Essen. . Beim Stadtteil-Check schneidet Essen-Schönebeck beim Thema Kommunalpolitik am besten ab. Das liegt auch an einem altgedienten CDU-Ratsherrn.
Um das Image von Politikern ist es nicht zum Besten bestellt. Wenn Meinungsforscher nach den angesehensten Berufsgruppen fragen, landen Politiker ganz unten. Das färbt ab auch auf jene, die ehrenamtlich tätig sind. Engagieren sich Kommunalpolitiker in Ihrem Stadtteil? Gehen sie Probleme an?
Das wollten wir in unserem Stadtteil-Check von Ihnen wissen. Unterm Strich vergaben unsere Leser die Durchschnittsnote 4+. Auf dem Schulzeugnis gäbe es dafür wohl keine Belohnung. Noch am besten abgeschnitten hat Schönebeck mit der Note 2,37.
Wo denn sein Büro sei, wird Klaus Diekmann gerne gefragt, wenn er Besucher durchs Rathaus führt. „Da müssen sie zu mir nach Hause kommen“, antwortet Diekmann dann, der für die CDU im Rat der Stadt sitzt. Auch die finanzielle Aufwandsentschädigung, die Mandatsträger erhalten, sei immer wieder ein Thema. Ein paar hundert Euro sind es im Monat. 30 Stunden pro Woche investiere er in seine politische Arbeit. Abends, an Wochenenden, dann, wenn andere Feierabend haben. Nein, des Geldes wegen tut sich das keiner an.
Als Lokalpolitik im Stadtteil allgegenwärtig
Klaus Diekmann zählt zu jener Sorte Lokalpolitiker, die man gerne Platzhirsch nennt. Sie gehören seit Jahrzehnten zum politischen Betrieb, sind in ihrem Stadtteil allgegenwärtig. Es fallen einem andere Namen ein: Werner Dieker, der „König von Katernberg“ von der SPD, oder Hanslothar Kranz von de CDU, viele Jahre „Bürgermeister von Werden“.
Auch interessant
Beide haben sich aus der ersten Reihe zurückgezogen, in der Klaus Diekmann noch sitzt. Seit 1984 gehört der Schönebecker dem Rat der Stadt an, damit ist er der Dienstälteste im Stadtparlament. Dass sein Schönebeck beim Stadtteilcheck am besten abgeschnitten hat, freut den 75-Jährigen. Diese These ist erlaubt, dass es auch mit seiner Arbeit zu tun hat.
Die SPD kam für Klaus Diekmann nicht in Frage
Als Jugendlicher engagierte Klaus Diekmann sich in der katholischen Jugendarbeit, als junger Mann in der Obdachlosenhilfe. 1974 trat er in die CDU ein, als andere „Willy“ wählten. Die SPD kam für Diekmann nicht in Frage, zu sehr sei er durch sein katholisches Elternhaus geprägt worden. Außerdem habe es ihn geärgert, dass damals in Essen „ohne die SPD nichts ging“.
Zum politischen Mitbewerber pflegt Diekmann heute ein gutes Verhältnis, auch wenn man anderer Meinung ist. Dass er selbst auch mal falsch liegt, gesteht Diekmann ein. „Die SPD hatte Recht, als sie gegen den Bau der A 31 war. Da sind wir als CDU zu schnell auf den falschen Zug aufgesprungen.“
An der Theke und beim Gemeindefest
Klaus Diekmann nimmt für sich in Anspruch, nicht aufs Parteibuch zu gucken, wenn jemand Hilfe braucht. „Wenn zu mir einer kommt, weil er ein Problem hat, ist mir egal, woher er kommt.“ Er höre zu, sei es an der Theke oder beim Gemeindefest. „Als Politiker muss man die Bürger mitnehmen.“ Das gilt im Kleinen wie im Großen.
Ambitionen, etwas zu werden in der Politik, im Land oder im Bund, habe er nie gehabt. Der gelernte Elektriker, der es über den zweiten Bildungsweg bis zum technischen Leiter im Haus der Technik gebracht hatte, wollte sich auf ein Leben als Berufspolitiker nicht einlassen. Wohl wissend, dass bei der nächsten Wahl alles vorbei sein kann.
Diskussionen über neue Baugrundstücke
„Ich wollte immer etwas für Schönebeck tun“, sagt Diekmann und muss als Ratsherr auch Kompromisse schließen. Zum Beispiel beim Wohnungsbau, aktuell wieder ein heißes Eisen. „Man kann nicht immer sagen, lieber da und nicht bei uns“, sagt Diekmann. Dass in Schönebeck neue Baugrundstücke erschlossen wurden, findet im Stadtteil nicht jeder gut.
Er sei froh, dass der Bevölkerungsrückgang gestoppt wurde, sagt Diekmann. Als es auf einer Baustelle mal Probleme gab, standen die Bauherrn in mit Lehm verschmierten Gummistiefeln in Diekmanns Garten und beschwerten sich. Auch das muss ein Lokalpolitiker ertragen.
Alle Analysen und Grafiken zum Stadtteil-Check finden Sie hier.