Essen-Rüttenscheid. . Seit 36 Jahren verkauft Klaus Wiersch aus Bottrop Fichten und Tannen auf dem Rüttenscheider Markt. Er weiß, was einen guten Weihnachsbaum ausmacht.
Messechef Oliver P. Kuhrt braucht keine fünf Minuten, da ist die Entscheidung gefallen und die stolze, 1,70 Meter große Nordmanntanne im Dachgepäckträger verstaut. „Nachdem ich den Weihnachtsbaum im vergangenen Jahr auf den letzten Drücker besorgt habe, hatte ich mir dieses Mal fest vorgenommen, schneller zu sein“, sagt er fast erleichtert. Fürs Schmücken sind seine beiden Töchter, acht und neun Jahre alt, zuständig, erzählt er: „Seit die beiden das übernommen haben, wird der Baum Jahr für Jahr bunter.“ Pünktlich zum Umzug von Köln nach Essen im Januar wird die Tanne schon wieder ausgedient haben.
Dass sie bis dahin möglichst ihren Duft und ihre Nadeln behält, dafür ist Klaus Wiersch verantwortlich. Seit 36 Jahren verkauft der Händler aus Bottrop bereits seine Weihnachtsbäume am Rüttenscheider Markt und an der Gemarkenstraße in Holsterhausen. Bekannt ist Wiersch auch, weil er bis vor zwei Jahren als Markthändler in Rüttenscheid Obst und Gemüse verkaufte, ein 102 Jahres altes Familiengeschäft. „Aber es wurde Zeit, kürzer zu treten“, sagt der 69-Jährige. Für die Bäume aber gelte das nicht, „die sind mein Hobby“, sagt Wiersch.
Treue Fichten-Fans
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Nach mehr als drei Jahrzehnten ist der Händler ein echter Weihnachtsbaum-Experte geworden. Ein Großteil seiner Nordmanntannen stammt aus Dänemark. „Das raue Klima ist perfekt für die Sorte, die ursprünglich in Russland gezüchtet wurde“, weiß Klaus Wiersch. Seit etwa 20 Jahren sei der Siegeszug der Nordmanntanne in deutschen Wohnzimmern ungebrochen. „Die nadeln weniger. Dennoch gibt es auch unter meinen Kunden treue Fichten-Fans, die vor allem den intensivieren Tannen-Geruch mögen“, hat Wiersch beobachtet. Was nun gegen das Nadeln hilft, Salzwasser oder Glycerin? „Nix von beiden. Wer fest daran glaubt, kann es ja machen. Am wichtigsten ist, dass der Baum möglichst frisch ist“, weiß Klaus Wiersch, der seine Fichten und Nordmanntannen auf dem heimischen Hof in Bottrop lagert.
Seit Montag steht Wiersch wieder am Rüttenscheider Markt, jeden Tag von 10 bis 18 Uhr, an den Markttagen mittwochs und samstags baut er seinen kleinen Wald bereits ab 4 Uhr auf. Viel Einsatz für ein Geschäft, das in den vergangenen Jahren mehr und mehr von den Baumärkten bestimmt wird. „Die Konkurrenz merken wir schon. Aber bei Preisen ab 9,90 Euro für einen kleinen Baum können wir nicht mithalten. Das ist wie beim Obst: Immer weniger Menschen sind bereit, für Qualität auch entsprechend mehr zu zahlen“, sagt Wiersch, der kleinere Exemplare ab 25 Euro verkauft. Größere Weihnachtsbäume schlagen mitunter mit 50 bis 70 Euro zu Buche. An den letzten zwei, drei Tagen vor dem Fest und an Heiligabend selbst rechnet Wiersch dennoch mit einem Ansturm. Der Grund liegt für ihn auf der Hand: „Weihnachten kommt jedes Jahr so plötzlich.“