Essen-Südviertel. Geschäftsleute des Essener Südviertels bekommen die Folgen der Coronazeit deutlich zu spüren. Die Nachfrage der Kunden ist stark zurückgegangen.

Hinter dem Namen „Kaufhaus Süd“ verbirgt sich ein loser Zusammenschluss von Geschäftsleuten und Gewerbetreibenden unterschiedlicher Branchen aus dem Essener Südviertel. Sie alle bekommen die Folgen von Corona zu spüren und fast jeder von ihnen hat mit erheblichen Umsatzeinbußen zu kämpfen - auch nach der Öffnung.

Essener Küchenfachgeschäft erlebt eine enorme Zurückhaltung der Kunden

Mit großer Zuversicht ist Gerhild Menger vom gleichnamigen Küchenmöbelgeschäft an der Witteringstraße ins Jahr 2020 gestartet und es ließ sich nach ihren Schilderungen auch gut an. In den ersten zweieinhalb Monaten schien es gar so, dass man Umsatzrekorde brechen könne. Doch dann kam Corona. Die Inhaberin, die das Geschäft von ihren Eltern übernommen hat, hat noch die Finanzkrise vor Augen und auch die Zeit nach dem Anschlag auf das World Trade Center 2001. Beide Male habe der Betrieb mit Einbußen zu kämpfen gehabt, aber Corona stelle alles in den Schatten. Zunächst die mehrwöchige Schließung und dann eine Wiedereröffnung unter schwierigen Vorzeichen.

„Unsere Branche ist in ausgeprägtem Maße vom Immobilienmarkt abhängig“, sagt Menger. Und der liege nun mal derzeit am Boden, die Zukunftsaussichten seien eher düster. Wenn Leute in Kurzarbeit wechseln würden, Angst um ihren Arbeitsplatz hätten, dann würden sie keine Häuser bauen, Wohnungen kaufen und ebensowenig Geld für Renovierungen ihrer eigenen vier Wände in die Hand nehmen. Folglich seien auch Küchen kaum gefragt. Den Rückgang der Nachfrage beziffert die Geschäftsfrau mit rund 80 Prozent.

Wie lange die Zurückhaltung noch andauere, lasse sich schwer einschätzen. Das hänge maßgeblich davon ab, wie sich der Arbeitsmarkt und die gesamtwirtschaftliche Situation entwickele. Die sieben Mitarbeiter von Menger sind selbst derzeit in Kurzarbeit. Ohne Kredite und Soforthilfen würden die meisten Unternehmen die Krise derzeit wohl kaum überleben, sagt die Geschäftsfrau.

Planungen für weiteres Programm

Kaufhaus Süd ist ein loser Zusammenschluss von Geschäftsleuten aus dem Südviertel. Der Verbund sieht sein Ziel darin, den Handel im Stadtteil nach vorne zu bringen.

Zu den Aktionen zählt unter anderem der dreitägige Wintermarkt. Dessen Erlös ist für gemeinnützige Zwecke bestimmt.

Durch die Corona-Einschränkungen musste der Zusammenschluss in den vergangenen Wochen seine Aktivitäten zurückfahren. Gleichwohl wolle Kaufhaus Süd seine Planungen für ein weiteres Programm fortsetzen, so die Pressesprecherin Yvonne Peters.

Auch wenn Helena Mohr ihr Haushaltswarengeschäft mit dem Namen von Grünstadt während des Lockdowns öffnen durfte, denn sie verkauft unter anderem Drogerieartikel, sei das Minus doch ganz beachtlich. Mit Verlusten zwischen 30 und 40 Prozent rechnet die Geschäftsführerin. Hygieneprodukte erfreuten sich zwar einer regen Nachfrage, sagt Mohr, doch der Umsatz habe den Ausfall im Bereich Haushaltswaren nicht in Gänze ausgleichen können. Allmählich zeichne sich aber ein leichter Aufwärtstrend ab, so dass Helena Mohr hofft, die Talsohle hinter sich zu haben.

Fahrschule hat sich an hohe Hygienestandards zu halten

Die Bundesrepublik erlebte gerade wirtschaftlich ganz unruhige Zeiten, als der Vater von Frank Berendsen seine Fahrschule gründete. Das war 1973, das Jahr der Ölkrise. Daher wisse man im Unternehmen schon von Beginn an mit komplizierten Rahmenbedingungen umzugehen. Doch Corona sei noch mal eine ganz andere Hausnummer, gibt Berendsen zu verstehen.

Da ist vor allem der Ärger über das Hin und Her der Behörden, als es wieder Lockerungen für die Wirtschaft geben sollte. Zwar habe vor rund zwei Wochen der Fahrunterricht wieder begonnen, berichtet Berendsen, doch zuvor war mehrere Tage eine Hängepartie angesagt, wann „wir wieder loslegen durften“. Im Übrigen würden für den Unterricht am Steuer strenge Auflagen gelten. Nicht nur Mund- und Nasenschutz sei für Schüler wie Fahrlehrer verpflichtend, auch werde nach jeder Fahrt der Wagen desinfiziert.

Als Ersatz für den verbotenen Präsenzunterricht konnten Fahrschulen Onlineschulungen anbieten - theoretisch. Dafür hätte er aber ein entsprechendes Equipment benötigt. Zudem hätten Versuche, eine Genehmigung zu erhalten, hohe bürokratische Hürden aufgezeigt. Deshalb habe die Fahrschule darauf lieber verzichtet. Wenn nun die Fahrschüler wieder in den Räume von Berendsen kommen dürfen, müsse man sich auch hier an strenge Vorgaben halten. Für jeden Teilnehmer müssen fünf Quadratmeter zur Verfügung stehen.

Sonderöffnungszeiten im Schmuck und Designeratelier

Yvonne Peters, die ihr Schmuck- und Designatelier am Dohmannskamp betreibt, geht davon aus, noch einmal mit dem „blauen Auge“ davon gekommen zu sein. Die Kundenfrequenz sei inzwischen wieder auf dem Niveau der Vor-Corona-Zeit. Dazu trage allerdings auch in erheblichem Maße bei, dass Sonderöffnungszeiten gelten und galten. Während der Schließungszeit sei es zumindest möglich gewesen, die Arbeiten in der Werkstatt fortzuführen. Konkrete Zahlen zu den Auswirkungen lassen sich momentan noch nicht nennen, so die Geschäftsführerin. Die Auftragslage sei momentan noch recht unübersichtlich. Was aber die Zukunft bringen wird, bleibt Yvonne Peters allerdings recht skeptisch. Wenn Leute in wirtschaftliche Schwierigkeiten geraten und das sei angesichts von Corona vielfach der Fall , setzen sie den Sparstift an. Für Schmuck bleibe dann kaum noch Geld übrig.

Anna Nikulla hat gleich mit der Schließung den Service ihres Geschäfts „Kleiner Laden“ den Service komplett umgekrempelt. Fortan konnten Kunden bei ihr Bücher und Spiele bestellen, die sie dann zu den jeweiligen Adressen brachte. Ihr Sortiment habe sich großer Beliebtheit erfreut. Denn Lesen und Spielen sind, wie Nikulla sagt, nun mal Beschäftigungen, mit denen man sich die Corona-Zeiten vertreiben könne. Den Bringdienst halte sich nach wie vor für Risikogruppen aufrecht. Sehr dankbar zeigt sich die Geschäftsfrau dafür, dass so viele Kunden ihr die Treue gehalten haben.