Essen. . Die Fischlaker schätzen ihren Stadtteil. Beim Stadtteilcheck gab’s die beste Gesamtnote für ein Leben fast wie auf dem Lande.
Als Uwe Klein 1981 als junger Schutzmann nach Fischlaken zog in einer Wohnung für Landesbedienstete, da traute er seinen Augen nicht. Das sollte Essen sein? „Das ist ja wie im Urlaub“, ging es ihm durch den Kopf. Dass Fischlaken beim Stadtteilcheck ganz vorne liegt, ist für ihn keine Überraschung.
Groß geworden ist Uwe Klein, der älteren WAZ-Lesern vielleicht noch als langjähriger Sprecher der Essener Polizei in Erinnerung ist, in Gelsenkirchen-Buer. Zwischen Buer und Fischlaken lagen für den jungen Polizeibeamten Welten. „Ein himmelweiter Unterschied war das“, erinnert er sich.
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Das Gefühl, Urlaub vor der eigenen Haustür zu verbringen, das hat Uwe Klein auch heute noch, wenn er über die weitläufigen Felder hoch über dem Baldeneysee spaziert. Der wunderschöne Panoramablick übers Ruhrtal lässt einen inne halten und tief Atem holen. In einer Imagebroschüre übers Ruhrgebiet darf diese Aussicht nicht fehlen. Das landschaftlich reizvolle Fischlaken zählt zweifellos zu den bevorzugten Wohnadressen der Stadt. Gepflegte Eigenheime und große Gärten prägen das Bild. Einige Prominente seien hier zuhause: RWE-Legende Frank Kurth, die Kabarettisten Hagen Rether und Uwe Lyko alias Herbert Knebel, der das beschauliche Fischlaken irgendwann seiner Altenessener Heimat vorgezogen hat.
„Für Alteingesessene bleibt man ein Zugezogener“
„Das ist hier wie auf dem Dorf“, berichtet Uwe Klein, als er den Besucher durch die Straßen führt. Dass sich die Leute grüßen, wenn sie einander begegnen, darüber wunderte sich Uwe Klein noch anfangs. Mit seiner Frau wohnt er seit mehr als drei Jahrzehnten Am Vogelherd, die beiden Kinder sind längst erwachsen und aus dem Haus. „Fischlaken ist ein bisschen meine Heimat“, sagt Uwe Klein. Nur was Fußball angeht, ist Klein ganz und ganz ein Schalker geblieben. So ist das im Revier.
Das „bisschen Heimat“ hat seinen Grund: „Für die Alteingesessenen bleibt man ein Zugezogener.“ Da sind sie offenbar eigen, die Fischlaker, deren Dorf als ältestes an der Ruhr gilt. Im achten Jahrhundert wurde es erstmals schriftlich erwähnt. Lange prägten Landwirtschaft und Fischzucht den Ortsteil, der seit 1929 zu Essen gehört. Später der Bergbau. Bis 1973 fuhren die Kumpel auf Pörtingsiepen ein, bis zu 2000 standen dort in Lohn und Brot.
Den dörflichen Charakter hat Fischlaken sich bewahrt. Das hat auch Schattenseiten. Einen Bäcker gibt’s noch, aber der Metzger hat zugemacht. Und der Tante-Emma-Laden auf der Bernhardstraße ist längst Geschichte. Zum Einkaufen geht’s zum Discounter an der Heidhauser Straße oder nach Werden mit dem Bus, der im Winter, wenn es glatt wird auf den Straßen häufig auf der Kuppe Am Schwarzen kapituliert. Eher fährt man aber mit dem eigenen Auto, viele Familien haben zwei davon oder mehr, berichtet Uwe Klein. Denn in puncto Nahverkehr landet Fischlaken beim Stadtteilcheck auf den hinteren Plätzen.
Der Tante-Emma-Laden ist längst Geschichte
Auch das Straßenbild verändere sich. Wird neu gebaut, dann häufig quadratisch, praktisch wie es in der Architektursprache eben gerade angesagt ist. Die Grundstückspreise sind hoch. Fischlaken ist eher nichts für Arme.
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Und wie steht es nach Ansicht des ehemaligen Polizeibeamten hier um das Thema Sicherheit? Einmal hätten die Kollegen ein Reh retten müssen aus einem Garten, das in einen Swimmingpool gefallen war. Und dann trieben Autoknacker ihr Unwesen, die es auf Navigationsgeräte abgesehen hatten. „Aber das ist schon ein paar Jahre her.“ Und sonst? Alles ruhig. Fischlaken eben.