Der Rätselmacher CUS verrät, wie er Denkaufgaben für die Schatzsuche und andere Rätsel entwickelt und wie man sich einer Lösung nähert. Intelligenz und Wissen können dabei nicht schaden, viel wichtiger ist jedoch, dass man um die Ecke denkt.

Bei dem Wort „Rätsel“ denken die meisten Menschen an Kreuzworträtsel, aber es gibt eben auch andere. Knobeleien, bei denen etwa das Um-die-Ecke-Denken gefragt ist. Wir haben über die Faszination Rätsel mit dem Personalpsychologen Rüdiger Hossiep von der Uni Bochum gesprochen und dem Rätselerfinder der Schatzsuche: CUS.

Schon der Name CUS gibt Rätsel auf. Für was stehen die Buchstaben?

Ist das eine Abkürzung, sind das Anfangsbuchstaben? „Das wird nicht verraten“, sagt CUS. „Der Rätselmacher ist auch ein Teil des Rätsels. Das gehört zum Spiel.“ Eigentlich wollte CUS Jurist werden, doch während seines Studiums in Bayern organisierte er eine Gaudi-Rallye für Studenten. Sie mussten knifflige Fragen lösen, eine Schnitzeljagd bestehen – der Vorgänger der Schatzsuche. Daran erinnerte sich Ende der 80er-Jahre eine Redakteurin der Süddeutschen Zeitung und beauftragte CUS für Rätsel im SZ-Magazin. Heute denkt er sich rund 3000 Rätselfragen pro Jahr für Verlage und Zeitschriften aus.

Was macht ein gutes Rätsel aus?

„Im Idealfall löst das Rätsel einen Stirn-Klatsch aus“, sagt CUS. Spätestens beim Lesen der Lösung klatscht man sich vor die Stirn und denkt: Das hätte ich doch wissen müssen! Ein unlösbares Rätsel ist kein gutes Rätsel. Aber ein Rätsel, das auf Knopfdruck lösbar ist, ist langweilig. So ist eine Günther-Jauch-Frage auf den ersten Blick schwer: Welcher Fluss ist der längste in Südafrika? Doch mit dem Internet ist sie leicht zu beantworten. Wichtiger als solches Knopfdruck-Wissen ist laut CUS, dass man beim Rätseln um die Ecke denkt.

Wie viel hat das Rätsel-Lösen mit Intelligenz zu tun?

Schaden kann es nicht, aber Intelligenz und Wissen allein führen nicht unbedingt immer zur Lösung. „Meine Denkaufgaben haben etwas mit Wachheit zu tun, mit Neugier, mit Nicht-locker-lassen. Man kann sich verrennen trotz aller Intelligenz“, so CUS. Andere Eigenschaften sind beim Rätseln eben auch wichtig. Das Interesse daran, das Denken wie ein Kind. Kinder denken in alle möglichen Richtungen und sind viel offener. Der Psychologe Rüdiger Hossiep nennt ein Beispiel: Man zeigt Kindergarten-Kindern und Erwachsenen eine abstrakte Zeichnung eines Busses, der völlig symmetrisch dargestellt ist. Wo vorne, wo hinten ist, verrät die Zeichnung nicht. Und doch wissen die Kindergarten-Kinder im Gegensatz zu den Erwachsenen, dass der Bus in die linke Richtung fährt. Warum? Auf der abgebildeten Seite hat der Bus keine Tür.

Warum empfinden wir beim Lösen von Rätseln Freude?

Der Mensch mag keine ungelösten Aufgaben, er möchte sie vervollständigen, die empfundene Spannung lösen. Gelingt ihm das, wird er mit Glücksgefühlen belohnt. „Das Spielerische ist reizvoll für den Menschen“, sagt CUS. Aber es gibt noch eine andere Erklärung: Der Mensch vergleicht sich gern. „Das eine ist der Vergleich mit der eigenen Person, ein intrapersonaler Vergleich. Stimmt das, was ich denke? Weiß ich das?“, erklärt der Psychologe Hossiep. Das andere sei der interpersonale Vergleich, also zwischen Personen: Wissen das auch andere? Können sie mehr als ich? „Der Mensch ist bestrebt, sich mit anderen zu vergleichen, sich einzuordnen, sich zu testen, wo man steht. Das ist ein Urbedürfnis des Menschen. Selbsterkenntnis ist das Ziel.“

Was bringt einem das Rätsellösen?

„Wer sich geistig nicht anstrengt, baut nach kurzer Zeit ab“, sagt der Personalpsychologe. „Das ist gravierend: Wenn Sie drei Wochen in den Urlaub fahren und dabei kaum geistig aktiv sind, sinkt der IQ bereits messbar.“ Lebenslanges Lernen sei also wichtig, um mental fit zu bleiben. Ob nun mit Rätseln oder anderen gedanklichen Herausforderungen. CUS sieht darin noch einen weiteren Vorteil: Wir folgen häufig einem Automatismus, geben uns Antworten, ohne in Ruhe nachzudenken, welche Möglichkeiten es noch gibt. CUS: „Das Rätsel kann uns zeigen, dass es gut ist, nicht immer den einfachsten Weg geradeaus zu nehmen, sondern auch mal außen herum. Dann kommen wir vielleicht sogar schneller ans Ziel.“ Ein Beispiel: Peters Mutter hat drei Söhne: Tick, Trick und . . . Wer jetzt dem Automatismus folgt, sagt: Track. Dabei hat Peter nur zwei Brüder.

Wie kommt ein Rätselmacher auf seine Fragen und Ideen?

„Ich sitze nicht am Schreibtisch und überlege mir auf Teufel komm raus Rätselfragen“, sagt CUS. Er liest Zeitung, spricht mit Menschen und wenn ihm etwas auffällt, notiert er das. „Es geht um eine andere Art der Aufmerksamkeit. Ich sehe zum Beispiel einen Ruderer auf dem See und denke: Das ist ja eine interessante Sportart, die einzige, bei dem der Sportler sein Ziel nicht sieht. Daraus mache ich eine Frage. Und jeder kann draufkommen. Aber wenn man danach im Internet googeln wollte, wüsste man gar nicht, wie man das machen soll.“ Wie bei dieser Frage: Welcher Tag ist der längste im Jahr? Sie denken an den 21. Juni? Nein, es ist immer der gleiche Wochentag. Die Lösung: Es ist stets ein Sonntag, denn an einem Sonntag im Herbst wird die Zeit umgestellt. Und dieser Tag hat 25 Stunden.