Essen-Südviertel. Der Rundgang führte vom Isenbergplatz zur St. Engelbertkirche bis in den Stadtgarten. Mehr über die Anekdoten, die Wilfried Sauter erzählen kann.

. Strahlender Sonnenschein begleitete die zwölf Interessierten durch das Südviertel, durch das Historiker Wilfried Sauter am Sonntag führte. Er zeigte den Teilnehmern so manches versteckte Detail, schließlich kennt er das Quartier schon fast 40 Jahre. Mit der Frage „Wussten Sie schon, dass die Rellinghauser Straße älter ist als die Stadt Essen selbst?“ zog er die kleine Gruppe direkt am Startpunkt Isenbergplatz in den Bann.

© Uwe Möller

Um sich der Geschichte des Südviertels anzunähern, sei der Blick auf die industrielle Entwicklung der Stadt Essen notwendig. Verblüffend war nicht nur der Vergleich der früheren Einwohnerzahlen: 1861 waren es 20 000 Bewohner, sechs Jahre später schon 40 000. Auch die Mitarbeiterzahl der Firma Krupp habe sich in dieser Zeit von 2000 auf 4000 verdoppelt. „Hier bekommt die Stadtentwicklung richtig Speed. Daher baute man so schnell wie möglich Wohnhäuser. Aber davon stehen fast keine mehr, denn die waren der letzte Schrott“, so der 64-Jährige.

Eine zu große statische Herausforderung

Auch an der St. Engelbert Kirche gab Sauter einige historische Anekdoten preis. Hier fielen direkt die zwei großen Glocken ins Auge, die vor der 1937 erbauten Kirche stehen. Sauter erklärte, dass diese wohl eine zu große statische Herausforderung darstellten, als der Architekt Dominikus Böhm seine fast völlig zerstörte Kirche nach dem Zweiten Weltkrieg wiederaufbaute. Große Augen machten die Teilnehmer außerdem, als Sauter auf den Namen der Kirche verwies: „Engelbert wurde nie heilig gesprochen, wird aber bis heute in der gleichnamigen Kirche in Köln immer an seinem Todestag geehrt.“

Die Glocken von St. Engelbert stehen jetzt vor der Kirche.
Die Glocken von St. Engelbert stehen jetzt vor der Kirche. © Uwe Möller

Das Staunen ging im Stadtgarten weiter, als die Teilnehmer erfuhren, dass ein Spaziergang durch den Park einst noch kostenpflichtig war. „Der Stadtgarten ist einer der ältesten städtischen Parks in Deutschland.“ Danach ging es weiter in die Brunnenstraße. Hier konnten die Teilnehmer dann doch einige Wohnhäuser aus den 1860er Jahren in unveränderter Form bestaunen. „Die Architekten konnten damals gar nicht so schnell zeichnen wie gebaut wurde. Daher waren die Gebäude spiegelbildlich oft identisch.“ In der Schornstraße machte der Historiker auf eine fehlende Hausnummer aufmerksam: „Es gibt die Hausnummer 1 und 5, die 3 fehlt. Das kommt dadurch, dass zwei Häuser mit einem Treppenhaus verbunden wurden, nachdem sie Schäden aus dem Zweiten Weltkrieg davongetragen hatten.“

Fußabtreter an der Hauswand

Den nächsten Halt machte die Gruppe bei einem Fußabtreter, der an einer Hauswand angebracht ist. Auch hier wurde die explosionsartige Entwicklung Essens deutlich. „Durch die ganzen Baustellen war es früher überall dreckig in der Stadt. Daher gab es an jedem Haus Fußabtreter, mit denen man sich die Schuhe saubermachen konnte. Dieses Exemplar ist ein altes Überbleibsel“, erzählt Wilfried Sauter.