Essen-Südviertel. Das Amt für Denkmalpflege will die Wohnanlage im Südviertel in die Denkmalliste der Stadt aufnehmen. Bezirkspolitiker müssen entscheiden.

Die Hochhauswohnanlage Kaupenhöhe könnte bald in der Denkmalliste der Stadt Essen aufgenommen werden. Das Institut für Denkmalschutz und Denkmalpflege kommt zu dem Schluss, dass die Gebäude an der Hölderlinstraße und Kaupenstraße geschützt werden sollten. Die Bezirksvertretung I wird nächste Woche über diesen Vorschlag entscheiden.

Die Wohnanlage mit dem Wohnhochhaus Kaupenhöhe, dem Reihenhaus einschließlich Grünfläche und Garagengebäude ist bereits in einem Gutachten für qualitätvolle Bauten aus den 50-er Jahren in Essen aufgeführt. Auf Grundlage dieses Gutachtens hat das Amt für Denkmalschutz im Rheinland nun einen Antrag auf Eintragung in die Denkmalliste der Stadt Essen gestellt.

Hochhaus zeigt Wandel der städtischen Wohnvorstellungen im 20. Jahrhundert

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Die Begründung: Die Wohnanlage sei bedeutend für die Geschichte der Menschen, indem es den Wandel der Wohnvorstellungen im 20. Jahrhundert zeigt und außerdem bedeutend für Städte und Siedlungen sei, weil es zu den Beispielen des Wiederaufbaus der Stadt Essen nach dem Zweiten Weltkrieg zähle.

„Für seine Erhaltung liegen künstlerische, wissenschaftliche, architekturgeschichtliche und städtebauliche Gründe vor“, heißt es im Bericht der Verwaltung. Künstlerisch bedeutend sei die „sorgfältige Detailgestaltung“ des Gebäudes und insbesondere der Fassaden und des Treppenhauses sowie die Qualität der platzsparend konzipierten Wohnungen. Architekturgeschichtlich bedeutend sei das Gebäude

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als frühes Beispiel eines Wohnhochhauses der Nachkriegszeit.

Hochhaus Kaupenhöhe, Essen Südviertel um 1958, ehemals erbaut als „Haus für die berufstätige Frau
Hochhaus Kaupenhöhe, Essen Südviertel um 1958, ehemals erbaut als „Haus für die berufstätige Frau", jetzt Allbau Mehrgenerationen Wohnhaus, Hölderlinstraße 2.

Zudem zeige sich am Standort des Wohnhochhauses der moderne Paradigmenwechsel im Städtebau – weg von der Blockrandbebauung der industriellen Stadt des 19. Jahrhunderts und hin zur gegliederten, aufgelockerten und durchgrünten Stadt der Mitte des 20. Jahrhunderts, so die Verwaltung.

Das Hochhaus wurd 1954/55 von der Allbau gebaut

Das zehngeschossige Wohnhochhaus mit 181 Ein- und Zweizimmerwohnungen wurde 1954/55 im Auftrag des Allgemeinen Bauvereins Essen AG nach Plänen des Architekten Wilhelm Seidensticker (1909-2003) gebaut. Heute wird es als Mehrgenerationen-Wohnhaus genutzt.

Die Bedeutung der Gebäude hatte Kunsthistoriker Joachim Petsch bereits 1994 erkannt: „Das zehngeschossige Hochhaus Kaupenhöhe ist zu den bedeutenden Beispielen moderner Architektur in der Bundesrepublik zu zählen“, hält er in einem Gutachten für die Stadt Essen damals fest.

Schutz vor Verschlechterung

Sollte die Wohnanlage Kaupenhöhe in die Denkmalliste der Stadt eingetragen werden, wird sie unter Denkmalschutz gestellt. Voraussetzung dafür ist ein öffentliches Interesse an der Erhaltung und Nutzung der Gebäude.

Das denkmalrechtliche Erlaubnisverfahren stellt sicher, dass Veränderungen von den Denkmälern und Baudenkmälern oder ihrer unmittelbaren Umgebung für diese nicht zu einer Verschlechterung führen.

Laut Verwaltung sei die Wertung von Petsch auch heute noch immer aktuell. „Neuere Veränderungen, so wie der Einbau von Kunststofffenstern oder der Umbau des Eingangsbereiches im Erdgeschoss, schmälern den Denkmalwert nicht“, heißt es im Bericht.

Die Politiker der Bezirksvertretung wollen vor der Sitzung nächste Woche noch keine Beurteilung zu dem Antrag abgeben. So wie Susanne Kirchhof, Fraktionsvorsitzende der SPD in der Bezirksvertretung I. Sie allerdings vermute, „dass das keine kritische Geschichte werden sollte“.

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