Holsterhausen. Es sah lange schlecht aus, doch jetzt ist Deutschlands älteste Tankstelle in Essen gerettet. Aber: Die Zapfsäulen laufen nicht. Noch nicht.
Deutschlands älteste Tankstelle ist gerettet. Noch im Frühsommer hatte es so ausgesehen, als würde es mit dieser ebenso kultigen wie nützlichen und berühmten Anlaufstelle in Holsterhausen zu Ende gehen. Der langjährige Pächter Manfred Milz hatte sich im Alter von 69 Jahren in den Ruhestand verabschiedet. Ein Nachfolger war nicht in Sicht. Das hat sich jetzt geändert. Seit dem 1. Oktober ist wieder Leben in den Hinterhof an der Gemarkenstraße eingezogen. Die 95 Jahre alte Tankstelle darf also weiter auf die 100 zusteuern.
Aşkın Gürkan und sein kleines Team haben nicht nur ihre Firma, sondern auch große Erwartungen mit zu diesem Standort gebracht. Polish & More heißt der Betrieb, der sich auf die Pflege und Aufbereitung von Fahrzeugen spezialisiert hat und in Kooperation mit Partnern auch Reparaturen anbietet. „In Holsterhausen eine solche Gewerbefläche zu finden, ist wie ein Sechser im Lotto“, sagt der 34-Jährige. Lange erklären muss er seiner Kundschaft den neuen Standort nicht. „Die älteste Tankstelle Deutschlands kennt jeder.“ Vorher war der Essener mit türkischen Wurzeln mit seiner Firma an der Cranachstraße zu Hause. Er wollte sich innerhalb des Stadtteils verändern, das hat geklappt.
Die Werkstatt von Deutschlands ältester Tankstelle ist schon wieder in Betrieb
Am Freitag schaute der ehemalige Pächter Manfred Milz kurz vorbei. Mal sehen, was sich auf dem Gelände tut, das rund 50 Jahre seine berufliche Heimat und einige Zeit auch sein privates Zuhause war. „Ich freue mich, dass hier wieder etwas passiert“, sagt Milz, der immer noch ins Schwärmen gerät, wenn er über die unzähligen Stunden, von denen die meisten so schön waren, in Deutschlands ältester Tankstelle erzählt. Hier sind aus Kunden Freunde geworden. „Viele Kontakte halten sich“, sagt der Tankwart mit Herz.
Konzert für Kunden
Der langjährige Tankstellenpächter Manfred Milz steigt für seine treuen Kunden auf die Bühne. Am Samstag, 16. November, gibt er im Alten Bahnhof Kettwig ein Konzert mit seiner Band Uhrwerk.
500 Karten hat er verteilt. „Eventuell können weitere Gäste dazukommen. Je nachdem, wie voll es wird“, sagt Milz. Das Konzert mit rockigen deutschen Texten beginnt um 20 Uhr.
Was er seit seinem letzten Arbeitstag am 31. Mai getan hat? Reisen? Entspannen? Faulenzen? Alles falsch! Er hat vor allem viel aufgeräumt. „In 50 Jahren hat sich so einiges angesammelt“, sagt er und lacht.
Der neue Mann an dem historischen Ort ist direkt von 0 auf 100 durchgestartet. Eine lange Umzugsphase konnte er sich nicht erlauben. „Meine Kunden möchten, dass es sofort weitergeht“, sagt Aşkın Gürkan. Und so wird er erst nach und nach die Werkstatt und die Geschäftsräume etwas umgestalten. Die Zapfsäulen laufen nicht. Noch nicht. „Mein Kerngeschäft ist zwar die Autoaufbereitung, aber ich möchte es schon versuchen. Vorher muss noch einiges organisiert werden.“ Es kann also noch etwas dauern, bis es an dieser Stelle wieder Benzin gibt.
Ehemaliger Pächter Manfred Milz fährt viel Rad
Bei der Eingewöhnungsphase nach dem Umzug bekommt Gürkan Unterstützung von seiner Schwester Sabriye Peschke. Sie ist gerade mit Mann und Baby aus Bayern zurück in ihre Essener Heimat gekommen und hilft gerne. „In unserer Familie kennt man sich mit Autos aus. Schon unser Vater ist Karosseriebauer gewesen“, sagt sie.
Der ehemalige Tankstellen-Pächter Manfred Milz konnte also guten Gewissens seinen Kurzbesuch an alter Wirkungsstätte beenden. Ein Comeback schließt er aus, so gerne er den Job auch gemacht hat. Er kommt ohne Benzin klar. Und das trifft sogar auf seine Fortbewegung zu. Milz ist begeisterter und durchtrainierter Radfahrer. „30 bis 60 Kilometer am Tag sind die Regel“, sagt er. Gut möglich, dass er ab und zu einen Abstecher an die Gemarkenstraße macht. Aber nur kurz.
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