Essen-Rüttenscheid. Die katholische St. Andreas-Gemeinde in Essen kommt dem Wunsch nach kirchlichen Feiern entgegen. Die Zahl der Besucher ist aber begrenzt.
Nach vielen Wochen der Zwangspause laden am Wochenende erstmals wieder zahlreiche katholische Gemeinden zu Gottesdiensten ein. Da aber auch für solche Zusammenkünfte die Corona-Auflagen gelten, kommen auf die Gläubigen zahlreiche Veränderungen zu, wie das Beispiel der Rüttenscheider St. Andreas-Gemeinde zeigt.
In der Kirche von Essen-Rüttenscheid darf nur jede dritte Bank besetzt sein
Als sich abzeichnete, dass die Kirchen wieder öffnen dürfen, „haben wir uns überlegt, wie wir Abstandsregeln einhalten und Hygieneschutz beachten können“, berichtet Gemeindeleiterin Martina Stodt-Serve. Dabei habe sich dann schon ganz schnell gezeigt, dass gemeinsames Singen nicht in Betracht kommt, auch wenn es für viele Gläubige ein wichtiger Bestandteil eines Gottesdienstes sei. „Doch dann müssten die Besucher fünf Meter Abstand wahren, so sehen es die Regeln vor“.
Das würde die Zahl der möglichen Gäste noch mehr einschränken. Denn auch unter Wahrung der bekannten 1,50 oder zwei Meter Entfernung werden gerade mal 70 Leute in der Kirche Platz finden. Ansonsten reicht der Innenraum für mehrere hundert Gläubige. Man gehe aber davon aus, dass die Kapazitäten ausreichen, so die Gemeindeleiterin, zumal drei Gottesdiensttermine zum Programm am Wochenende gehören. Möglicherweise würden ältere Menschen einen Besuch als Risiko empfinden und daheim bleiben. Gleichwohl starte die Gemeinde jetzt mit den Zusammenkünften, weil es auch entsprechende Wünsche gebe, so Stodt-Serve.
Orgelspiel sorgt für musikalische Begleitung
Gemeinsames Singen gibt es in den Wortgottesdiensten zwar nicht, aber Orgelspiel wird dazu gehören.
Die Termine für die drei Gottesdienste in St. Andreas: Samstag um 18.30 Uhr, Sonntag um 10 und um 11 Uhr (insbesondere für Familien gedacht).
Die Gemeinde weist zudem auf die Onlineangebote der Pfarrei St. Lambertus, zu der sie gehört, ebenso hin wie auf die des Bistums.
Mit dem Zollstock hätten sie und Küster Markus Möllmann die Kirche vermessen, um bei der Festlegung der Raumnutzung auf Nummer sicher zu gehen. In jede Bank dürfen maximal vier Personen, die genaue Zahl sei unter anderem davon abhängig, ob es sich um Familienangehörige handele. Ferner dürfe nur jede dritte Bank überhaupt besetzt sein. Damit sich die Besucher an die Vorgaben halten, sind Ordner im Einsatz. Sie sollen vor allem den Menschen helfen, sich mit der neuen Situation zurechtzufinden, betont Stodt-Serve und bittet zugleich auch um Verständnis, dass die Auflagen Akzeptanz finden.
Gemeindeleitung hält das Tragen von Mund- und Nasenschutz für selbstverständlich
War es bislang vollkommen egal, durch welche Tür ein Besucher das Gotteshaus betrat, ist das ab jetzt klar geregelt. Es gibt in St. Andreas nur einen Eingang, zwei Türen sind als Ausgang vorgesehen. Breite, grüne Pfeile weisen im Kirchraum den Gläubigen den Weg. Hier gilt, wie auch an vielen anderen Orten in diesen Zeiten, eine „Einbahnstraßenregelung“, damit sich die Menschen nicht zu nah kommen.
Das Tragen von Mund- und Nasenschutz halte man für selbstverständlich, sagt die Gemeindeleiterin. Am Eingang stünden auch Desinfektionsmittel bereit. Eine Anwesenheitsliste, in die sich jeder Besucher eintragen muss, werde zwar nicht geführt, doch wünschenswert sei es natürlich, wenn die Gläubigen Namen, Adresse und Telefonnummer hinterlassen würden. Jeder Gast erhalte dazu einen Bogen, um die Informationen anzugeben. Die Papiere würden dann drei Wochen in einem Tresor aufbewahrt und anschließend vernichtet, betont Stodt-Serve.
Kommunionausgabe soll frühestens zu Pfingsten erfolgen
Dass die Gemeinden noch längst nicht wieder zur Normalität zurückkehren, zeigt sich auch daran, dass es sich um reine Wortgottesdienste handelt. Eine Eucharistiefeier mit Wandlung und Kommunionausgabe gehört noch längst nicht dazu. Zu Pfingsten plane man allerdings schon, Hostien zu verteilen, doch man wolle bis dahin auch überlegen, in welcher Form das überhaupt geschehen könne. Denn die Übergabe müsse ohne Handkontakt ablaufen. Wahrscheinlich werde man die Hostien in kleine Glasschalen legen, aus denen sie dann der Gläubige herausnehmen könne. Das genaue Vorgehen müsse aber noch besprochen werden, berichtet die Gemeindeleiterin.
Auf ein beliebtes Ritual werden die Gläubigen allerdings wohl auch verzichten müssen: Nach dem Gottesdienst noch in größeren oder kleineren Kreisen zusammenstehen, wird kaum möglich sein - oder wenn, dann nur unter Beachtung der Abstandsregeln.
Protestanten wollen noch warten
Während in einer großen Zahl von katholischen Gemeinden wieder Gottesdienste stattfinden, wollen die meisten evangelischen Gemeinden erst zu Pfingsten damit beginnen. Die Rüttenscheider Protestanten werden noch ein wenig länger warten müssen. Das Presbyterium habe beschlossen, eine Entscheidung erst in der nächsten Sitzung zu treffen und die sei für den 10. Juni geplant, berichtete Pfarrer Jörg Herrmann, zugleich Vorsitzender des Gremiums. Die Gemeindevertreter sind nach seinen Angaben der Überzeugung, dass Gottesdienste unter den Bedingungen, wie sie jetzt verpflichtend seien, nicht den Vorstellungen der Gläubigen entsprechen. Man hoffe darauf, dass in den nächsten Wochen weitere Lockungen beschlossen würden, die Feiern in bewährter Form ermöglichen oder zumindest in etwa daran hereinreichen.
Weiterhin biete die Gemeinde die Gottesdienste „to go“ an. Textzettel zum Mitnehmen werden an den Toren vor der Reformationskirche ausgehängt.