Essen-Rüttenscheid. . Die Andreasschule soll wegen wachsender Schülerzahlen dreizügig werden – spricht sich aber wegen mangelnden Betreuungsplätzen dagegen aus.
Während die Schülerzahlen stadtweit stagnieren oder leicht sinken, muss das Schulamt die Prognose für Rüttenscheid korrigieren: Angesichts der bis 2020 um 88 Kinder wachsende Zahl der Erstklässler im Bezirk II soll die Andreasschule ab dem kommenden Schuljahr dreizügig werden. Darauf verständigte sich gestern auch der Schulausschuss.
Die Schulkonferenz spricht sich unter den gegebenen Voraussetzungen jedoch dagegen aus. „Wir haben zwar ausreichend Klassenräume zur Verfügung – aber nicht genug Platz für eine Ganztag- oder Über-Mittag-Betreuung. Deswegen hat sich die Schulkonferenz gegen den Vorschlag der Stadt ausgesprochen“, sagt Schulleiterin Stephanie Kassing. Für 71 der für das kommende Schuljahr angemeldeten 73 I-Dötzchen sei Betreuungsbedarf angemeldet worden. Dabei stehen im Offenen Ganztag und in der 8- bis 13-Uhr-Betreuung aktuell nur 50 Plätze zur Verfügung.
Behelfslösung seit den Siebzigern
Hinzu komme, dass bestehende Räume sanierungsbedürftig seien – allen voran die Container, die in den Siebzigern als Behelfslösung gebaut wurden. „Die letzte Sanierung der Pavillons war in den Neunzigern. Wir hören häufig Beschwerden von Eltern und Kindern. Durch die Nachtspeicherheizungen ist es dort meist zu kalt oder zu warm, einige Fenster sind undicht. Dort eine Klasse unterzubringen, ist schwierig“, sagt Stephanie Kassing. Auch aus pädagogischer Sicht hält sie eine Dreizügigkeit ohne passendes Betreuungsangebot für nicht zeitgemäß, „das wollen wir weder den Kindern noch den Eltern zumuten“, sagt die Schulleiterin.
Regine Möllenbeck, Chefin der Essener Schulverwaltung, sieht an erster Stelle die Schulpflicht: „Das Problem zu weniger Betreuungsplätze haben wir im gesamten Stadtgebiet. Ich sehe aber zuerst die gestiegenen Anmeldezahlen und damit verbunden großen Handlungsbedarf.“ Von den drei Rüttenscheider Grundschulen sei nur die Andreasschule räumlich in der Lage, eine dritte Klasse aufzunehmen, argumentiert das Schulamt. Erst recht ab Sommer, wenn der Sprachenzweig der Förderschule Am Steeler Tor, der aktuell noch einen Teil der Andreasschule nutzt, zur Bernetalschule umzieht. Klassenräume gibt es genug: Erst 2006 war die Von-Einem- mit der Andreasschule zusammengegangen.
„Meine Vorgänger haben damals Grundschulen geschlossen oder zusammengelegt, weil damals weniger Kinder prognostiziert wurden“, so Möllenbeck, die 2013 die Leitung des Fachbereichs Schule übernahm. Um die räumliche Situation zu klären, ist für Freitag ein Ortstermin an der Andreasschule geplant. Mittel, neue Räume zu schaffen, sind kaum vorhanden. Bei möglichen Sanierungen müsse man schauen, inwieweit man auf der Prioritätenliste der städtischen Immobilienwirtschaft nach vorne rücken könne, so Möllenbeck. Sie bekräftigt: „Wir brauchen erst einmal den Beschluss zur Dreizügigkeit und können uns dann weiter um die Betreuung kümmern.“