Essen-Südviertel. An der Huyssenallee in Essen sollen Straßenlaternen umgerüstet werden. Sie dienen E-Autos als Ladestationen und haben noch weitere Nutzwerte.

Sie dienen Elektroautos als Stromspender, zeigen den nächsten freien Parkplatz an und stehen obendrein als Notrufsäule bereit: Gemeint sind Straßenleuchten einer neuen Generation, und es sind nur drei Beispiele an Serviceleistungen, mit denen sie dank digitaler Technik aufwarten. An der Huyssenallee sollen 15 Laternen nun in einem Modellprojekt umgerüstet werden. Das Vorhaben gehöre zu einem der Bausteine, um die Digitalisierung in Essen weiter voranzubringen, erklärt Stadtwerke-Vorstand Lars Martin Klieve. Partner sei das Essener Unternehmen Innogy, das vor gut einem Jahr erstmals in Bochum so genannte Smart Poles installierte.

Umrüstung der Laternen im Essener Südviertel beginnt im März

https://www.waz.de/staedte/bochum/pilotprojekt-die-stadt-bochum-bekommt-intelligente-laternen-id215652407.htmlStraßenlaternen als Standorte zu nutzen, die vor allem Angebote für den Bürger vorhalten, hat aus Sicht der Stadt gute Gründe. Denn es bestehe nun mal ein engmaschiges Netz an Straßenbeleuchtungen, heißt es. Jetzt soll zunächst einmal über drei Jahre getestet werden, wie und in welcher Weise die Menschen in der Stadt die Möglichkeiten nutzen, erklärt Klieve. Anschließend soll über eine mögliche Ausweitung der smarten Technik entschieden werden. Die Umrüstung an der Huyssenallee starte im März, im Mai sollen dann die neuartigen Laternen in Betrieb gehen.

Bereits Mobilfunknetz gekauft

Um die Digitalisierung voranzubringen, haben die Stadtwerke Ende vergangenen Jahres ein eigenes Funknetz gekauft.

Das Netz nennt sich Lorawan und kann im Gegensatz zu 5G-Mobilfunkenten zwar nur kleine Datenmengen transportieren, dafür aber über weite Strecken.

Vorher gehörte das Netz einem Essener Software-Unternehmen, das aus dem Eon-Konzern hervorgegangen ist.

Was können also nun die technischen Multitalente, außer die Straße zu beleuchten? E-Fahrzeuge lassen sich hier aufladen, ferner soll die Technik beim Parkplatzmanagement behilflich sein. In Bochum beispielsweise erkennt eine Sensorik freie Stellplätze und sendet entsprechende Informationen an die smarten Poles. Für Essen erarbeite man derzeit noch genaue und passende Lösungen, erklärt Klieve. Darüber hinaus sollen die Laternen Notrufknöpfe bekommen mit dem direkten Draht zur Leitstelle. Ferner sind W-LAN-Angebote vorgesehen und darüber hinaus sollen die Straßenlampen das 5G-Mobilfunknetz unterstützen. Wer sich über aktuelle Luftwerte informieren will, der werde voraussichtlich die Daten auf den Displays ablesen können, berichtet der Stadtwerke-Vorstand. „Die Daten liefert direkt vor Ort eine entsprechende Messtechnik“. Welche Komponenten erhoben werden, ob Feinstaub oder beispielsweise Stickoxide dazugehören, sei noch offen. Schließlich werden die Laternen mit Bildschirmen ausgestattet sein. Die Stadtwerke stehen mit Geschäftskunden im Kontakt, die die Monitore als Infotafeln nutzen wollen.

Lars Martin Klieve: Aus den Erfahrungen mit digitalen Lösungen neue Geschäftsfelder etablieren.
Lars Martin Klieve: Aus den Erfahrungen mit digitalen Lösungen neue Geschäftsfelder etablieren. © Knut Vahlensieck

Signal für weitergehende Digitalisierung

Die Kosten für das Projekt beziffert Klieve mit einem unteren sechsstelligen Betrag. Man gehe aber derzeit davon aus, dass sich die Ausgaben „refinanzieren lassen“. Zuschüsse gebe es für das Vorhaben nicht, allerdings bieten die Smart Poles der Stadt eine gute Chance, klare Signale für eine weitergehende Digitalisierung zu setzen. Damit positioniere sich die Stadt, wenn sie auf dem Weg zur Smart City Fördergelder beantragen wolle.

Die Stadtwerke erhoffen sich, so Klieve, zudem einen Nutzwert für das eigene Unternehmen. Aus der Erfahrung mit digitalen Lösungen lassen sich möglicherweise neue Geschäftsfelder etablieren und weitere Strategien entwickeln.