Essen-Rellinghausen. Heiko Meyenberg hat in China sein Traumgefährt, den Amberscoot konstruieren lassen und baut jetzt ein Geschäft in Essen-Rellinghausen auf.

Wenn Heiko Meyenberg (43) ein Eis essen geht und sein Gefährt vor dem Café parkt, zieht er die Blicke der Besucher auf sich. Sein Roller ist komplett mit dem Union Jack, der britischen Flagge, verziert und damit optisch ziemlich auffällig. Aber eben nur optisch, denn ansonsten hört man ihn kaum und riecht ihn gar nicht. Heiko Meyenberg fährt einen Elektroroller, und das mit großer Begeisterung. Gerade ist der Immobilienunternehmer dabei, sein Hobby zu einem zweiten beruflichen Standbein auszubauen.

Eigentlich kommt der gebürtige Schwabe aus der Autobranche, hat bei Mercedes-Benz gelernt. Irgendwann sattelte er um, machte sich mit Immobilien selbstständig. „Ich kaufe Häuser und Wohnungen auf, entwickele sie, indem ich sie umbaue und modernisiere“, erzählt der 43-Jährige, der seit 1993 im Ruhrgebiet lebt und arbeitet. „Hier musste ich mich erst mal einleben, Land, Leute und das Autobahnnetz zwischen Dortmund und Moers kennenlernen. Gefühlte 1000 Mal habe ich mich anfangs verfahren“, erinnert sich der Geschäftsmann und grinst.

Schon lange gilt sein Interesse den erneuerbaren Energien und der Verbindung von Umweltfreundlichkeit und Wirtschaftlichkeit. Solartherme, Photovoltaik, Windräder – was auch immer der Markt in dieser Richtung hergibt, hat Meyenberg schon ausprobiert und selbst getestet, bevor er es in die Häuser und Wohnungen seiner Kunden hat einbauen lassen. Eines seiner Testobjekte: das um 1900 erbaute Haus an der Ecke Frankenstraße/St. Annental, in dem sich seine Geschäftsräume befinden.

„Wann immer ich ein Elektroauto an der Tankstelle sah, habe ich mir gewünscht, dort ein anderes, eigenes Gefährt aufzuladen“, erinnert sich der Schwabe an den Beginn seiner Leidenschaft für Elektroroller, die im Frühjahr 2014 Form annahm. „Ich bin eigentlich Motorradfahrer, habe das vom Vater quasi in die Wiege gelegt bekommen“, sagt der Geschäftsmann. Ein Unfall brachte ihn von den schnellen, PS-starken Maschinen ab. „Ich wollte nur noch cruisen, die Landschaft genießen“, sagt er. In den 1990er-Jahren fuhr er dann eine alte Vespa in Mint und Pink, auch nicht gerade unauffällig. „Hauptsache verrückt.“

WirtschaftEr recherchierte weiter und fand irgendwann das passende Gefährt: den Elektroroller. „In Deutschland gibt es erst 3000 bis 4000 Stück davon. In Asien dagegen ist das ein Riesenmarkt. Geschätzte 22 Millionen Elektroroller sollen allein in China unterwegs sein“, erläutert Meyenberg. Und so flog er nach Shanghai, wo die Gefährte zum Straßenbild gehören. Meyenberg war schnell vom Roller-Virus infiziert, besuchte Produktionsstätten, setzte sich mit Designern zusammen, entwickelte mit ihnen gemeinsam einen Roller, der ihm selbst gefiel und der sich für den europäischen Markt eignen könnte. „Die ersten vier Exemplare des sogenannten Amberscoot habe ich einfliegen lassen, was natürlich sehr teuer war. Zwei weitere habe ich per Schiff kommen lassen“, erinnert er sich an den Start.

Bei Heiko Meyenberg können Unikate bestellt werden

Weitere 30 folgten, aktuell befindet sich die nächste Lieferung von 100 Elektrorollern in bunten Frühlingsfarben gerade auf dem Seeweg, soll nächste Woche eintreffen. „15 Roller habe ich inzwischen verkauft. Leben kann ich davon nicht, aber ich merke, dass unglaublich viele Leute nachfragen. Der Markt ist offenbar vorhanden“, freut sich Meyenberg, der auch gern per Elektroroller zum Immobilien-Termin fährt. „Das schafft gleich eine lockere Gesprächsatmosphäre und ich bin entspannt und gut gelaunt“, sieht er klare Vorteile in dieser Fortbewegungsart.

Wer einen Elektroroller bei Heiko Meyenberg bestellt, kann Ausstattungswünsche äußern und sich so ein Unikat anfertigen lassen. Die Wartezeit beträgt sechs bis acht Wochen. Die Roller, die Meyenberg unter der Bezeichnung Amberscoot vertreibt, gibt es als Ein- oder Zweisitzer mit einer Leistung von 800 bis 3000 Watt. Für die schwächeren Ausführungen reicht der normale Autoführerschein. Der Akku hält 60 bis 80 Kilometer, die Ladezeit für einen leeren Akku beträgt etwa fünf Stunden, der Strom kommt aus der Steckdose und kostet pro Ladung 50 Cent.

Akku hält 80 Kilometer

EinzelhandelDie Anschaffungskosten für einen Elektroroller betragen 1500 bis 2600 Euro. Die schwächere Version fährt 45 Stundenkilometer schnell, die schnellere schafft 80. „Ich denke über eine gedrosselte Variante für Schüler nach, die dann nur 25 Stundenkilometer fährt“, sagt Meyenberg. Die Roller wiegen zwischen 70 bis 120 Kilo.

Da viele den Elektroroller erst einmal kennenlernen möchten, will der Geschäftsmann auch einige Roller zur Vermietung für 13 Euro pro Tag zur Verfügung stellen. „Den Helm mietet man mit“, legt er Wert auf Sicherheit. „Vielleicht können wir sogar eine Art Lieferservice anbieten und den Leihroller zum Kunden bringen und wieder abholen“, überlegt er.