Essen-Rüttenscheid. Das Bürgerzentrum Villa Rü in Essen wollte 40-jähriges Bestehen feiern. Ob das möglich sein wird und wann das Haus wieder öffnet, ist ungewiss.

Eigentlich sollte in diesem Jahr Jubiläum gefeiert werden, denn das Bürgerzentrum Villa Rü an der Girardetstraße in Essen-Rüttenscheid besteht seit 40 Jahren. Doch dazu wird es wohl nicht kommen, sagt Leiter Werner Settels. Corona durchkreuzt solche Pläne. Die Einrichtung ist seit über vier Wochen geschlossen, wann und unter welchen Vorzeichen sie öffnet, ist vollkommen ungewiss.

Einrichtung in Essen-Rüttenscheid bietet Räume für Offenen Ganztag

Das Haus bietet über 50 Gruppen, Initiativen und Vereinen eine Heimstätte, wird ebenso gern für Vorträge gebucht und ist für die benachbarte Käthe-Kollwitz-Schule ein willkommener Nachbar. Denn die Grundschule kann Räume der Villa Rü für den Offenen Ganztag nutzen. Dass möglicherweise Viertklässler schon bald wieder hier Zeit verbringen werden, ist durchaus denkbar, so Settels. Denn ab dem 4. Mai sollen die vierten Jahrgangsstufen wieder den Unterricht besuchen, doch wie sich das alles gestalte, müsse man abwarten. Er stehe auf jeden Fall in engem Austausch mit der Schulleitung.

Der Kontakt zu den weiteren Nutzern der Einrichtung sei keineswegs abgerissen, hebt der Leiter hervor. Er habe in den vergangenen Wochen zahlreiche Gespräche geführt, natürlich am Telefon. Die Schließung finden natürlich alle einerseits bedauerlich, sagt Settels, aber es herrsche auch ein großes Verständnis dafür, dass der Gesundheitsschutz Vorrang habe. Besonders schwierig sei es natürlich für Anbieter, die mit ihrem Programm in der Villa Rü einen Teil ihres Einkommens erzielen, beispielsweise Tanzschulen.

Treffpunkt hat sich im Laufe der Zeit gewandelt

Im Laufe der Jahrzehnte hat die Villa Rü ihr Gesicht gewandelt. War sie lange Zeit ein reines Jugend- ist sie heute ein Bürgerzentrum, das außerhalb von Corona-Zeiten täglich von 600 Menschen besucht wird.

An den Vormittagen wird ein Elterncafé angeboten,m zudem gibt es Krabbel-, Spiel- und Pekip-Gruppen.

Nachmittags gibt es Angebote für Kinder und Jugendliche, von Taekwondo bis hin zu Musik.

In den Abendstunden kommen Gruppen und Vereine zusammen. Darüber hinaus treffen sich hier auch verschiedene Tanzgruppen von HipHop über Square Dance bis hin zum Tango Argentino.

Darüber nutzen die Bezirksschülervertretung, die Greenpeacegruppe Essen, das Portugiesische Kulturzentrum, der Iranische Kulturbund Negah, der koreanische Kulturverein sowie das eritreische Kulturzentrum die Räume der Villa.

Das Repaircafé und die Initiative Jazz Visions sind ebenso zu Gast wie zahlreiche Elternbildungskonferenzen.

Gedankenspiele für den Fall einer Wiedereröffnung

Derweil die Zukunft noch offen ist, erlauben sich Settels, aber auch seine Kollegin Alex Bremer durchaus Gedankenspiele, welche Treffen, welche Kurse und Veranstaltungen unter Einhaltung der Abstandsregeln möglich sein können. Kleinere Gruppen würden sicherlich eher eine Möglichkeit haben als größere. Andererseits sollten auch alle eine Chance haben, die bislang die Villa Rü aufgesucht haben. Überlegt habe man auch schon, ob man den Besucherverkehr so regeln könne, dass das eine Treppenhaus als Eingang, das andere als Ausgang in Anspruch genommen werde. Momentan seien konkretere Planungen unangebracht. Es gelte noch das Verbot, das aus dem Ministerium für Kinder, Familie, Flüchtlinge und Integration des Landes Nordrhein-Westfalen stamme.

Derzeit haben Handwerker Einzug gehalten

Die Villa Rü ist seit Beginn der Corona-Krise geschlossen. Es steht in den Sternen, wann sie wieder öffnet.
Die Villa Rü ist seit Beginn der Corona-Krise geschlossen. Es steht in den Sternen, wann sie wieder öffnet. © Sonja Mersch

Statt der sonst üblichen Gäste finden sich nun jeden Tag Handwerker in der Villa Rü ein. Sie haben den Auftrag, sich um den Brandschutz zu kümmern. Die Arbeiten sollten ursprünglich etwas später erfolgen, wurden aber nun vorgezogen. Wie lange sie noch dauern und ob ein regulärer Betrieb des Bürgerzentrums überhaupt möglich sei, sollte die Instandsetzung noch nicht abgeschlossen sein, müsse wohl eigens geklärt werden.

Da hingegen die Vorgaben, dass keine Großveranstaltungen bis Ende August stattfinden dürfen, vollkommen eindeutig sind, haben Settels und Bremer eines der beliebtesten Feste in Rüttenscheid bereits abgesagt, nämlich das Parkfest. Und auch das für September geplante Hoffest steht auf der Kippe.

Gleichwohl sind die beiden Sozialpädagogen nach wie vor im Dienst, kümmern sich um Verwaltungsaufgaben und sehen nach dem Rechten. Zugleich hoffen sie natürlich, dass bald wieder der Alltag in das ehemalige Schulgebäude an der Girardetstraße zurückkehrt.