Essen-Rüttenscheid. Viele Bürger wünschen den Erhalt des Oktoberfestes auf dem Messe-Parkplatz. Linke begrüßen das Urteil und fordern Nachbesserung des Lärmschutzes.

Die Nachricht vom möglichen Aus für Oktoberfest und Gourmetmeile traf viele Nachteulen und Kneipengänger offenbar wie ein Paukenschlag: „Bei uns am Tresen gab es gestern Abend kaum ein anderes Thema. Und selbst, als ich meine Tochter aus dem Kindergarten abgeholt habe, wurde ich darauf angesprochen“, sagt Stefan Romberg, Gastwirt im Mittendrinn und Mitorganisator von „Rü Genuss“. Er rief eine Unterstützerseite für beide Veranstaltungen auf Facebook ins Leben. Bis Donnerstagabend zählte „Pro Rü Oktoberfest & Rü Genuss Pur“ bereits mehr als 1000 Unterstützer – die allerdings auch ohne ihr eigenes Zutun hinzugefügt werden können. Der Rückenwind dort ist dennoch beachtlich: Viele reagieren empört auf das Urteil des Verwaltungsgerichts Gelsenkirchen, laut dem die Genehmigung des Festes rechtswidrig war.

„Bei der Seite geht es darum zu zeigen, wie viele Menschen hinter den Veranstaltungen stehen. Außerdem hat man auf diesem Wege viele Befürworter zusammen, die man für mögliche andere Aktionen zusammentrommeln könnte“, sagt Stefan Romberg. Er hat mehrere Ideen, „mit denen man ein Zeichen setzen könnte. Einen Flashmob wie damals beim Einsatz für die Außengastronomie etwa“.

Linke begrüßen das Urteil

Nicht alle teilen diese Meinung: Corinna Ernst, die die Linke in der Bezirksvertretung II vertritt, „begrüßt im Interesse der direkten Anwohner des Oktoberfestes, dass die Entscheidung des Gelsenkirchener Verwaltungsgerichtes eine Chance für einen besseren Lärmschutz bietet“. Die Bürger in Rüttenscheid seien ganzjährig hohen Belastungen ausgesetzt durch starkes Verkehrsaufkommen und Kneipenlärm „und auch immer mehr durch diverse Festivitäten rund um die Rüttenscheider Straße“. Deswegen müssen die Stadt nun alles tun, um den Lärmschutz zu verbessern – es sei erstaunlich, dass ein Gericht die Stadt erst daran erinnern müsse.

Eine stichprobenartige Umfrage am Stern zeigt hingegen, dass viele Rüttenscheider den Erhalt beider Veranstaltungen wünschen. In Essens Szene- und Ausgehviertel Nummer Eins passiere wenigstens etwas, finden sie. Von den Anwohnern wünschen sich die meisten der Befragten mehr Toleranz.

Zu einem anderen Ergebnis kommt hingegen unsere – nicht ortsgebundene – Online-Umfrage, wonach eine Mehrheit die klagenden Anwohner verstehen kann.