Essen-Rüttenscheid. Eheszenen hat sich Eugen Bednarek zum Vorbild für die Arbeiten genommen, die in der neuen Ausstellung im Atelier „DieserArt“ zu sehen sind.

Der Appell an die beiden engelähnlichen Figuren, die sich voneinander entfernt haben, ist klar und eindeutig: „Kochajcie sie“. Die polnischen Worte bedeuten übersetzt: Liebt Euch. Das Bild hat Künstler Eugen Bednarek schon vor längerer Zeit geschaffen, in der aktuellen Rassismus-Debatte erlebe es eine neue Aktualität. Das Werk gehört zur Ausstellung „Ein paar Paare“, zu der der 60-Jährige mit weiteren Kunstschaffenden in das Atelier „DieserArt“ an der Girardetstraße einlädt.

Künstler Eugen Bednarek wollte eigentlich drei Jubiläen in diesem Jahr feiern

Keine Feier, kein Empfang, keine Vernissage: Schlicht und schnörkellos wird die Werkschau mit dem Titel „Ein paar Paare“ eröffnet. Angesichts der Corona-Einschränkungen bleibe keine andere Wahl, so Bednarek. Dass eine solche Präsentation überhaupt wieder eine Chance habe, darüber sei er schon sehr froh, wenngleich seine Pläne für das Jahr 2020 vollkommen anders ausgesehen hätten. Denn Bednarek wollte seine Jubiläen feien, mit gleich drei kann er aufwarten. Vor 40 Jahren begann er mit seiner künstlerischen Laufbahn, vor 20 Jahren eröffnete er das soziokulturelle Projekt ZKE (Zusammen, Kunst, Erleben) auf der Zeche Königin Elisabeth in Essen-Frillendorf, ein Verbund von Galerien, Malschulen und Theater. Und schließlich bietet seit einer Dekade „DieserArt“ einen Raum, Arbeiten eines Künstlerkollektivs vorzustellen.

Wanda Korfaty-Bednarek nennt ihre Arbeiten Digitalereien. Mit dem Wortgeschöpf soll das Verschmelzen von digitaler Technik und Malerei zum Ausdruck kommen.
Wanda Korfaty-Bednarek nennt ihre Arbeiten Digitalereien. Mit dem Wortgeschöpf soll das Verschmelzen von digitaler Technik und Malerei zum Ausdruck kommen. © Kerstin Kokoska

„Wir sind stets zu sechst“, erläutert Bednarek, wobei die Beteiligten im Laufe der Zeit durchaus gewechselt hätten. Künstler mit ganz verschiedenen Stilrichtungen und Biografien kommen nach seinen Worten in dem Projekt zusammen, wie es auch die Arbeiten zeigen, die ab Sonntag, 28. Juni, zu sehen sind. Marita Linke beispielsweise bevorzugt für ihre Werke aus Öl und Acryl große Formate mit starken Farben, findet ihre Motive meist in der Natur. Das schwarze Grubengold des Ruhrgebiets findet sich in den Schmiede- und Schmuckstücken von Gabriele Hüsgen wieder. Schmuckdesign gehört auch zum Portfolio von Beate Binczyk. Wie Fotografien wirken die Arbeiten, die Günay Bilir beisteuert, die aus der türkischen Ägäis stammt und in Essen zur ihrer Leidenschaft, der Malerei, gefunden hat.

Ingmar Bergmanns „Szenen einer Ehe“ haben Künstler Eugen Bednarek inspiriert

Meisterschüler gehören zum Künsterkollektiv

Eugen Bednarek stammt aus Polen, wurde 1960 im früheren Königshütte geboren und studierte zwischen 1980 und 1985 an der Kunstakademie Krakau.

1986 kam er als Spätaussiedler nach Essen und fasst als Künstler und Grafiker Fuß in seiner neuen Heimat.

Zu der Künstlergemeinschaft, die in DieserArt ausstellt, gehören Meisterschüler der Malschule, die im ZKE (Zukunft, Kunst, Erleben) ihr Zuhause hat.

Die Ausstellung ist donnerstags, freitags, samstags und sonntags von 15 bis 18 Uhr geöffnet. www.dieserart.de

Mit Fotos, die sie von unterwegs oder längeren Reisen mitbringt, arbeitet auch Wanda Korfanty-Bednarek. Die Bilder zu verändern, ihnen einen neuen Ausdruck zu geben oder auch Botschaften zu vermitteln, macht einen wesentlichen Teil ihres Schaffens aus. Angesichts der Zeiten von Bits und Bytes nennt sie Arbeiten auch gern Digitalereien. In dem Wortspiel komme zum Ausdruck, dass Digitales und Malereien miteinander verschmelzen, so Korfanty-Bednarek.

Ihr Mann rückt menschliche Begegnungen in den Fokus. Bednarek spricht selbst von Gestalten, die der Betrachter zu sehen bekomme. Er habe sich unter anderem von Ingmar Bergmanns „Szenen einer Ehe“ inspirieren lassen, so dass sich in den Bildern Konflikte ebenso widerspiegeln wie Versöhnung, Liebe und Erotik. Oftmals, so Bednarek weiter, zeige er Menschen auf der Suche nach Glück oder Liebe. „Sie suchen nicht mehr nach dem Sinn des Lebens, sondern versuchen, ihren Platz im Leben zu finden.“ Dabei hebt der Künstler hervor, dass er sehr bewusst dem Betrachter Interpretationsspielräume lasse und bei der Deutung keine engen Grenzen ziehen wolle.

Die Ausstellung werde ein weiteres Mal der Blick auf das Atelier „DieserArt“ lenken, das sich längst etabliert und weit über die Grenzen von Stadtteil und Stadt einen Namen gemacht habe.