Essen-Rüttenscheid. . Im Kernbereich der Rü haben sich zuletzt viele Filialisten angesiedelt. Gleichzeitig steigen die Ladenmieten. Eine Bedrohung für den guten Mix?

Wie bedrohlich sind die gestiegenen Ladenmieten für die Rüttenscheider Straße? Nicht nur beim jüngsten Neujahrsempfang wurden Stimmen laut, die um den guten Mix fürchten. Vor allem der Kernbereich der Rü zwischen Stern und Martinstraße ist in den vergangenen Jahren mehr und mehr von größeren Ketten besiedelt worden: Hunkemöller, Ernsting’s Family, Vapiano, Sausalitos und zuletzt Butler’s, um nur einige zu nennen.

Dabei liegt der Mietspiegel für Ladenlokale seit 2015 unverändert hoch: So ist der Höchstpreis im Vergleich zu 2010 um 20 Prozent auf den durchschnittlichen Spitzenwert von 80 Euro pro Quadratmeter gestiegen.

Rü ist weit von „Deichmannisierung“ entfernt

Rainer Post, der als Immobilienmakler des Büros von Manfred Vossig bereits zahlreiche Ladenlokale entlang der Rü vermittelt hat, beschwichtigt: „Sicherlich sind Einkaufsstraßen immer von hohen Mieten bedroht. Speziell für Rüttenscheid funktioniert der Schulterschluss zwischen Einzelkämpfern und Filialisten aber noch sehr gut“, sagt Post.

Er warnt davor zu pauschalisieren. So sieht er in Franchise-Konzepten wie etwa dem Geschenke- und Feinkost-Anbieter Violas und dem Möbelstore Vitra eine Aufwertung für die Rüttenscheider Straße. Von einer sogenannten „Deichmannisierung“ , die das Gesicht vieler Innenstädte austauschbar gemacht habe, könne überhaupt keine Rede sein. „Im Gegenteil“, sagt Post, „der Handel in Rüttenscheid funktioniert ja auch deswegen so gut, weil dort noch urbanes Leben stattfindet, Menschen in dem Stadtteil wohnen, arbeiten und ausgehen“.

Generell punkte die Rü zunehmend im Vergleich zur Essener Innenstadt: „Das sieht man ja an Händlern wie dem hochwertigen Schuhhändler Yves, der sich von seinem Standort in der City ebenso verabschiedet hat wie der Feinkosthändler Schlemmermeyer. Beide sind jetzt auf der Rü.“ Wer ein höherwertiges Angebot biete, brauche eben auch ein Umfeld mit kaufkräftiger Klientel.

Laufzeit für Mietverträge kürzer

Gleichzeitige gebe es aber natürlich auch Vermieter, die den Standort Rüttenscheid als Selbstläufer betrachten und nicht bereit sind zu investieren. „Dann“, sagt Post, „gibt es natürlich Schwierigkeiten bei der Neuvermittlung“.

Wie sich der Standort Rüttenscheid zukünftig entwickelt, mag Rainer Post auch angesichts der wachsenden Konkurrenz des Online-Handels kaum einzuschätzen: „Länger als fünf Jahre“, sagt er, „lässt sich nicht mehr planen. Deswegen wird auch die Laufzeit für Mietverträge immer kürzer.“