Eine Reihe von Kunden des Wochenmarkts in Essen-Rüttenscheid kaufen derzeit für Senioren ein, die Menschenansammlungen derzeit meiden sollen.

Essen-Rüttenscheid. Sonnenschein und blauer Himmel sorgen nach langer Zeit erstmals wieder für Bilderbuchwetter auf dem Rüttenscheider Markt. Doch so recht scheinen weder Besucher noch Händler davon Notiz zu nehmen. Corona zeigt auch hier seine Folgen.

Markthändler in Essen-Rüttenscheid weist auf Hygienevorschriften hin

Schon früh am Morgen machte sich Natalie Degner auf den Weg. Sie wollte pünktlich zu Marktbeginn um 8 Uhr auf dem Rüttenscheider Platz sein, erzählt die 45-Jährige. Im Moment kaufe sie nämlich nicht nur für die eigene Familie ein, sondern auch für Eltern und Nachbarn. Ältere Menschen sollten doch, wenn eben möglich, größere Ansammlungen derzeit vermeiden, sagt die Kundin, als sie mehrere Tüten Kartoffeln in ihre Taschen legt. Dass die Jüngeren derzeit für Senioren in die Bresche springen, erlebe er in diesen Tagen häufiger, sagt Obst- und Gemüsehändler Roland Völlenklee. Er berichtet über einen Vater und dessen Sohn aus dem Essener Süden, die eigentlich immer samstags zu Fuß zum Rüttenscheider Markt kommen. „Letzte Woche war der Sohn alleine da und hat für beide gemeinsam die Besorgungen erledigt“, so der 83-Jährige. Dass am vergangenen Samstag Hochbetrieb an seinem Marktstand herrschte, sieht er im engen Zusammenhang mit der Corona-Krise. „In den Geschäften wird Obst und Gemüse häufig von mehreren Kunden angefasst, das ist bei uns nicht der Fall“. Ohnehin trage er seit einigen Tagen Schutzhandschuhe. Hygiene sei derzeit das A und O. Während Völlenklee davon spricht, gehen Besucher vorbei, die Atemschutzmasken tragen, einer von ihnen gibt sich aber durchaus selbstkritisch. Er nutze die Maske zwar, doch deren Wirkung lasse bekanntlich schon nach kurzer Zeit nach.

Kunden halten nichts von Hamsterkäufen

Einige Meter entfernt suchen sich Britta Voß (40) und ihr Sohn Erik gemeinsam Obst aus. Da er derzeit schulfrei habe, biete sich doch auch mal ein Gang über den Markt an, so die Mutter. Den Nachbarn habe man bereits angeboten, Einkäufe zu übernehmen. „Die werden sich noch melden“, meint der Achtjährige. Mit älteren Menschen aus dem Wohnquartier haben sich auch Björn und Sandra Köller unterhalten, „weil wir ihnen gerne die Besorgungen abnehmen möchten“. Die Antwort fiel allerdings verblüffend aus. Die Nachbarn hätten sich zwar gefreut, aber gemeint, froh zu sein, wenn sie ab und zu an die frische Luft könnten.

Die Köllers sind nicht die einzigen Lehrer, die auf dem Markt unterwegs sind. Maria Hörsen und Karsten Burbula arbeiten ebenfalls im Schuldienst und nutzen üblicherweise den Samstag. „Doch jetzt haben wir uns für den Mittwoch entschieden, dann ist es auch nicht so voll“. Wie immer nehmen sie auch jetzt Geflügel mit nach Hause und das in üblicher Menge. Von Hamsterkäufen halten sie nichts und sind mit dieser Meinung nicht allein. Eine ältere Dame gibt ganz deutlich verstehen, dass doch genügend Ware vorhanden sei. Wenn auch mal in den Geschäften abends die Regale leer seien, würden sie doch bis zum nächsten Morgen wieder gefüllt.

Frage nach Umsatzsteigerungen

So bekommen auch Markthändler die Frage zu hören, ob sie in nächster Zeit an Ort und Stelle anzutreffen seien. Einer von ihnen versichert seinem Publikum: „Wir kümmern uns um die Grundversorgung, daher bleiben wir auch“. Ob in den zurückliegenden Tagen die Umsätze gestiegen sind, dazu gibt es unterschiedliche Einschätzungen. Marktbeschicker Laslo Heyden (27) meint, es seien „ein paar mehr Kunden“. Jonas Engel vom Geflügelhof Engel gibt sich etwas zurückhaltender. „Wir haben gut zu tun“. Es gehen nach seinen Worten etwas größere Mengen über die Verkaufstheke.

Öffnungszeiten des Marktes

Der Rüttenscheider Markt hat immer mittwochs von 8 bis 13 Uhr sowie samstags von 8 bis 14 Uhr geöffnet.

Aufgrund der Corona-Krise sind die Angebote im Begleitprogramm, das Marktsingen und die Vorleseaktion für Kinder, bis auf Weiteres ausgesetzt.