Rüttenscheid. . Die Resonanz beim „1. Bürgerforum Rü“ zeigt: Es geht um mehr als das Bauvorhaben vor dem Girardethaus. Wie und wo die Bürger mitgestalten wollen.

Die Rüttenscheider sind es leid, etwas von Politik und Stadtverwaltung vorgesetzt zu bekommen. Das Großprojekt der Hopf-Gruppe auf dem Messeparkplatz vor dem Girardethaus ist ein Baustein des Unmutes. Es gibt noch weitere Themen, bei denen sich die Bürger endlich Gehör verschaffen wollen. Das wurde beim „1. Bürgerforum Rü“ deutlich, das am Dienstag (18. September) im ev. Gemeindesaal an der Julienstraße stattfand. 150 Leute waren anwesend, 20 unter ihnen werden nun eine Planungswerkstatt vorbereiten.

Fehlende Transparenz von Seiten der politischen Entscheider und eine mehr als zurückhaltende Verwaltung, das kritisieren etliche Bewohner des Stadtteils. Doch sie wollen nicht als „Wut-Bürger“ wahrgenommen werden, sondern als „Mut-Bürger“, die eigene Ideen und Gestaltungsvorschläge für Rüttenscheid einbringen möchten, so formulierte es Thomas Ernst, einer der Initiatoren des Bürgerforums. Ähnlich wie die Stadtteil-konferenzen in Katernberg und Altenessen benötige Rüttenscheid eine Diskussionsplattform, bei der Bürger gemeinsam mit Vereinen, Institutionen, Stadt und Politik Ideen besprechen und Informationen austauschen können.

Teilnehmer fordern mehr bezahlbaren Wohnraum

Dr. Gerd Mahler, ehemaliges SPD-Ratsmitglied und an diesem Abend Moderator, warnte davor, generell Investorenpläne nach dem Sankt-Florians-Prinzip abzulehnen: „Eine Stadt ist ein dynamisches Gebilde.“ Durchschnittlich beanspruche eine Person heute 48 bis 52 qm, „1950 waren es dagegen nur 25 qm“.

Zum „1. Bürgerforum Rüttenscheid“ kamen am 18. September rund 150 Menschen in den Gemeindesaal der ev. Reformationskirche.
Zum „1. Bürgerforum Rüttenscheid“ kamen am 18. September rund 150 Menschen in den Gemeindesaal der ev. Reformationskirche. © Uwe Möller

Aber dieser Raumbedarf soll eben nicht nur für die gut betuchte Klientel befriedigt werden, machten mehrere Teilnehmer in Wortbeiträgen deutlich. Öffentlich geförderter Wohnraum und für den Normalverdiener bezahlbare Wohnungen, ein gutes Mischungsverhältnis von Studierenden mit kleinem Geldbeutel bis hin zu Ruheständlern, das stellen sie sich vor.

Auswirkungen auf das Radwegenetz

Und das Denken geht über das reine Projekt der Hopf-Gruppe vor dem Girardetgebäude (gegen das die politischen Gremien Bedenken haben und deshalb die Planungen auf Eis liegen) hinaus. Von den klimatischen Veränderungen über die allgemeine Parkplatzlage im Stadtteil bis hin zu Auswirkungen auf das Radwegenetz, das Sportangebot, Dienstleistung und Handel reichen die Themen und Fragen.

Fragen und Anregungen, die Prof. Klaus Wermker, versierter Moderator von Stadtteilkonferenzen, in einem Format wie einem Forum bzw. einer Planungswerkstatt bündeln möchte. „Es geht darum, Auge in Auge miteinander zu reden. Es werden Kompromisse sein, die wir eingehen. Aber wir können sie gestalten. Das ist viel Arbeit, Zeit und Mühe. Ich bin optimistisch, dass wir das schaffen.“

>> So geht es weiter mit dem Bürgerforum

Um konkrete Aufgaben und Ziele des Bürgerforums Rüttenscheid soll es in dem Gesprächskreis von gut 20 Personen gehen, der sich aus der Veranstaltung am Dienstag herauskristallisiert hat.

Dieser Kreis trifft sich am Mittwoch, 26. September, um 19.30 Uhr in der Villa Rü.