Essen-Haarzopf. . Vor 100 Jahren wurde Haarzopf nach Essen eingemeindet. Der ländliche Stadtteil kam gemeinsam mit dem reichen Bredeney.

Wer die aktuelle Entwicklung Haarzopfs verfolgt und die zahlreichen Bauprojekte betrachtet, kann sich nur mit viel Mühe vorstellen, wie es im Stadtteil zur Zeit der Eingemeindung zu Essen vor 100 Jahren aussah. Als Haarzopf am 1. April 1915 zu Essen kam, war der dünn besiedelte Stadtteil noch sehr ländlich geprägt. Dort wohnten vorwiegend Bauern. Die alten Kötter, aber auch Bergleute, die um die Jahrhundertwende verstärkt zuzogen, und viele Milchhändler prägten das Straßenbild. So beschreibt Herbert Schmitz, Haarzopfer Heimatforscher, die damalige Situation.

Pferdewagen, beladen mit Milchkannen, wie oben auf dem Bild von Händler Osterfeld zu sehen, fuhren die Erzeugnisse der Bauern aus und verkauften sie überwiegend in den aufstrebenden Stadtteilen Bredeney und Rüttenscheid. Oft mussten die Kinder beim Ausfahren der Milch helfen.

Bevor Haarzopf nach Essen eingemeindet wurde, kam es 1910 erstmal zur wohlhabenden Nachbargemeinde Bredeney. Eigentlich war das arme Haarzopf dort gar nicht wirklich willkommen. Die Bredeneyer waren gute Steuerzahler und deshalb von Essen stark umworben. Nach diversen Bemühungen kam Bredeney dann tatsächlich 1915 zu Essen. Und quasi als Anhängsel auch Haarzopf, als mögliches Bauland für geplante Villenkolonien, wie Herbert Schmitz es beschreibt.

Und Haarzopf bekam „Willkommensgeschenke“, wie es der Hobbyhistoriker nennt: zum Beispiel einen Baukostenzuschuss für die evangelische Schule, vier elektrische Straßenlampen am Tommesweg, Harscheidweg und Sonnenscheinsweg sowie Material zur Ausbesserung der Wege.

Aktuell gehört Haarzopf zu den am schnellsten wachsenden Stadtteilen, was die Einwohnerzahlen betrifft. Irgendwie bahnte sich diese Entwicklung schon früh an, wie ein Blick auf die Bevölkerungszahlen in den beiden vergangenen Jahrhunderten zeigt. Lebten 1816 gerade einmal 366 Menschen in Haarzopf, waren es etwa 100 Jahre später zur Zeit der Eingemeindung 1550 Einwohner.

Diese Steigerung ging in erster Linie auf den Zuzug von Bergleuten zwischen 1871 und 1905 zurück. Um all die neuen Bewohner unterbringen zu können, wurde schon damals viel gebaut. „An diversen Häusern, beispielsweise in der Humboldtstraße, sind die Jahreszahlen der Errichtung, also um 1900, klar erkennbar“, schreibt Schmitz in dem vor kurzem erschienen Buch „Haarzopf/Fulerum - gestern und heute“. Wiederum knapp 100 Jahre später, 2013, leben 6613 Menschen in Haarzopf.

Anlässlich des 100. Jahrestages der Eingemeindung von Haarzopf nach Essen und weiterer Jahrestage, die der Stadtteil 2015 begeht, lädt der Bürgerverein für Samstag, 17. Januar, ab 19 Uhr, zur Feierstunde in den Saal des Tanzsportclubs Casino Blau-Gelb, in der Neuen Mitte Haarzopf, Fulerumer Straße 223, ein.