Essen-Stadtwald. . Das Denkmal wurde vor zehn Jahren restauriert. Die Bürgerschaft ließ eine Erläuterungstafel anbringen, die jetzt nicht mehr zu lesen ist.

Genau zehn Jahre ist es her, dass der restaurierte Schillerbrunnen feierlich der Öffentlichkeit übergeben wurde. Zum 200. Todestag von Friedrich Schiller erstrahlte er damals in neuem Glanz. Die Bürgerschaft Rellinghausen-Stadtwald hatte eine Erklärungstafel aufstellen lassen, die an die Geschichte des Bauwerks erinnert. Die Tafel war damals unter anderem mit Hilfe von RWE-Spenden finanziert worden, so Johannes Stoll, Vorsitzender der Bürgerschaft Rellinghausen-Stadtwald. Jetzt ist die auf einem Baumstumpf angebrachte Tafel komplett mit Graffiti beschmiert und nicht mehr lesbar. Schon in der Vergangenheit war die Tafel durch einschussartige Löcher stark beschädigt worden, bestätigt Johannes Stoll, der derzeit keine Möglichkeit sieht, die Schäden beseitigen zu lassen.

Viele Bürger werden die Verschmutzung noch gar nicht bemerkt haben, denn der Brunnen liegt etwas versteckt an einem Waldweg in der Nähe von Uhlenkrug und Eschenstraße und ist über den Fußweg zum S-Bahnhof Stadtwald zu erreichen.

Bezirksbürgermeister Gerhard Barnscheidt (SPD) erinnert sich, dass die Bezirksvertretung II vor Jahren Geld für die Restaurierung des Denkmals aus fränkischem Muschelkalk und Beton zur Verfügung gestellt habe. „Die Bezirksvertretung hatte im März 2004 beschlossen, 5000 Euro für die Gestaltung des Brunnens zu geben“, hat der Verwaltungsbeauftragte der BV II, Bernhard Kothe, in den Akten nachgelesen. Dass die Tafel jetzt von den Schmierereien befreit werde, bezweifelt Kothe. „Das wäre ja eine freiwillige Leistung der Stadt und die dürfen ja derzeit nicht ausgeführt werden.“

Das bestätigt Martin Rätzke vom Stadtpresseamt. Die städtischen Denkmäler würden in der Regel einmal im Jahr gereinigt. Aus finanziellen Gründen sei eine Reinigung darüber hinaus nicht möglich.

Der Schillerbrunnen gehört laut Denkmalliste der Stadt zu den ältesten erhaltenen freistehenden Brunnen in Essen. Er wurde im Mai 1905 zum 100. Todestag von Friedrich Schiller unter großer Anteilnahme der Bevölkerung eingeweiht. Geschaffen wurde er auf Anregung des Essener Stadtverordneten Justizrat Dr. Heinz Niemeyer von dem Münchener Bildhauer Fritz Behn. Zur Finanzierung hatte Theaterdirektor Hans Gelling maßgeblich beigetragen. Der Brunnen trägt die Inschrift „Was dem Mann das Leben nur halb erteilt, soll ganz die Nachwelt geben. 9. Mai 1905“.

Die Gesamtanlage besteht aus einer Steinbank, die im Bogen errichtet wurde. In der Mitte ist das Brunnenbecken eingelassen. Ein in der Mitte angebrachter Kopf ist gleichzeitig figürlicher Schmuck und Wasserspeicher. Zu beiden Seiten des Kopfes befinden sich weitere Reliefs, die Szenen aus Schillers Gedicht „Das Lied von der Glocke“ und aus „Wilhelm Tell“ darstellen. Die Reliefs wurden ebenfalls von Fritz Behn in Bronze ausgeführt, aber erst 1907 angebracht und eingeweiht, heißt es in der Denkmal-Beschreibung.

Seit 1991 in der Denkmalliste

Die Bronzeverzierungen sind heute nicht mehr vorhanden. Tafeln und Kopf seien wahrscheinlich 1940 einer Metallsammelaktion im Zweiten Weltkrieg zum Opfer gefallen und durch Betonabgüsse ersetzt worden. Zudem sei damals ein aus Lindenbäumen bestehender sogenannter Schillerhain gepflanzt worden. Im November 1991 wurde der Schillerbrunnen dann in die Denkmalliste der Stadt aufgenommen.