Südviertel. . Das Büchercafé ist zur Bühne für Kulturschaffende gewachsen. Konzerte, Lesungen und Ausstellungen locken alle Generationen an. Mehr zum Konzept.
Wenn der Dealer am Kronenberg-Center mit dem Libanesen ins Geschäft kommt und ihn anschließend still und leise beseitigt, um sich die Ware wieder anzueignen – nein, nein, dann haben wir keinen neuen Clan-Konflikt in Essen. Aber eine spannende Krimihandlung, in deren Verlauf ein Smartphone durch viele Hände wandert und der Leser eine Reise voller krimineller Begebenheiten von der Altendorfer- bis zur Frankenstraße miterlebt. „Flatrate“ ist der Titel dieser Kurzgeschichte, die das „Krimi-Überfallkommando“ – H.P. Karr, Mischa Bach und Arnd Federspiel – am Dienstag in einer szenischen Lesung im Café Livres zum Besten gibt.
Spannendes bei Snacks und Kuchen
Das Publikum – jung und alt gemischt – lauscht dem Trio interessiert. Es ist voll im Café, aber nicht unangenehm. Man rückt halt zusammen, es ist fast wie im Wohnzimmer mit den gemütlichen Sesseln und kleinen Sitzgruppen vor dem großen, aus Holzkisten zusammengesetzten Bücherregal. Wo die kleinen Snacks und Kuchen nicht am Tisch verzehrt werden können, hat der eine oder andere den Teller eben auf den Knien.
Für die Angestellten ist die Enge ein kleiner Balanceakt beim Servieren, gesteht Mitinhaber Johann Sasse ein, „aber wir sind inzwischen geübt“. Das Café Livres, das 2014 an der Ecke Moltke-/Rellinghauserstraße in das Ladenlokal eines ehemaligen Reisebüros eingezogen ist, bietet seinem Publikum inzwischen mehrmals in der Woche Kulturveranstaltungen an. Unter dem Motto „Live im Livres“ gibt es Konzerte, Künstlerlesungen, Poetry-Slam und Vernissagen. „Wir hatten zunächst einmal im Monat eine Veranstaltung. Das kam so gut an, dass sich im Laufe der Zeit ein richtiges Programm daraus entwickelt hat und wir nun wöchentlich dabei sind“, berichtet Sasse, der das Café zusammen mit Carola Bühn betreibt.
Im Fokus stehen verschiedene Altersgruppen. „Die Poetry-Slammer beispielsweise sind Anfang 20 und ziehen jüngeres Publikum an“, berichtet Sasse. Die von Folkwang-Studenten organisierten Jazz-Sessions sprechen dagegen eher die ältere Generation an. Junge Autoren bekommen überdies beim „Debüt im Livres“ eine Chance, ihr Buch vorzustellen. In Zusammenarbeit mit dem Aalto-Theater stellen Künstler ihre Lieblingsbücher vor.
Federspiel, Karr und Bach lesen und spielen an diesem Abend u.a. noch eine Vampir-Geschichte, die vor dem Hintergrund der „Nosferatu“-Dreharbeiten spielt. Das Publikum bedankt sich mit viel Applaus – und die Autoren versprechen: „Wir kommen wieder!“