Holsterhausen. Als Marion Klein ihren Weinhandel gründete, waren es für die Branche schwierige Zeiten. Doch seither sind vier Jahrzehnte vergangen.
Es ist nur ein kurzer Weg, um vom Gemarkenplatz an den Ort zu gelangen, der vielen Weinliebhabern als erste Adresse gilt. Ein feiner Schriftzug verrät, dass hier der Weinhandel von Marion Klein zuhause ist. Willkommen an der Holsterhauser Straße 38. Schon beim Betreten des Ladens, wenn die Türglocke erklingt und sich der Besucher inmitten eines vielfältigen Weinsortiments wiederfindet, macht sich eine urige und zugleich persönliche Atmosphäre breit.
Weinhändlerin aus Essen-Holsterhaus hat Kulturjournalismus studiert
Dass die Kunden sich wohlfühlen und für sie eine reichhaltige Auswahl bereitstehe, darauf lege sie besonderen Wert, sagt die Inhaberin. Ihren Weinhandel betreibt sie seit inzwischen vier Jahrzehnten. Wein, so gibt die gebürtige Essenerin zu verstehen, sei für sie mehr als nur ein Getränk, schließlich komme es auf den Genuss an. Ihre Vorliebe für den Rebensaft habe sie schon während ihres Studiums des Kulturjournalismus entdeckt und zudem gewusst, dass sie sich mit Weinverkauf eines Tages selbstständig machen wolle. Es war die Zeit, als es um den Ruf des Weines nicht allzu gut bestellt war. Der Glycol-Skandal und Panscherei-Vorwürfe hatten eine ganze Branche in Misskredit gebracht. Doch Marion Klein, die damals bereits eine Ausbildung zur Bürokauffrau absolviert hatte, war fest davon überzeugt, dass man doch sicher mit Qualität beim Publikum punkten könne.
Als Weinjournalistin in Konstanz gearbeitet
Marion Klein hat an der Uni Essen-Duisburg Kulturjournalismus studiert und später zwei Jahre als Weinjournalistin in Konstanz gearbeitet.
Mit Wissenschaftlern aus ihrer Studienzeit steht sie noch heute in Verbindung und hat Kontakte zur Deutschen Forschungs-Gesellschaft.
Ihr Weinhandel war zunächst an der Frillendorfer Straße untergebracht bis nach wenigen Jahren der Umzug an die Holsterhauser Straße erfolgte.
Voraussichtlich im April will Marion Klein mit dem Programm „Holsterhausen persönlich“ starten. Freitagnachmittags sind Bürger zu einem Rundgang (plus Verköstigung) durch inhabergeführte Geschäfte in Holsterhausen eingeladen.
Wenn sie erzählt, wie sie in diesen Jahren mit dem eigenen Auto Winzer an Rhein und Mosel aufgesucht hat, um den Wein direkt beim Erzeuger zu kaufen, spricht daraus eine gehörige Portion Pioniergeist. Indem Vorkasse und damit die gesamte Ware komplett bezahlen musste, ging sie volles unternehmerisches Risiko ein. Zudem sei früher die Welt der Winzer eine reine Männerdomäne gewesen, erinnert sich die Weinexpertin. Doch schon schnell habe sie sich etablieren können, geblieben sei der enge Kontakt zu den Weinbauern, „deren Betriebe oftmals schon in der dritten Generation bestehen“. Heute setzt sich nur noch manchmal ins Auto, um den Wein vor Ort aus den Anbaugebieten abzuholen. Das würde ihre Zeit wohl kaum noch zulassen, zumal sich seit einigen Jahren Paketdienste als Alternative anbieten.
Onlinehandel und Discounter als Konkurrenz
Längst hat Marion Klein auch nicht mehr nur deutsche Produkte in ihren Beständen, sondern ebenso Weine aus Frankreich, Italien, Portugal und Spanien. Zudem seien Marken aus Chile darunter und mit Weinen aus dem schweizerischen Wallis gehöre auch Exklusiveres zum Angebot.
Wer als Kunde in dem Holsterhauser Weinhandel zu Gast ist, dem steht Marion Klein mit Beratung und Erfahrung zur Seite. Sie kennt das Bouquet der vorrätigen Weine. Denn es würden nur solche Weine bei ihr verkauft, die sie vorher auch einmal probiert habe. Für die Besucher nehme sie sich Zeit, damit sie in Ruhe die richtige Auswahl treffen können, betont die Weinexpertin. Service gehört nun mal zu den Pluspunkten, mit denen sich ein Geschäft wie das ihre von den beiden großen Mitbewerben abheben könne, dem Onlinehandel zum einen und den Discountern zum anderen. Dem Preisdruck könne das eigene Geschäft gut widerstehen, so Klein, denn auch an der Holsterhauser Straße gebe es Weine unter vier Euro und das auch aus ökologischem Anbau.
Die Winzer, von denen sie bezieht, seien allesamt Betriebe, in denen bei der Weinernte noch Handlese angesagt sei. Ihr Wissen und ihre Kenntnisse über Wein im Allgemeinen und Besonderen gibt die 65-Jährige auch gerne bei Seminaren in den eigenen Räumen weiter, Weinprobe inbegriffen. „Dazu servieren wir Fingerfood“, erläutert sie und erzählt, dass ihr Mann sich um die Speisen kümmert. Solche Abende seien sehr gefragt und entsprechen nach ihren Worten dem Geschmack der Kunden. Beim nächsten Tasting am 21. März werden Weine aus Wallis und dem Markgräfler Land kredenzt.