Essen-Haarzopf. . Drei Mannschaften der aufgelösten SGN spielen jetzt beim TC Rawa. Der Verein sieht sich als ökologisch orientiertes Wirtschaftsunternehmen.
Die Zeiten, in denen der Tennissport dank Steffi Graf und Boris Becker boomte, sind lange vorbei. Das merken die Vereine vor Ort deutlich. Während der Mitgliederschwund für einige Vereine das Aus bedeutet, wachsen andere – auch weil Spieler der aufgelösten Clubs eine neue sportliche Heimat suchen.
Beispiel Haarzopf: Beim Tennisclub Skigemeinschaft Niederrhein (TC SGN) an der Raadter Straße gingen zum Jahresende 2014 endgültig die Lichter aus. Davon profitiert jetzt der Nachbarverein TC Rawa Haarzopf, der drei der SGN-Teams aufnimmt. Die Tennisabteilung des Rasen- und Wassersportvereins, die sich 1972 vom Hauptverein abspaltete, hat 290 Mitglieder. „Wir sind zuversichtlich, zum Saisonbeginn die 300 wieder überschritten zu haben“, sagt Harald Seidel, Vorsitzender des TC Rawa. Durch die 21 ehemaligen SGN-Spieler wird Rawa in der kommenden Tennissaison, die Anfang Mai beginnt, zehn oder elf Erwachsenen-Teams und acht oder neun Jugendmannschaften für den Ligabetrieb melden können.
Der Verein verfügt über sieben Außenplätze, eine Tennishalle, Schwimmbad, Sauna, Fitness-Raum und eine Vereinsgastronomie. „Natürlich sind die Beiträge bei uns höher als bei einem kleinen Verein wie der SGN“, erläutert der Vorsitzende.
Um den früheren SGN-Spielern, aber auch anderen Neumitgliedern, den Eintritt bei Rawa finanziell schmerzfreier zu gestalten, gilt für alle Neumitglieder, die sich 2015 anmelden, ein über die nächsten drei Jahre gestaffelter Einstiegsbeitrag. „Wie alle Tennisvereine sind wir schon aus wirtschaftlichen Gründen daran interessiert, mehr Mitglieder aufzunehmen“, erklärt der Vorsitzende den Hintergrund dieser Maßnahme.
Der TC Rawa sieht sich jenseits von Punkten und Meisterschaften durchaus als Wirtschaftsunternehmen. Neben den Mitgliedsbeiträgen nimmt der Verein Geld durch die stundenweise Vermietung der Tennishalle an Mitglieder, aber auch an Fremde wie eine asiatische Kampfkunstschule, sowie durch die Nutzung des Schwimmbades ein. Dort finden sowohl Schwimmkurse für Kinder als auch Wassergymnastikkurse für Ältere statt. Die Gastronomie dagegen, die nicht nur Mitgliedern für Feiern und Catering zur Verfügung steht, führt Clubwirt Georg Janowski auf eigene Kosten.
Der TC Rawa sieht sich laut Harald Seidel als Verein mit ökologischer und ökonomischer Zielsetzung. Bereits 2001 ließ man ein Regenwasser-Versickerungsbecken bauen, um das Regenwasser vom Hallendach ins Grundwasser versickern zu lassen und so die Kanalisation zu entlasten. 2010 installierte man einen Wärmetauscher, der Energie aus der Luft entzieht und so Stromkosten spart.
„Richtig viel Strom und damit Geld sparen wir seit 2014. Im vergangenen Jahr haben wir das Hallendach erneuert und eine Photovoltaik-Anlage anbringen lassen“, so der Vorsitzende.
Gerade für das Schwimmbad mit einer Wassertemperatur von 28 Grad brauche man viel Energie. Für die Zukunft sei außerdem die Umrüstung der Hallen-Beleuchtung von Leuchtstoff- auf LED-Lampen geplant. Hier liege das Einspar-Potenzial bei 60 Prozent.
„Wichtiges Ziel ist jetzt, die SGN-Spieler zu integrieren“, so Harald Seidel. Dazu könnten auch Aktionen wie Karneval, Kino-Nacht, Boule-Wettbewerbe, Tanz in den Mai oder die Pfingstradtour beitragen, bei denen man sich besser kennenlerne.
Schon Mitte des vergangenen Jahres hatte die SGN signalisiert: Wenn es nicht gelinge, neue Mitglieder zu gewinnen, sei zum Jahresende Schluss. Noch im Herbst 2014 hatte der Verein, der drei Ascheplätze an der Raadter Straße bespielte, verschiedene Werbeaktionen gestartet, um wieder auf eine Mitgliederzahl von mindestens 140 zu kommen, die den Betrieb von Plätzen und Clubhaus rentabel gemacht hätte. Die Bemühungen waren vergeblich.
Inzwischen sind Plätze und Clubhaus an der Raadter Straße geräumt, Netze, Zäune, Terrasse, Clubhaus-Mobiliar und Zapfanlage verschwunden. Die Zukunft des Geländes ist noch ungewiss. Das Grundstück sei nach der Kündigung durch den Tennisverein bereits verkauft, so eine Sprecherin des bisherigen Eigentümers Thyssen-Krupp. Einige rechtliche Fragen seien aber noch zu klären, bevor der Vertrag gültig werde.
Was mit den Spielern des aufgelösten Clubs SGN passiert, ist dagegen klar: Ein Teil wird am Zeißbogen beim TC Bredeney spielen, die Herren 60 sind jetzt in Rellinghausen aktiv. Drei Mannschaften aber wechseln zum direkten Nachbarn TC Rawa Haarzopf, der am Rottmannshof spielt.
Die SGN teilt ihr Schicksal übrigens mit anderen Vereinen. „Zwei bis drei Vereine pro Jahr geben derzeit in unserem Bereich auf, andere Clubs fusionieren“, bestätigt Veronika Kery vom Tennisverband Niederrhein den rückläufigen Trend in der Sportart.