Essen. Die Stadt hat damit begonnen, den Kirmesplatz in Nordviertel für den Straßenstrich umzubauen. Heimlich, still und leise. Sorgen bereiten vor allem die mitziehenden osteuropäischen Frauen.

Zu diesem ersten Spatenstich hielten Honoratioren keine Reden. Auch zur Eröffnung Mitte März wird der Oberbürgermeister nach kein symbolisches Band durchschneiden. Heimlich, still und leise baut die Stadt den Kirmesplatz zum Straßenstrich um. Hierhin sollen die drogenkranken Prostituierten und der so genannte Hausfrauenstrich umziehen. Mitziehen werden auch die osteuropäischen Frauen. Und das macht Bauchgrimmen.

Die Arbeiten am Straßenstrich auf dem Kirmesplatz an der B 224 in Essen haben begonnen. 28.01.2009. Foto: Arnold Rennemeyer
Die Arbeiten am Straßenstrich auf dem Kirmesplatz an der B 224 in Essen haben begonnen. 28.01.2009. Foto: Arnold Rennemeyer © WAZ

Die Bezirksregierung Düsseldorf wartet auf das Signal aus Essen: Wir sind fertig mit dem Umbau. Dann wird sie die in jedem Wortsinn sperrige Sperrbezirksverordnung in Kraft setzen, mit der die Prostitution an den bisherigen Standorten Pferdebahn, Helenenstraße und Bottroper Straße verboten wird. „Das Vorgehen ist mit der Bezirksregierung abgestimmt”, sagt Harmut Peltz, Beauftragter des Sozialdezernenten Peter Renzel. Parallel dazu wird die Stadt vor Ort und über die Hilfsorganisationen mit Flyern über die neue Rechtslage aufklären und über den neuen Standort informieren.

Anders als zum Beispiel in Köln werden auch die Wohnwagen-Prostituierten feste Plätze finden auf dem Kirmesplatz. Das ist Ausdruck des Bemühens, die Prostitution wirklich an der Gladbecker Straße zu konzentrieren. „Wir wollen alle Voraussetzungen dafür schaffen, dass Freier und Frauen hier alles finden, was sie brauchen”, sagt Peltz - Kunden-WC ebenso inklusive wie Verrichtungsboxen für motorisierte Kunden, Fußgänger - und Radfahrer.

Allerdings gehen Hilfsorganisationen nicht davon aus, den Strich am Kirmesplatz wirklich bündeln zu können, und sagen einen Verrichtungs-Verkehr in die auch jetzt schon genutzten dunklen Ecken voraus. Kritiker warnen zudem vor einem Verdrängungswettbewerb. Es ist längst aktenkundig, dass viele osteuropäische Frauen unter Zwang ihrer Zuhälter auf dem Strich anschaffen. Sollte diese Gruppe Druck ausüben auf die Konkurrenz am Kirmesplatz, wollen Polizei und Stadt eingreifen. Den Osteuropa-Strich grundsätzlich fernhalten wollen sie nicht, sagen die Polizeisprecher Lars Lindemann und Tanja Horn: „Unser Ansatz ist pragmatisch. Der Standort ist politisch gewollt und auch aus unserer Sicht geeignet. Niemand ist so naiv zu glauben, Menschenhandel am Straßenstrich sei etwas Neues.”

Mehr zum Thema:

Diskussion: DerWesten.de/forum-e