Essen-Rüttenscheid. Das Ferienprogramm der Stadt bietet mit dem Kunstcamp ein Format, das die Kreativität und Fantasie der Kinder fördert.
Das häufigste Wort an diesem Morgen aus Kindermund war ganz klar „cool“. Nun sorgte aber weder ein Spielzeugladen oder gar das Internet für Erstaunen. Die Mädchen und Jungen waren im Museum zu Gast, genauer gesagt im Folkwang-Museum.
Als Teilnehmer eines Kunstcamps, das die Wissenschaftlerin Sabine Kampmann auf die Beine gestellt hat und das zum städtischen Ferienprogramm gehört, schauten sich die jungen Gäste eine Reihe ausgewählter Bilder von Max Ernst oder René Magritte an und machten sie eifrig Notizen. Dass Sabine Kampmann die Kinder nun genau zu Werken dieser Künstler mitnahm, hatte gute Gründe. Es handelt sich um Surrealisten, von deren Arbeiten die Gruppe auf Anhieb angetan war. Die verzerrende Wirklichkeit, die in den Malereien zum Ausdruckt kommt, entspricht ganz offensichtlich der Fantasie des jungen Publikums. Einige Kinder entdeckten für sich fabelähnliche Figuren und suchten die Arbeiten auf ihre Art zu deuten. Es könne sich doch auch um Traumbilder handeln, die die Künstler angefertigt hätten, meinten einige, als sie Werke benannten, die ihnen besonders gut gefallen hatten.
Kinder von der Intensität der Farben beeindruckt
Beeindruckt zeigten sich auch einige Grundschüler von der Intensität der Farbtöne. „Blau ist ohnehin meine Lieblingsfarbe und hier wird es ganz stark verwendet“, meinte einer der Jungen und zeigte auf ein Werk von Marc Chagall. Ein Mädchen wiederum setzte eher auf Schwarz-Weiß, gefielen ihr doch die Werke zur Naturgeschichte von Max Ernst ganz besonders. Als sie dann eines der Bilder auf ihrem Notizblock in groben Zügen skizzierte, setzte sie eine Idee in die Tat um, die zum Markenkern des Projekts gehört. „Die Kinder sollen sich Anregungen für ein eigenes kreatives Arbeiten holen“, erklärt Sabine Kampmann. Denn mit dem Besuch im Museum war der Projekttag noch längst nicht an seinem Ende angelangt. Auf ging’s zur Villa Rü, von der aus man auch gestartet war, um dort eigene Bilder anzufertigen oder auch handwerklich tätig zu sein. So habe sich nämlich, erzählt die Dozentin, eine andere Gruppe von Drahtskulpturen inspirieren lassen und in den Räumen der Villa eigene erstellt. Der Kurs biete die Gelegenheit, so erläutert Sabine Kampmann weiter, Kindern verschiedene Techniken zu zeigen. Dazu gehöre neben eher kunsthandwerklichen Formaten vor allem aber auch, dass die Kinder unterschiedliche Formen der Malerei kennenlernen, unter anderem mit Acryl oder Öl.
https://www.waz.de/kultur/deutsche-kunstkritiker-waehlen-folkwang-zum-museum-des-jahres-id228643245.htmlGroßes Vergnügen bereite den Mädchen und Jungen aber auch, wenn sie ein Verfahren anwenden können, das Max Ernst oft nutzte: die Frottagetechnik. Oberflächenstrukturen von Gegenständen werden hier mit Hilfe von Durchreiben beispielsweise auf ein Blatt Papier übertragen. Münzen eignen sich unter anderem, wenn man die Technik einmal ausprobieren will.
Junge Besucher erlebten viele Überraschungsmomente
Noch einmal zurück zum Museum: Als sich die Kinder die zahlreichen Bilder anschauten, kam auch sehr häufig die Frage auf, wie diese denn eigentlich entstanden seien. Dass sie sich die Frage selbst beantworten können, gehörte sicherlich zu den Überraschungsmomenten des Besuches. Denn Sabine Kampmann ließ die jungen Gäste selbst entdecken, wo sie solche Informationen bekommen können. Sie hatten schnell ausfindig gemacht, dass neben jedem Werk eine Infotafel angebracht ist, auf der neben den Lebensdaten des Künstlers auch eine Reihe weiterer Angaben zu finden sind, unter anderem, wann die Arbeit entstand und welche Technik dabei zum Tragen kam.
Als die Jungen und Mädchen auf die so genannten Nagelbilder von Günther Ücker stießen, kam ein Thema auf, das auch Erwachsene bei Ausstellungen gerne ansprechen: „Ist das eigentlich Kunst?“ Die Antwort folgte prompt aus der Runde: „Klar, steht doch im Museum.“