Essen-Holsterhausen. An den Cranachhöfen in Essen hat eine Skulptur einen neuen Platz gefunden, mit der sich ein Stück städtischer Geschichte verbindet.
Fast sieben Jahre war sie nicht mehr in der Öffentlichkeit zu sehen. Nun hat sie auf dem neu geschaffenen Holsterhauser Platz der Cranachhöfe einen neuen Standort gefunden. Die Rede ist von der Skulpturengruppe „Gemeinsamkeit“, die die Holsterhauser Bevölkerung auch gern „Die drei Grazien“ nennt.
Künstler studierte an der Essener Folkwang Hochschule
Der aus Krefeld stammende Künstler Heinrich Adolfs hat 1959 das Kunstwerk geschaffen, das einst auf dem Gelände des ehemaligen Berufskollegs Holsterhausen stand. Dargestellt werden drei Frauen, die eng beieinander stehend im Gespräch vertieft sind. Der Bildhauer fertigte seine Arbeit, die fast drei Meter hoch und zwei Meter breit ist, aus Krensheimer Muschelkalk an. Adolfs, 1901 geboren, hatte zunächst in Krefeld studiert und kam später zur Folkwang Hochschule. Dort war er unter anderem Assistent des renommierten Bildhauers Joseph Enseling. Ab 1933 war er freischaffend tätig, hatte aber unter der NS-Diktatur Ausstellungsverbot. Nach dem Krieg schuf er für Skulpturen sowohl für Essen als auch für die Städte Mülheim und Gelsenkirchen.
Bevor das städtische Wohnungsunternehmen Allbau mit dem Bau der Cranachhöfe begann, hatte die Bezirksvertretung III bereits im Jahr 2012 beschlossen, das Werk von Adolfs einzulagern, um es später an einem angemessenen Ort wieder aufzustellen. Da aber während der Jahre der Zahn der Zeit an der Skulptur genagt hatte, war eine Restaurierung erforderlich. Es zeichnete sich dann ab, dass rund 13.000 Euro an Kosten entstehen würden, um zum einen das Kunstwerk instandzusetzen und zum anderen es zu den Cranachhöfen zu transportieren und es dort zu installieren.
Bezirksvertretung und Unternehmen Allbau finanzierten Kunstprojekt
Fragen nach der Zukunft der Immobilie
Bereits 2008 hatte der Essener Rat entschieden, dass das Berufskolleg Holsterhausen aufgrund schlechter Bausubstanz abgerissen werden sollte. Daraufhin gab es heftige Bürgerproteste.
Schließlich wurde aber dann doch die Entscheidung gefällt, dass Allbau ein neues Zentrum für Holsterhausen bauen und die Berufsschule abgerissen werden solle. Die ersten Bauarbeiten begannen 2016.
Vor Ostern gerieten die Cranachhöfe in die Schlagzeilen, als bekannt wurde, dass Allbau den Wohn- und Geschäftskomplex wieder verkaufen will. Kritische Stimmen sorgen sich um die Zukunft der Immobilie.
Die Bezirksvertretung habe, wie Bezirksbürgermeister Klaus Persch berichtet, 9000 Euro aus dem eigenen Etat bereit gestellt. Denn es habe nun mal das große Interesse bestanden, das Objekt zur Schau stellen zu können. Das Unternehmen Allbau finanzierte die weiteren 4000 Euro. Bei Sabine Peretzke, die in der Essener Stadtverwaltung für Kunst im öffentlichen Raum zuständig ist, liefen organisatorisch die Fäden des gesamten Projekts zusammen. Der Steinmetz Roland Berns und die Restauratoren vom Restaurierungsatelier „Die Schmiede“ aus Duisburg schritten zur Tat und erweckten „Die drei Grazien“ innerhalb von zwei Monaten zu neuem Leben.
Nach Ansicht von Sabine Peretzke benötigt die Stadt solche „architektonischen Projekte, die sich auch der Aktivierung von Kunst im öffentlichen Raum annehmen und den kulturellen Zusammenhalt der Gesellschaft stärken“. Nach Ansicht von Bezirksbürgermeister Klaus Persch „wird die Gestaltung des neuen Platzes vor den Cranachhöfen künstlerisch abgerundet“. Allbau-Geschäftsführer Dirk Miklikowski hebt hervor, dass die Skulptur grundsätzlich die Aufenthaltsqualität des Platzes erhöhe.