Essen. . Essener Senioren fühlen sich in Überruhr-Hinsel am wohlsten. Das ist das Ergebnis des Stadtteil-Checks. Hauptgrund ist das Sicherheitsgefühl.
Ingrid Piel wollte unabhängig sein, ohne Bevormundung leben, aber sie wollte auch Gesellschaft, nicht völlig alleine bleiben. Vor einem Jahr ist die 80-Jährige in das Haus unterm Regenbogen in Überruhr-Hinsel gezogen – und hat hier gefunden, was sie suchte. Das zwölfgeschossige Hochhaus, in blau und gelb gestrichen, ist das auffälligste Bauwerk im Stadtteil, schon zu sehen von Steele aus, bevor man über die Kurt-Schumacher-Brücke fährt. Seit 20 Jahren bietet es Wohnraum für Senioren wie Ingrid Piel, die noch selbstständig sind, aber nicht mehr ganz alleine leben wollen.
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Beim Stadtteil-Check hat Überruhr-Hinsel in der Kategorie Seniorenfreundlichkeit mit einer Durchschnittsnote von 2,02 am besten von allen 50 Essener Stadtteilen abgeschnitten. Das Haus unterm Regenbogen, in dem aktuell rund 80 Senioren leben, ist der ideale Ort, um zu ergründen, woran das liegt.
Senioren fühlen sich in Überruhr-Hinsel sicher
„Wir fühlen uns hier sicher“, sagt Dirk Pulfrich. Der 76-Jährige wohnt seit fünf Jahren am Gewalterberg, gehört zu denen, die noch Auto fahren und sich aktiv im Stadtteil bewegen. Im Haus fühle er sich sicher, ebenso aber auch, wenn er im Viertel unterwegs ist.
Gegründet wurde das Haus unterm Regenbogen 1999 unter anderem von Sonja Wendland. Zunächst war es als Studentenwohnheim genehmigt worden, der Protest war groß gegen den hohen Bau. Schließlich fragte die Stadt bei der Awo an, ob sie Seniorenwohnungen einrichten wolle. Wendland, Mitarbeiterin des sozialen Dienstes, war damals schon bei der Begehung dabei. Sie sagt, es sei vor allem eine „emotionale Sicherheit“, die die Bewohner des Stadtteils und des Hauses spüren.
Überruhr-Hinsel habe sich trotz stark gestiegener Einwohnerzahlen und Bebauung in den 1970er Jahren seinen ländlichen Charakter erhalten. „Es ist entspannt und ruhig hier“, sagt Wendland.
Auch mit dem Nahverkehr sind die Senioren zufrieden
Das gilt auch für das direkte Umfeld des Hauses unterm Regenbogen. Der Park nebenan sei ebenerdig, es gebe viele Bänke, zählt Ingrid Piel die Vorzüge ihrer Heimat auf. Obwohl Überruhr-Hinsel beschaulich ist, liegen alle relevanten Einkaufsmöglichkeiten in der Nähe.
Auch die Ärzte-Infrastruktur ist umfangreich, vor allem gebe es viele Mediziner, die ins Haus kommen. Auch mit dem Nahverkehr sind die Senioren zufrieden: Steele beispielsweise ist in wenigen Minuten mit dem Bus erreichbar.
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Runter in den Nachbarstadtteil geht der Blick von den nördlichen der 76 vermietbaren Wohnungen aus. Zwischen einem und dreieinhalb Zimmern sind sie groß. Die meisten ziehen ein, wenn ihr Partner verstorben ist. Nur fünf Ehepaare gehören zu den Bewohnern. Das Haus unterm Regenbogen ist eine Awo-Einrichtung, es vermittelt ambulante Hilfen, bietet ein Baukastensystem, aus dem die Bewohner wählen können, was sie brauchen: Hilfe beim Einkaufen, Shuttle-Service ins Zentrum, Begleitung zum Arzt. Es gibt Bastel- und Spieletreffen, gemeinsame Ausflüge, Gedächtnistraining. Die Bewohner leben in einer Hausgemeinschaft, nicht in einem Pflegeheim.
Den Senioren ist die Geselligkeit wichtig
Es geht vor allem um eines: Geselligkeit. „Seitdem ich hier lebe, bin ich mobiler geworden, auch im Kopf“, sagt Christine Voßbeck. Die 85-Jährige lebt erst seit November in einer der Wohnungen. Ihre Enkelin hat kürzlich gesagt: „Oma, jetzt läufst du viel besser.“
Christine Voßbeck ist in Überruhr geboren; im Stadtteil zu bleiben, war eine Herzensangelegenheit. Im Haus habe sie sich von Anfang an gut reingefühlt. Und Ingrid Piel fügt hinzu: „Jeder geht gut miteinander um, man hilft sich gegenseitig.“