so auch einen Beitrag für den Stadtteil leisten
In Sportvereinen geht es um Leistung, immer nach dem Motto „Höher, schneller, weiter“ – so zumindest das gängige Bild. Einen anderen Ansatz verfolgt seit Jahren die Turnvereinigung Holsterhausen. Denn der Verein konzentriert sich auf „Sport für jedermann“, wie es der Vorsitzende Peter Wehr ausdrückt. Eine Entscheidung, die nicht zuletzt auch aus der Motivation erwachsen ist, als Sportverein konkurrenzfähig zu bleiben, wie Wehr berichtet. „Wir haben im Umfeld einige bedeutende Vereine, die ihren Mitgliederzulauf durch Leistungssport generieren. Hiervon galt es sich abzugrenzen, um unseren Verein in den Köpfen der Anwohner präsent zu halten.“
Mittlerweile ist aus der Turnvereinigung ein Sportverein geworden, der seine Kompetenzen besonders darin sieht, einen sportlichen Anlaufpunkt im Stadtteil zu bilden. Und zwar für so viele Bürger wie möglich. Insbesondere im Fokus stehen Behinderte, ältere Menschen und Migranten. Wehr: „Wir möchten durch den Sport einen Beitrag zur Inklusion und Integration leisten. Wir sind der Überzeugung, dass das gemeinsame Erleben beim Sport Grenzen überwinden kann.“ Dabei stellt sich der Verein ganz besonderen Herausforderungen, so Wehr. „Uns war es immer wichtig, keine gesonderten Gruppen zu bilden, sondern alle Beteiligten des Vereinslebens gleichermaßen eine Teilhabe zu ermöglichen.“
Bewegung für Demenzpatienten
So greift der Verein beispielsweise auch das Thema Demenz auf und unterhält eine Tageseinrichtung, in denen Demenzkranke an Bewegung herangeführt werden. Problematisch sei jedoch, dass die Hemmschwelle für Menschen mit Behinderung oder Erkrankungen besonders groß sei, von sich aus Sportvereinen beizutreten. „Das Angebot alleine reicht nicht aus. Wir freuen uns, dass unsere Netzwerkarbeit Früchte trägt und wir mittlerweile durch viele Institutionen empfohlen werden.“
Mit dem Konzept machte der Verein auch überregional auf sich aufmerksam. Im Projekt „Sport und Inklusion“ der Sparkassen und des Landessportbundes wurde die Turnvereinigung als einer von insgesamt elf Modellvereinen im Bundesland ausgewählt, die als Vorbilder dienen sollen. Die Träger des Projektes wollen auf diese Weise die Bedeutung von Inklusion im Sport betonen. Von ganz besonderen Begegnungen zwischen Menschen mit und ohne Handicap berichtet auch Eva Linnenbaum, Sprecherin des rheinischen Sparkassen- und Giroverbandes, die selbst Hochleistungssport betreibt und mehrfach mit Behinderten trainierte. „Das reduziert die Berührungsängste, eröffnet neue Perspektiven.“
Mit der besonderen Philosophie des Vereins konnte Peter Wehr die Gremien überzeugen. „Unser Erfolgsprogramm besteht im Wesentlichen darin, Sport als Lebensbegleitung für so viele Menschen wie möglich anzubieten und dabei permanent Themen wie gesunde Ernährung und Freude an Bewegung aufzugreifen.“ Einen Beitrag für die gesellschaftliche Entwicklung im Stadtteil will man darüber hinaus leisten. „Begegnungen schaffen, zwischen Behinderten und Nichtbehinderten, Migranten und Nichtmigranten, Jungen und Alten, das ist unser Auftrag, mit dem wir hoffen, auch mehr Verständnis im Stadtteil erzielen zu können.“