Essen-Rüttenscheid. Der Isenbergtreff der evangelischen Gemeinde Essen-Rüttenscheid hat viele digitale Angebote entwickelt, die bei Senioren stark nachgefragt sind.

Not macht erfinderisch, weiß der Volksmund. So haben die Gruppenleiter und Akteure des Isenbergtreffs in Essen-Rüttenscheid überlegt, wie sie Angebote aufrechterhalten können, während die Einrichtung geschlossen ist und keine Chance für gemeinsame Treffen besteht. Bei der Ideenschmiede kamen viele praktische Vorschläge heraus, die seither umgesetzt werden und zum Standardprogramm in Corona-Zeiten gehören.

Ehrenamtliche Helfer kümmern sich um die Pflege des Sinnesgartens der Einrichtung in Essen-Rüttenscheid

Die beiden Gruppen, die sich dem kreativen Schreiben widmen, erhalten nach wie vor regelmäßig Aufgaben von ihrer Leiterin, beispielsweise Biografisches zu formulieren oder sich aktuellen Themen zuzuwenden. Die Informationen erhalten sie per Mail, senden auf diesem Weg ihre Arbeiten zurück. In ihrem elektronischen Postkasten finden sie ein paar Tage später ihren korrigierten Text vor.

Eher klassisch und analog geht es bei den Gruppen Gedächtnistraining und Yoga zu. Der erstgenannte Kreis bekommt Briefe von seiner Leiterin, die auf diese Weise mit den Aufgaben weitermacht. In der anderen Gruppe telefoniert die Trainerin regelmäßig mit den Teilnehmern, um sie motivieren, daheim die Übungen auszuführen.

Treffpunkt besteht seit über 40 Jahren

Zum Gemeindezentrum an der Isenbergstraße gehören neben Tages- und Begegnungsstätte, eine Seniorenwohnanlage sowie ein Kindergarten.

Die Begegnungsstätte, der Isenbergtreff, besteht inzwischen seit über 40 Jahren.

Im Gegensatz zu Seniorenheimen besteht bei der Wohnanlage kein Besuchsverbot. Allerdings sind die älteren Menschen aufgerufen, zuhause zu bleiben und Kontakt auf ein Mindestmaß zu reduzieren, erläutert Pfarrerin Marianne Golitz.

Wöchentliche Grüße aus der Gemeinde und die Gottesdiensttexte zum Mitnehmen sind jedem Sonntag am blauen Schaukasten vor dem Isenberg-Treff erhältlich.

Telefonischer Kontakt unter 260958.

Derweil sich die verschiedenen Leiter um den Fortbestand der Angebote kümmern, pflegen Annegret Küttner und Helga Labedzki den Sinnesgarten des Isenbergtreffs. Mit seiner bunten Pracht ist er eine Augenweide und die beiden Blumenfeen sorgen dafür, dass das auch so bleibt. Gerade auch die rund 30 Frauen und Männer, die in den Seniorenwohnungen an der Isenbergstraße 81 leben, freuen sich in diesen Zeiten besonders über den Anblick. Durch die Einschränkungen haben die Senioren deutlich weniger Besuch und sind für Lichtblicke dankbar, so Anke Jansen, Leiterin des Isenbergtreffs.

Zwei Mal pro Woche singen die Senioren auf ihren Balkonen Volkslieder

https://www.waz.de/staedte/essen/ruettenscheid-suedviertel-holsterhausen/zehn-helfer-fuer-senioren-besuchsdienst-in-essen-ruettenscheid-id216959149.htmlUm zumindest ein wenig zur Abwechslung beizutragen, sind die Bewohner zu „Balkongymnastik“ eingeladen, bei der ihnen einige Übungen zum Nachahmen gezeigt werden. Anke Jansen liest auch gern Geschichten vor, während sie durch den Garten geht. Da sie eine laute Stimme habe, könnten ihr die Senioren von ihren Wohnungen aus lauschen.

Zu den beliebten und gern genommen Angeboten gehöre ferner das Balkonsingen. Eine geschlagene Stunde lang geben die Senioren immer dienstags und freitags ab 14 Uhr zum Besten, welche Volkslieder ihnen noch im Sinn sind. Zu den Höhepunkten des Programms in Corona-Zeiten habe zweifellos das Konzert der Harfenistin Mariele Diehl gehört. Musikalische Darbietungen weiterer Künstler, dann mit Keyboard sowie Klarinette, seien noch in der Planung, berichtet Anke Jansen.

Sie hat ebenso für die Sorgen, Nöte und Fragen der Besucher ein offenes Ohr, die regelmäßig die Einrichtung aufsuchen. Da aber das nun nicht möglich ist, ruft sie von sich aus die Senioren an. Dieser telefonische Besuchsdienst sei eine gute Möglichkeit, um mit den älteren Menschen im Kontakt zu bleiben. So höre man zumindest voneinander die Stimmen, erklärt Anke Jansen. Sehr häufig komme in den Telefonaten zur Sprache, dass sich viele ältere Menschen einsam fühlten, da auch der Kontakt zur Familie sehr reduziert sei. Da möchten, berichtet die Leiterin, die Menschen natürlich wissen, wie lange diese massiven Einschränkungen noch andauern. Diese Frage lasse sich aber derzeit noch nicht beantworten.

Wegen der Corona-Krise ist der Isenbergtreff derzeit geschlossen. Wann er wieder öffnet, steht noch in den Sternen.
Wegen der Corona-Krise ist der Isenbergtreff derzeit geschlossen. Wann er wieder öffnet, steht noch in den Sternen. © FUNKE Foto Services | André Hirtz

Leiterin sieht Vorteile der Digitalisierung

Ohne Digitalisierung wäre es um ein Vielfaches schwieriger, diese nun schon seit Wochen anhaltende Situation zu meistern, erklärt die Leiterin. Dadurch biete sich die Möglichkeit, mit den Einschränkungen kreativ umzugehen und sie zu überstehen. Die WhatsApp-Gruppe, die sich eigentlich alle vierzehn Tage in dem Gemeindehaus trifft, erlebt seit Beginn der Corona-Krise, welche Potenziale ein solcher Messenger-Dienst hat. Die Leiterin der Gruppe stellt täglich neue Aufgaben, beispielsweise neue Apps herunterzuladen oder nach bestimmten Informationen zu suchen. Die Teilnehmer erledigen diese Aufgabe nur zu gern, berichtet Jansen, lernen sie doch auf diese Weise viele Facetten des Internets und seiner Chancen kennen.