Essen-Haarzopf/Fulerum. . Die Nachbarschaftshilfe „Rat und Tat“ besteht zwei Jahre und hat jetzt ihren 100. Auftrag erledigt. Die Mitglieder wollen gern noch mehr helfen.
Wer am vergangenen Sonntag über den Haarzopfer Weihnachtsmarkt bummelte, dem fiel das große Plakat auf, auf dem Ehrenamtliche der Nachbarschaftshilfe „Rat und Tat“ mit Namen und Bild zu sehen waren. „Ach, guck mal, das ist doch die Frau von nebenan“, war da mehr als einmal zu hören. Gleichzeitig verteilten Helfer am Stand Kärtchen, um für „Rat und Tat“ zu werben, Hilfsbedürftige auf das Angebot aufmerksam zu machen und vielleicht neue Helfer zu gewinnen.
„Dass die Leute bekannte Gesichter aus dem Stadtteil sehen, ist natürlich Absicht. Das schafft Vertrauen“, erklärt Christian Ritzka, Initiator von „Rat und Tat“. Vor rund zwei Jahren gingen die Ehrenamtlichen mit ihrem Angebot an den Start, steigerten die Zahl der Helfer in dieser Zeit von zwei auf knapp 30. „Uns mangelt es eher an Aufträgen als an Helfern“, gibt Ritzka zu. Er fürchtet, dass das Angebot bei Hilfsbedürftigen noch gar nicht so bekannt ist oder sich die Menschen scheuen, um Hilfe zu bitten. „Es muss niemandem unangenehm sein, nach Unterstützung zu fragen, wenn er zum Beispiel nach Krankheit oder einem Krankenhaus-Aufenthalt noch nicht wieder fit ist oder sich im Alter nicht mehr traut, auf die Leiter zu steigen, um eine Glühbirne auszuwechseln“, so der Initiator.
Gerade konnten die Helfer ihren 100. Auftrag ausführen. „Auf die zwei Jahren umgerechnet, ist das ungefähr jede Woche einer“, so Ritzka. Das Angebot sei an keine Religion oder Nationalität gebunden, beziehe sich aber nur auf die beiden Stadtteile Haarzopf und Fulerum. Mehr Aufträge seien auch deshalb wichtig, damit einmal gewonnene Helfer nicht wieder abspringen. „Es besteht die Gefahr, dass die Motivation nachlässt, wenn die Hilfe nicht angefordert wird. Nur für Büroarbeit ist vielen ihre Zeit zu kostbar. Die wollen wirklich vor Ort aktiv werden.“
Ritzka verweist auf die mehr als 10 000 Einwohner in Haarzopf und Fulerum. „Da kann man eigentlich davon ausgehen, dass es Bedarf an nachbarschaftlicher Hilfe gibt.“ Vielleicht existiere aber ganz kleinteilig und ohne Institution im Hintergrund bereits ein gut organisiertes Hilfssystem. Gern begleiten die Ehrenamtlichen Senioren zu Ärzten, Ämtern oder auf Spaziergängen, kaufen ein oder kümmern sich – dann immer in Zweierteams – um Kinder.
Lokale Handwerker bevorzugt
„Am häufigsten wird eine Haushalthilfe angefragt. Aber das können wir nicht leisten, können nur helfen, jemanden zu finden“, so Ritzka. In Sachen Gas, Wasser und Strom verweisen die Ehrenamtlichen auf Profis, mit denen man gute Erfahrungen gemacht habe. Wenn es einen Vertreter der gesuchten Branche im Stadtteil gibt, empfehlen die Helfer diesen bevorzugt.
Die Ehrenamtlichen übernehmen nicht nur spontan anfallende Aufgaben. Ein Helfer ist jeden Mittwoch dabei, wenn der Bürgerbus zum Kirchenbus wird, die Senioren zu einer Andacht mit anschließendem gemütlichen Beisammensein abholt und später wieder bis vor die Haustür bringt.
„Einige möchten auch anrufen, wenn sie kein konkretes Problem haben“, so Christian Ritzka. Denn auch gegen die Einsamkeit sei „Rat und Tat“ offenbar ein gutes Mittel. Die Gruppe bemühe sich, Neuzugezogene zu erreichen und sie zu unterstützen. Das gelte auch für die Asylbewerber, die in Haarzopf leben. So sitzen zwei Mitglieder von „Rat und Tat“ am Runden Tisch, kümmern sich um Hausaufgaben-Betreuung für die Flüchtlingskinder. „Unser Ziel ist es, die einzelnen Hilfsangebote, die es sowieso im Stadtteil gibt, zu vernetzen, so dass die Last nicht nur auf wenigen Schultern liegt“, sagt Ritzka.