Essen-Südostviertel. . Vor 20 Jahren wurde die Bürgerinitiative Südostviertel gegründet. Ziel des Vereins ist ein faires Miteinander im Stadtteil.

20 Jahre ist es her, dass sich die Bürgerinitiative Südostviertel (BI) gegründet hat. Bis heute hat sie eine Vorreiterrolle im Stadtgebiet inne, wenn es darum geht, selbst aktiv zu werden für ein friedliches Miteinander der Kulturen in der Nachbarschaft. Aktuell kommen fast täglich Menschen aus den unterschiedlichsten Ländern nach Essen. Und nicht immer verläuft das Zusammenleben konfliktfrei.

„Bis heute bekomme ich Anfragen, wie man Situationen entschärfen könnte. Ich kann nur raten: Gründet eine Bürgerinitiative. Dass wir das damals getan haben, war eine sehr gute Entscheidung“, sagt Karla Brennecke-Roos (69), ehemalige SPD-Ratsfrau, Gründungsmitglied und heutige Vorsitzende der BI. Im Prinzip hätten die Libanesen, um deren Probleme mit den Nachbarn es damals gegangen sei, viel zur Stadtteil-Entwicklung beigetragen: „Ohne Libanesen keine Bürgerinitiative. Und ohne Bürgerinitiative gäbe es wohl auch kein Bildungs- und Kulturzentrum Storp 9“, ist sie überzeugt.

Der Konflikt, der zur Gründung der BI führte, war vor gut 20 Jahren entstanden. Damals wurden in einem Haus an der Von-der-Tann-/Ecke Bredowstraße rund 40 erwachsene Libanesen und etwa 100 Kinder untergebracht, die vor dem Krieg in ihrer Heimat geflohen waren. Nachbarn beschwerten sich über Müll im Hausflur und auf dem Hinterhof. „Damals war ich ganz neu im Rat und habe gleich zu einer Bürgerversammlung eingeladen“, erinnert sich Brennecke-Roos. Sie rief die Bürgerinitiative später gemeinsam mit dem inzwischen verstorbenen Franziskaner-Pater Christoph Höttges, langjähriger Pfarrer der Gemeinde Heilig Kreuz, sowie Maria Lüttringhaus und Elmar Pieper, damals Ratsleute der Grünen, ins Leben.

Als wirksam erwiesen sich die monatlichen Treffen, bei denen sich die Nachbarn aussprechen und Lösungsvorschläge erörtern konnten. Gemeinsame Feste, Bastel- und Aufräumaktionen sowie der Bau eines Spielplatzes sorgten für sinnvolle Beschäftigung und entspannten die Situation vor Ort. „Zudem gab es Projekte für Jugendliche, um deren Alltag zu strukturieren“, blickt die Vorsitzende zurück.

Mit dem Marktcafé in einem umgebauten und von libanesischen Jugendlichen angemalten Bauwagen rückte der heutige Storpplatz in den Fokus. „Den Wochenmarkt gibt es heute nicht mehr, wohl aber das Café, das heute im Storp 9 stattfindet“, so Werner van Eyll (69), Schatzmeister der BI, die für ihre Projekte mehrfach ausgezeichnet wurde. Die Wohnungsgesellschaft Allbau hatte ein ehemaliges Wohnhaus am Storpplatz zum Kultur- und Bildungszentrum Storp 9 umgebaut. Dort gibt es heute Hausaufgabenbetreuung, Computer- und Deutschkurse. Anlaufstelle ist auch der Bürgerladen an der Franziskanerstraße.

Heute hat die BI zahlreiche Kooperationspartner wie Stadt und Caritas. Die vier Säulen ihrer Arbeit hat die Bürgerinitiative Südostviertel bis heute beibehalten: Die Lebensmittelverteilung an Bedürftige, die jetzt in den Gemeinderäumen von Heilig Kreuz stattfindet, den Second-Hand-Kleiderladen „Schöner Schick“, den Mittagstisch für alle Stadtteil-Bewohner und das Marktcafé.

„Viele der ehrenamtlichen Helfer haben über die Arbeit für unsere Bürgerinitiative einen sozialen Beruf gewählt“, freut sich Brennecke-Roos. Die Vorsitzende wünscht sich Verstärkung durch jüngere Mitglieder. Denn die Arbeit der aktuell rund 30 Mitglieder ist weiter dringend erforderlich – davon ist die Vorsitzende überzeugt.