Jugendliche nehmen im "Storp 9" das ehrgeizige Projekt "A 40 Sounds" in Angriff.Castings an fünf Schulen im Umkreis. Noch im Sommer wollen die Teilnehmer richtig durchstarten
Südostviertel. Der Storpplatz ist eine Betonwüste, in der nur ein paar Graffiti für ein bisschen Farbe sorgen. Die A 40 und die vierspurige Oberschlesienstraße liefern den passenden Sound zum Bild. Wenn eine der schwierigen Ecken der Stadt es einmal in die Medien schafft, dann meistens, wie im vergangenen Sommer, wenn es ernst wird: Nur die Polizei konnte Ausschreitungen zwischen türkischen und kurdischstämmigen türkischen Jugendlichen auf der benachbarten Gerhard-Stötzel-Straße verhindern.
Doch heute brennt es hier nicht. Schwere Beats hallen dumpf von den Häuserwänden wider. Vor der eigens aufgebauten Bühne nicken Baseballmützen und Kopftücher im Takt. Nachbarn kleben neugierig in ihren Fenstern. Über 100 Zuschauer werden am Ende des Tages dem Ruf des Sprechgesangs gefolgt sein. "Unser Sommer steht im Zeichen des Hip-Hop", erklärt Florian van Rheinberg, Sozialarbeiter im "Storp 9".
Mit 27 verschiedenen Nationen hat er es in seinem Arbeitsalltag zu tun. Einige davon sind auch heute gekommen, um sich die Auftritte der Lokalgrößen "Hotlaroc", "Tarnstrand Jibel J", "Plattenreiter.EU" oder "Big T" anzusehen. Oder selbst mitzumachen, wie etwa Daniel Equoil Divant aus Kamerun. Seit drei Jahren wohnt er "um die Ecke". Viel gebe es hier nicht, berichtet er, hin und wieder gehe er ins Jugendcafé des "Storp 9". Dass er es versteht, in französischer Sprache zu rappen, kommt an diesem Tag gut an. "Es ist nicht immer leicht, mit den Jugendlichen hier in einen Dialog zu kommen", sagt van Rheinberg. Schritt für Schritt geht das nur. Einer ist heute gemacht.
Eine Menge Stufen hat er noch zu nehmen, am Anfang aber steht er nicht mehr. Zusammen mit seinen Nachbarn im "Storp 9", dem Kunstverein "Port", und dem engangierten Rapper "Big T", Thomas Seifert, hat er das Projekt "A 40 Sounds" aus der Taufe gehoben. Durch fünf Schulen sind Florian und "Big T" getingelt, um talentierte Rapper, Soul-Sänger oder Beat-Boxer - die imitieren die Beats mit dem Mund - zu casten. Klar, dass es bei dem Projekt auch um sogenannte "schulschwierige" Jugendliche geht.
"Der Probelauf in der Grundschule am Wasserturm hat direkt sehr gut geklappt", berichtet Florian van Rheinberg. Ernst wurde es dann in der Hauptschule Wächtlerstraße im Südostviertel, der Theodor-Goldschmidt-Realschule in Frillendorf, der Förderschule am Steeler Tor im Ostviertel und der Beisingschule im Nordviertel.
"Wir haben knapp 40 Jugendliche ausgesucht. Davon werden noch einmal die fünf bis sieben besten je Schule in einem Recall ermittelt", so van Rheinberg. Mit denen soll es schon im Sommer richtig losgehen. In Workshops werden sie mit "Big T" Musik per Computer kreieren, Songs schreiben, reimen, rappen, aufnehmen, CD-Cover gestalten und Auftritte vorbereiten. Teamarbeit, Anerkennung des anderen, Umgang mit der deutschen Sprache: Die Effekte, die am Ende der zunächst einjährigen Projektphase stehen sollen, sind vielfältig.
"Viele Absagen und fehlende Förderung sind tödlich für die Motivation", weiß "Big T", der selbst im Viertel groß geworden ist. Der 25-Jährige hat sich viel vorgenommen: "Ich möchte den Jungs und Mädchen vermitteln: Ihr könnt ein Ziel erreichen und damit erfolgreich sein."