Der Umbau der Rüttenscheider Straße in eine Radstraße stößt bei Händlern weitestgehend auf Zustimmung. Sie bedauern den Wegfall von Parkplätzen.

Im Juli soll der Umbau die Umwandlung der Rüttenscheider Straße in eine Fahrradstraße beginnen. Darüber sprach Redakteur Theo Körner mit dem Vorsitzenden der Interessengemeinschaft Rüttenscheid (IGR), Rolf Krane.

Der geplante Umbau schließt doch mit ein, dass der vorhandene Radweg im Abschnitt zwischen Martinstraße und Bredeney entfällt. Wie steht die IGR dazu?

Eine Fahrradstraße Rü wird von allen, insbesondere den Einzelhändlern und Gastronomen, begrüßt, denn die Förderung des Radverkehrs und die weitere Beruhigung der Rü sind sinnvoll. Das hat die IGR bekanntlich schon vor Jahren vorgeschlagen. Da es nun mal nicht erlaubt ist, dass eine Fahrradstraße und parallel ein Radweg existieren, fällt der Streifen weg. Dadurch wird nun der Bürgersteig für die Fußgänger breiter und sicherer, was ein großer Vorteil ist. Schließlich gehört es auch zu den politischen Zielen, die Fußgänger zu fördern.

In den vergangenen Monaten tauchte mehrfach der Vorschlag auf, eine Einbahnstraßenregelung einzuführen. Zudem wurde heftig über Abbiegegebote diskutiert, die am Rüttenscheider Stern und an der Martinstraße gelten sollten. Weshalb lehnt die IGR beide Lösungen ab?

Eine Einbahnstraße ist schon deshalb nicht möglich, weil die Rü nicht über die dafür vorgeschriebene Breite verfügt. Mit den Abbiegegeboten würde der gesamte Verkehr in die Nebenstraßen geleitet und die Geschäfte wären nur noch sehr umständlich zu erreichen. Zusatzverkehr, Emissionen und Staus würden erzeugt. Deswegen sind auch die Anlieger dagegen.

Rolf Krane: „Beim Thema Durchgangsverkehr wird falsch argumentiert.“
Rolf Krane: „Beim Thema Durchgangsverkehr wird falsch argumentiert.“ © FUNKE Foto Services | Jörg Schimmel

Ganz aus der Welt sind die Abbiegegebote aber nicht. Es soll geprüft werden, ob sich allein schon durch den Umbau die Verkehrsbelastung verringert. Falls nicht, will die Stadt dann doch die Abbiegegebote einführen. Sind dann erneut Proteste von der IGR zu erwarten?

Sicher, denn leider wird falsch argumentiert. Es besteht Einvernehmen, dass man den Durchgangsverkehr vermindern sollte. Man kann aber nicht alle, die nach 300 Meter auf der Rü keinen Parkplatz finden, als Durchgangsverkehr zählen. So wurde ganz plötzlich argumentiert, um die Sperren zu rechtfertigen, nachdem die anfänglich vorgestellten Messergebnisse nur einen Anteil von rund 10 Prozent ergaben. Man muss die Zählstrecke nur kurz genug wählen und kann auch auf 100 Prozent kommen. Das ist aber dann kein Durchgangsverkehr. Die Sperren, die den gesamten Verkehr umleiten, sind auch untauglich. Man vermindert vielleicht Verkehr, aber indem man Kunden vertreibt. Damit würde man die eigentliche, traditionelle Funktion der attraktiven Rü angreifen, die sich schließlich bisher nicht in der Krise befindet, sondern sehr beliebt ist. Jetzt, nach den Coronamaßnahmen, sollte man die Firmen lieber fördern.

Ist die IGR eigentlich mit dem jetzt vereinbarten Konzept für die Fahrradstraße zufrieden?

Im Prinzip ja, denn wir möchten den Radverkehr fördern und das geschieht mit dem Umbau. Es geht in erster Linie nicht um die IGR, sondern die spiegelt, was viele Betroffene in Diskussionsveranstaltungen eingebracht haben. Neben dem Einzelhandel, Dienstleistern etc. eben auch Anwohner, die auch rund die Hälfte unserer Mitgliederschaft ausmachen. Der Bürger- und Verkehrsverein vertritt die gleiche Position. Außerdem gibt es noch Gäste, die für die Stadt auch wichtig sind. Von Anfang an sollte eine einvernehmliche Lösung gefunden werden, und obwohl der Beteiligungsprozess eigentlich nur ein Verkündungsprozess war, scheint mir das letztlich erreicht. Bedauerlich ist es natürlich schon, dass Parkplätze wegfallen und Bäume gefällt werden.

Gab es auch von Ihnen oder der IGR noch Ideen?

Tatsächlich hatte ich noch Vorschläge, die den Radfahrern sehr genutzt hätten. Die Abschaltung der Ampel Wittekindstraße beispielsweise würde eine wesentliche Behinderung beseitigen. Ob das ginge, wie auch Fachleute meinten, hätte man durch testweises Abschalten vorher leicht ausprobieren können. Nebenbei hätte das einen Baum, eine Wiese, drei Parkplätze und 60.000 Euro Steuergelder für den jetzt notwendigen Umbau erspart. Im Übrigen habe ich auch aufgezeigt, wo über 100 Fahrradbügel hinkönnten oder, dass es bereits viele Plätze für Lastenräder gibt.

Nun schlagen die Grünen in der Bezirksvertretung vor, die Fahrradstraße bis zum Abzweig Wiedtfeldstraße zu verlängern. Was halten sie davon?

In diesem Bereich, wo es kaum Fußgänger und keine Geschäfte gibt, würde ich so abwägen, dass man hier den Radfahrern lieber ihren Radstreifen lassen sollte, dessen Wegfall sie verständlicherweise beklagen. Nicht nur mit diesem Vorschlag wird den Radfahrern ohne Not geschadet.