Essen-Heisingen. . An der Carl-Funke-Straße in Heisingen werden Bäume gefällt, die den Charakter der Zechensiedlung prägen. Mieter fühlen sich schlecht informiert.

Erschrocken, traurig und verständnislos reagieren derzeit einige Anwohner der Carl-Funke-Straße in Heisingen: Zwölf der riesigen Bäume vor ihrer Haustür werden jetzt gefällt, damit der Kanal erneuert werden kann. Und nicht jeder möchte glauben, dass dafür tatsächlich die bis zu 100 Jahre alten Bäume weichen müssen, darunter Platanen, Ahorn, Esche und Ulme.

Mieter wie etwa Gabriele Lehmkuhl fühlen sich überrumpelt und schlecht informiert „Hier wohnen einige Menschen bereits seit ihrer Kindheit“, beschreibt sie die Nachbarschaft in der Carl-Funke-Straße, die geprägt ist durch ihre unter Denkmal stehende Zechensiedlung und die riesigen Bäume, die der Straße ihren alleenartigen Charakter verleihen. „Da es sich hierbei nicht um unsere Bäume und nicht um unsere Baustelle handelt, haben wir diese Baumfällarbeiten nicht beauftragt“, erklärt der Vermieter Vivawest dazu und verweist an die Stadtwerke.

Mutmaßung über Altrenative zur Baum-Fällung

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Tatsächlich fanden die Anwohner erst vor einigen Tagen einige Infos der Stadtwerke in ihren Briefkästen. Darin wird der Grund für die Fällung erläutert: Es sei festgestellt worden, dass eine gewisse Anzahl der Hausanschlüsse seinerzeit durch Baumbeete überbaut wurde. Fakt sei, dass die Hausanschlüsse und der Alt-Kanal durch den Einwuchs der Wurzeln zerstört wurden. Auch nach einer fachtechnischen Prüfung und der Bewertung eines Forstwirtes sei es nicht möglich, die zwölf Bäume zu erhalten.

Doch nicht nur bei Gabriele Lehmkuhl bleiben Zweifel zurück: Es habe vor Ort Diskussionen über andere Optionen gegeben, bei denen man hätte kleinere Umwege für die Leitungen in Kauf nehmen müssen, erinnert sie sich. Hätten die Bäume dadurch gerettet werden können? Und wer hätte dann diese Kosten tragen müssen?

Nachbarn hätten Bäume gern gerettet

Zudem schreiben die Stadtwerke von einer Bürgerinitiative, mit der man in Anwesenheit von Bezirksvertretern am 25. Januar die Notwendigkeit der Baumfällungen diskutiert und abgestimmt habe. „Ich weiß nichts von einer Initiative“, widerspricht aber Gabriele Lehmkuhl, die sich wie manch andere in der Straße gern für die Rettung der Bäume eingesetzt hätte.

Tatsächlich vor Ort waren Bezirksvertreter, die allerdings sehr kurzfristig über das Treffen informiert worden seien, sagt Ursula Wöll-Stepez (SPD). Zugestimmt hätten sie den Maßnahmen, weil ihnen glaubhaft versichert worden sei, dass die Fällungen notwendig seien und dass es eine Ersatzpflanzung geben werde. Sie hätten aber auf das Info-Blatt für die Bürger gedrängt, die nicht anwesend gewesen seien.

Neue Bäume werden bis zu fünf Meter hoch sein

Nun soll es nach Ende der Bauarbeiten neue Bäume geben: Diese sollen einen Umfang von etwa 30 Zentimetern haben, so dass das Straßenbild entsprechend wiederhergestellt werde, kündigen die Stadtwerke an. Welche Bäume gepflanzt werden, sei noch unklar, sagt Thomas Hübscher, der zuständige Forstsachverständige. Zuvor müssten unter anderem die Bodenverhältnisse geprüft werden. Fest stehe, dass die neuen Bäume bei ihrer Pflanzung bis zu fünf Meter hoch sein werden. Bis diese dann an die Höhe der alten Bäume heranreichen, könnten durchaus rund 40 Jahre vergehen, bestätigt Hübscher die Befürchtungen einiger Mieter.

Es könnte aber noch schlimmer kommen: Mit der Erneuerung des Kanals werden die Bedingungen für die verbliebenen Bäume verschlechtert. Denn die undichten Rohre speisten die Wurzeln mit Wasser. Schlimmstenfalls also könnte der neue Kanal zu Wassermangel der alten, riesigen Bäume führen. Ausgang ungewiss.