Essen. . Beim Stadtteil-Check gab’s für Rüttenscheid die Note 1,23 für die Gastronomie. Neben großen Ketten halten sich hier zahlreiche Traditionskneipen.
Es ist die beste Note, die ein Viertel in einer Kategorie des Stadtteil-Checks bekommen hat: Mit 1,23 schneidet Rüttenscheid beim gastronomischen Angebot am besten ab. Das ist wenig überraschend, hat Rüttenscheid doch eine Kneipen-Dichte wie kein anderer Stadtteil.
„Das Besondere hier ist die Vielfalt“, sagt Daniel Bischoff, der gemeinsam mit seinem Bruder Alexander Bischoff vor neun Jahren das Gasthaus zum Brenner von seinen Eltern übernommen hat. Franz und Marita Bischoff wurden bereits 1978 Inhaber der Traditionskneipe, die seit 1906 ein fester Bestandteil des Stadtteils ist.
Für jeden Geschmack sei in Rüttenscheid etwas dabei, sagt Bischoff – von der urigen Eckkneipe bis zur System-Gastronomie. Eine Konkurrenz sieht Bischoff nicht in den großen Restaurantketten. „Wenn mehr Leute nach Rüttenscheid kommen, werden diese neuen Gäste sich auch in andere Läden verlaufen.“ Warum in einer Kneipe einkehren, wenn man auch in eine schicke Cocktailbar gehen kann, fragten sich manche jungen Leute, „aber irgendwann kommen sie auf das Bodenständige zurück“.
Brücken schlagen zwischen Jung und Alt
Ein Trend, den auch Simon Heidenreich spürt. Seit 14 Jahren führt er gemeinsam mit seiner Frau Janine Heidenreich die Eule, gegründet 1958 von seinen Schwiegergroßeltern. Sein Schwiegervater Gerd Fabritz, damals gerade 19 Jahre alt, stand mit seinen Eltern hinter der Theke und ist auch heute noch präsent in der Eule. „Die Beständigkeit hat sich bewährt“, sagt der 79-Jährige. 90 Prozent der Gäste sind Stammgäste, die Wirte wissen, wie sie heißen, was sie trinken, was sie essen. Ein Mitglied der Familie ist immer in der Eule.
Die Brücken schlagen zwischen den älteren Gästen und den jungen – das ist eine Herausforderung, die Simon Heidenreich bewusst angegangen ist. In der Eule wird Karneval gefeiert, Sport geguckt, geknobelt und Karten gespielt.
Über die Jahre habe sich die Gastro-Szene stark verändert, sagt Gerd Fabritz. Viele Gaststätten seien nicht mehr da, „viele ausländische Betreiber sind dazu gekommen“. Die System-Gastronomie sieht er aber ähnlich wie sein Schwiegersohn nicht als Konkurrenz. Für Simon Heidenreich ist klar: „Wir haben unser eigenes Ding – mit sehr persönlichem Einsatz.“