Essen-Rüttenscheid. Im Essener Stadtteil Rüttenscheid entsteht eine Lade- und Parkstation für E-Roller. Die Idee dazu hatten Auszubildende eines Stromnetzbetreibers.
Elektroroller erfreuen sich nach Angaben der Verleihfirmen wachsender Beliebtheit. Seit Beginn der Zulassung vor gut einem Jahr würden immer mehr Kunden die E-Scooter nutzen. Für das Aufladen der flotten Flitzer haben Auszubildende und Studenten des Stromnetzbetreibers Westnetz eine pfiffige Idee entwickelt, die nun in Rüttenscheid umgesetzt werden soll.
Anlage für E-Roller in Essen-Rüttenscheid soll im Juli eröffnet werden
Ausgangspunkt der Überlegungen war das Bild, das sich vielerorts im Stadtgebiet bietet. Nach Gebrauch werden die Roller irgendwo auf dem Bürgersteig abgelegt oder abgestellt. Das führt immer wieder zu Ärger und Kritik. Die jungen Leute von Westnetz suchten nun nach Möglichkeiten, wie man für Ordnung sorgen könnte. Eine fest installierte Ladestation an einem zentralen Ort biete doch die Chance, dass die Nutzer die Roller dorthin bringen, lautete ihre Antwort. Zudem könne man auf diese Weise auch die Ladekapazitäten erhöhen, sagt die zum Ausbildungsteam gehörende Hanna Schwiederski. In der Recklinghauser Azubiwerkstatt des Unternehmens habe die Gruppe dann eine solche Station konstruiert, an der - zunächst einmal - vier Roller aufgetankt werden können. Kooperationspartner ist die Verleihfirma Tier, die im Raum Essen rund 400 Scooter im Bestand hat.
Die meisten Touren sind zwei Kilometer lang
Neben dem Unternehmen Tier gehören auch Circ und Lime zu den Anbietern von E-Rollern in Essen.
Die Nutzer laden die jeweilige App der Firmen herunter, registrieren sich meist mit einer Kreditkarte oder einem Paypal-Konto und erhalten einen entsprechenden Zugangscode für die Tour. Die Fahrtzeiten werden mit den Anbieter abgerechnet. Die Kosten liegen etwa bei 0,80 bis 1 Euro pro Kilometer.
Erhebungen zufolge dauern die durchschnittlichen Fahrtzeiten elf Minuten, die Kunden von Tier legen im Mittel rund zwei Kilometer zurück.
Eine Akkuladung reicht für Touren bis zu 40 Kilometern. Die Höchstgeschwindigkeit der Roller liegt bei 20 Stundenkilometer.
Die Anlage soll voraussichtlich im Juli eröffnet werden. Bis zum Herbst läuft eine Testphase. Während der Zeit wollen die Betreiber ermitteln, welchen Zuspruch das Angebot erfährt. Als Standort ist der Rüttenscheider Stern, Parkplatz an der Rosastraße/Ecke Rüttenscheider Straße, ausgewählt worden. Denn dort enden nach Daten des Anbieters Tier die meisten Fahrten seiner Kunden, die sehr häufig mit ihren Touren am Essener Hauptbahnhof starten. Die Örtlichkeit in der Einkaufsmeile eignet sich aus Sicht der Stadt aber auch, weil hier genügend Platz für eine solche Anlage vorhanden sei, gegebenenfalls auch noch weitere Anbieter hinzukommen könnten.
In der Station lassen sich auch 18 Einzelbatterien aufladen
Neben den Park- und Ladeplätzen für die Scooter bietet die Technik einen weiteren Nutzeffekt. Es lassen sich dort auch insgesamt 18 einzelne Akkus aufladen. Für die Firma Tier ist damit der Vorteil verbunden, so Sprecher Matthias Kwasnitza, dass sie die Zahl ihrer Fahrten erheblich verringern kann. Denn derzeit werden noch die Akkus aus den Essener Rollern nach Bochum transportiert, weil die Firma dort ihren nächstgelegenen Sitz hat. Mit einer Station in Rüttenscheid würden sich dann manche Touren erübrigen.
Um die Ladebatterien vor Diebstahl zu schützen, haben die Auszubildenden und Studenten bei der Entwicklung des Prototyps darauf geachtet, dass die Station auch abschließbar ist. Damit der Betonsockel, auf dem die Station installiert wird, sich vor allem in den Abend- und Nachtstunden nicht zur Stolperfalle entwickelt, soll der gesamte Bereich beleuchtet werden.
Bezirksvertretung befasst sich mit dem Konzept für die E-Scooter
Angie Kreutz, Sprecherin von Westnetz, erklärte, dass im Rahmen von Traineeprogrammen, bei denen Hochschulabsolventen im Unternehmen tätig sind, der Kontakt zu den Auszubildenden entstanden sei. Gemeinsam mit dem Partner Innogy habe dann die Mitarbeiterin Hanna Kammering die Projektleitung übernommen und das Unternehmen habe das weitere Engagement aller Beteiligten unterstützt. Der Kontakt zu Tier kam schließlich über eine Tagung zustande, so Kwasnitza. Das Unternehmen sei sehr gespannt, wie die Resonanz ausfallen werde. Davon hänge natürlich ab, ob noch weitere Stationen angeschafft würden.
Die Bezirksvertretung II wird sich in ihrer nächsten Sitzung mit dem Konzept befassen, denn für die drei mal zwei Meter große Station ist eine Sondernutzungserlaubnis erforderlich. In der Vorlage für das Gremium heißt es, dass von Seiten der Stadt keine Bedenken bestehen. Es gehe darum, E-Scooter in das Verkehrssystem einzubinden.