Rüttenscheid. Das Maria-Wächtler-Gymnasium in Rüttenscheid kooperiert jetzt mit einer chinesischen Schule. Die ersten Jugendlichen aus Essen waren vor Ort.
Schule von sieben Uhr morgens bis viertel vor sechs am Abend, kein Google auf dem Handy, dafür zum Frühstück ein saftiges Steak: China ist anders. Eindrucksvoll haben Schüler des Maria-Wächtler-Gymnasiums jetzt von ihrer Reise nach Changzhou berichtet. Die Schule pflegt seit Neuestem eine verbindliche Kooperation mit einer Schule in Essens Partnerstadt. 22 Zehntklässler waren im Juni für zweieinhalb Wochen vor Ort, ein Gegenbesuch ist geplant für Ende Januar 2020.
Hunde gab es nicht zu essen, aber Insekten
Um mal mit einem ganz dicken Klischee anzufangen: Nein, Hunde haben sie nicht gegessen. „Aber es gab Tauben, Fischeier und geröstete Insekten“, berichtet Friederike (15). Überhaupt, das Essen: „Die Mahlzeiten waren immer warm, auch morgens gab es in meiner Gastfamilie schon Reisbällchen mit Steak“, sagt Schüler Till. Beeindruckt sind die Essener von der Gastfreundschaft der Familien, „man hat sich sehr um uns gekümmert, obwohl die chinesischen Schüler wirklich Schulstress hatten“, erzählt Pelin (15). Drei Prüfungen am Tag – keine Seltenheit. Und weil die Schule von morgens bis abends geht, machen die chinesischen Schüler mit den Lehrern einfach einen Mittagsschlaf – im Klassenzimmer, mit dem Kopf auf dem Tisch.
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Alle zahlen mit ihrem Smartphone
So vieles ist anders in China: „Sie können fast nirgendwo mit EC- oder Kreditkarte bezahlen“, hat David festgestellt. Sondern entweder mit Bargeld oder – das machen alle – direkt mit dem Smartphone. „Selbst Bettler haben ein Schild mit einem QR-Code“, berichtet Charlotte. QR-Codes sind schwarz-weiße Würfelmuster, die von Smartphones erkannt werden können, so wie die Strichcodes an Lebensmittel-Verpackungen, die von Supermarkt-Kassen gelesen werden.
„Google“ ist in China gesperrt, „das lädt dann die ganze Zeit“, erzählt Elin, und es gibt unglaublich viel Plastik: „Jedes Ei im Supermarkt ist einzeln in Folie verpackt.“ Und auch sonst gab es viele Seltsamkeiten, die die Schüler beobachten konnten: Sie wurden Zeugen einer öffentlichen Partnervermittlungs-Börse in einem Stadtpark. Eltern werben dann für ihre Kinder mit Steckbriefen, die an Regenschirmen befestigt sind. Und an die vielen Überwachungs-Kameras, die starke Präsenz von Polizei im öffentlichen Stadtbild sowie das allgemeine Verkehrs-Chaos hatten sich die Besucher einigermaßen schnell gewöhnt.
Interesse der Eltern ist sehr groß
Bei diesem ersten Austausch soll es nicht bleiben am Maria-Wächtler-Gymnasium: „Eine China-AG ist im Aufbau“, berichtet die Austausch-Koordinatorin Ingrid Winking. Und der nächste China-Besuch für den kommenden zehnten Jahrgang im Jahr 2020 sei in Vorbereitung. „Das Interesse ist sehr groß.“
Fast durch Zufall ist die Schule an das Partnerschafts-Projekt in China gekommen: Für eine chinesische Schülergruppe, die sich für Essen angekündigt hatte und nichts mit der Schule zu tun hatte, waren Gastfamilien gesucht worden. „Da merkten wir, dass viele Essener Eltern Interesse daran haben, chinesische Jugendliche kennenzulernen“, berichtet Ingrid Winking. So kam die Schule auf die Idee, eine verbindliche Kooperation einzugehen - im März wurden in Changzhou entsprechende Verträge unterzeichnet.