Haarzopf/Katernberg. . Der 14-Jährige von den Haarzopfer Funkamateuren knüpft weltweit Kontakte und verbessert ganz nebenbei auch noch seine Englisch-Kenntnisse.
Der 14-jährige Merlin Kasperczyk dreht am Rädchen seines Funkgerätes. „CQ, CQ hier ist DO1MME“, sagt er in das Lautsprechermikrofon. Was klingt wie eine willkürliche Aneinanderreihung von Buchstaben, ist für Merlin alltäglich. Er ist Funkamateur, das heißt, er hat seine Lizenz zum Funker erfolgreich bestanden – und darf nicht nur den CB-Funk, auch Jedermannsfunk genannt, nutzen, sondern auch auf die Kurzwelle zugreifen. So kann er unter dem Rufzeichen „DO1MME“ mit Menschen auf der ganzen Welt sprechen. Ein ungewöhnliches Hobby für einen 14-Jährigen.
Das hat er durch seinen Großvater entdeckt. Thomas Meyer (65) ist Vorsitzender des Ortsverbands Haarzopf des Deutschen Amateur-Radio-Clubs (DARC). Sein Großvater hat Merlin, der in Katernberg wohnt, früh an die Geräte herangeführt und ihn mit seinem Ausbildungszeichen funken lassen. „So konnte er schon mal erste Erfahrungen sammeln“, erklärt der 65-Jährige. Gepackt hat es den Schüler bei einem „Field Day“ des Ortsverbandes Haarzopf, auf den er seinen Großvater begleitet hat. „Dort haben die Mitglieder selbst gebastelte Antennen aufgebaut und geguckt, wie weit sie damit kommen“, sagt Merlin und seine Augen leuchten. Das reizt auch den 14-Jährigen: die Technik verstehen und tüfteln. „Wenn das Funkgerät kaputt ist, das winzige Teil finden, das die Störung verursacht, und es ersetzen macht einfach Spaß.“ Aber auch die Spannung, zu warten, wer auf den Funkruf antwortet, sei immer wieder besonders. Da seien auch regelmäßig seine Klassenkameraden überrascht, dass er mit Leuten aus der ganzen Welt redet.
Englisch-Noten haben sich verbessert
Seine größten Erfolg waren Gespräche nach Brasilien und Sidney/Australien. Gesprochen wird dabei über alles Mögliche. „Meistens reden wir über unseren Alltag. Letztens habe ich mit einem Kapitän vor der Küste Schottlands gesprochen. Er war gerade auf dem Weg nach England“, erklärt Merlin. Oder er spricht gleich mit mehreren – einmal funkte er auf einer Frequenz, auf der sich bereits eine Gruppe Italiener austauschte. Sprachprobleme? „Wir funken auf Englisch und nutzen auch das internationale Buchstabier-Alphabet“, erklärt Merlin. So kann er ganz nebenbei seine gelernten Englisch-Vokabeln anwenden. „Es ist immer ein Erfolgserlebnis, wenn ich alles verstehe und mich gut ausdrücken kann.“
Durch sein Hobby sind so nicht nur seine Englisch-Noten besser geworden, auch in Physik sind ihm viele Themen bereits bekannt – denn er darf Funkgeräte nicht nur reparieren, sondern auch selbst bauen. Das dürfen nur geprüfte Funker. „Beim Jedermannsfunk ist das Gerät geprüft, beim Amateurfunk ist der Funker geprüft“, erklärt Christian Diederichs, ebenfalls Mitglied im DARC.
Merlin liebt Wettkämpfe
Damit die Funker fit bleiben, gibt es Wettkämpfe, dabei müssen sie in möglichst kurzer Zeit mit möglichst vielen anderen Menschen Kontakt aufnehmen – weltweit. „Die Wettkampfsituation macht dann alles gleich viel spannender“, sagt Merlin. Wer wird antworten und wie weit komme ich?, geht ihm dann durch den Kopf.
Dieses Mal meldet sich aber „nur“ ein Vereinsmitglied auf seinen Funkspruch: Christian Diederichs. „DO1MME, ich komme später zu unserem Treffen, sitze noch im Auto“, meldet er sich über das Handfunkgerät von der Autobahn aus. „Gut zu wissen, auch dafür nutzen wir unsere Funkgeräte. Statt Handys halt“, sagt Thomas Meyer.