Essen-Haarzopf. . Der frisch gebackene Verein „Rumbacher Narren Essen-Haarzopf 2015“ setzt auf zeitgemäßen Karneval mit traditionellen Strukturen.
Die 13 Mann starke Truppe sitzt an dem langen Tisch im Keller des Haus Hermes, die Kegelbahn im Rücken und die nächste Runde Schnaps vor der Nase. Mit einem dreifachen „Rumskedi“ landet er in den Rachen der Karnevalisten. Heute trinken sie auf ihren Verein, den sie aus organisatorischen Gründen erst nach Karneval gründeten: die Rumbacher Narren – benannt nach dem Gewässer, das in Haarzopf entspringt und in die Ruhr mündet. „Karneval spricht viele junge Menschen nicht mehr an“, erklärt der erste Vorsitzende Markus Sakoschek, der vor Kopf sitzt. „Deshalb wollen wir das Brauchtum modernisieren.“
Tradition ist bedeutend im Karneval - das beweisen die Jahreszahlen am Ende vieler Vereinsnamen: 1935, 1929 und 1862 finden sich unter den Essener Gesellschaften. Die Rumbacher Narren sind die Ausnahme. Bei ihnen thront eine 2015 hinter dem Haarzopf - und darauf ist der Verein stolz.
Verein stellt Freiherrn
„Traditionen sind was Feines“, räumt der neue Präsident Dominik Müller ein. „Aber auch die beginnen immer mit dem ersten Schritt.“ Dazu gehöre zum Beispiel, dass die Tanzmariechen nicht mehr nur zu Gardemusik tanzen. „Sie sollen tanzen, worauf sie Lust haben“, so Sakoschek – und wenn es Hip-Hop sei. „Wir wollen damit andere Vereine aufrütteln, mehr mit der Zeit zu gehen.“ Konventionell hält es die Gemeinschaft jedoch mit ihrer Struktur. „Das ist ein Ritus, den wir gut finden“, sagt Sakoschek. „Auch wir haben Vorsitzende, Geschäftsführer, Standarte und Zeremonienmeister.“ Als Repräsentanten wird es aber kein Prinzenpaar geben. „Wir stellen einen Freiherrn von Rumbach.“
Wer das wird, soll ein Wettbewerb entscheiden. „Im November veranstalten wir ein Entenangeln“, erklärt Angelika Fernau, die Geschäftsführerin. „Das soll ein großes Fest für alle Haarzopfer werden.“ In dem Stadtteil gibt es bisher keine anderen Karnevalsvereine - darum ist der Zulauf bei den Rumbachern bereits beachtlich. „Wir haben schon 18 Anfragen für Mitgliedschaften“, so Sakoschek.
Und die machen sich getreu dem Motto „Nach Rosenmontag ist vor Rosenmontag“ schon fleißig ans Werk. Im kommenden Jahr wollen die Jecken mit ihrem ersten Motivwagen bei den Essener Umzügen mitfahren. Für die Initiatoren sei das ein Vollzeit-Hobby. „Allein die Satzung vorzubereiten hat uns mehr als 16 Stunden Arbeit gekostet“, sagt Fernau fröhlich. „Und richtig stressig wird es dann in der fünften Jahreszeit.“ Doch sie hoffen, dass sich ihre Mühe bezahlt macht – und dass es die Rumbacher Narren auch noch in 150 Jahren geben wird.