Essen-Überruhr. . Seit einigen Jahren ist die Masse der Kanadagänse, die nicht mehr in den Süden weiterziehen, ein echtes Problem. Die Vögel fressen Äcker leer, verkoten Weiden, übertragen Krankheiten und müssen von Experten bejagt werden.

Dumme Gans? Kanadagänse sind schlau. So flauschig diese Zugvögel aber auch aussehen, die Deutschland ursprünglich nur als Zwischenstation Richtung Süden anflogen: Aufgrund der milden Winter und der Tatsache, dass der Tisch hierzulande nahezu immer gedeckt ist, bleiben viele von ihnen gleich ganz da, fallen über Äcker etwa in Überruhr her, verkoten Weiden und Gewässer – und müssen daher bejagt werden.

Ein Neozoen

Die Kanadagans ist ein Neozoen, ein Tier also, das sich immer breiter macht an einem eigentlich fremden Ort. Eine Plage wie der Ochsenfrosch oder der Waschbär. Und dass das amerikanische schwarze Eichhörnchen das heimische rote nach und nach verdrängt, tut auch vielen Biologen weh.

„Die Population der Kanadagänse hat hier enorm zugenommen.“ Der, der das seit Jahren beobachtet, ist Veith Groote, verantwortlicher Pächter einer Jagdpacht im Deipenbecktal zwischen Überruhr und Burgaltendorf und ehemals stellvertretender Vorsitzender der Kreisjägerschaft Essen. „Es gibt hier bei uns im Deipenbecktal und auch im Hinseler Tal erhebliche Schäden in der Landwirtschaft, außerdem wird der Boden durch den Gänsekot schwer übersäuert.“ Es wurden sogar Hasen gefunden, die an einer Art Leberzirrhose verendet waren, nachdem sie über einen längeren Zeitraum auf dem sauren Boden gefressen hatten.

Wer also in der jüngeren Vergangenheit oder auch in den kommenden Tagen Schüsse in beiden Tälern hört, die zum Hegering Kupferdreh zählen, der braucht sich zunächst nicht zu wundern. Sind es doch sehr wahrscheinlich Groote und einige Kollegen, die der Kanadagans meist in den frühen Morgenstunden auflauern, weil diese gerade auch Jagdzeit hat. Ansonsten ist aber auch die Polizei informiert, wann und wo die Jäger auf die Pirsch gehen – und kann dann besorgte Anrufer beruhigen.

Drei, vier Jäger, die der Kanada- und auch der Nilgans auflauern und hier und da auch acht, zehn Abschüsse haben, kämpfen letztlich aber auch nur einen Kampf gegen Windmühlen. Denn die Zahl der Gänse ist derart groß, dass man kaum dagegen anjagen kann.

„Man darf das Problem einfach nicht verharmlosen“, wirbt Groote auch im Namen seiner Kollegen um Verständnis. In ländlichen Gebieten werden die Vögel meist im Landeanflug auf die Felder geschossen. Groote: „Keine Gefahr also für den Menschen. Das Tier stirbt in den meisten Fällen nicht an den Schrotkugeln, sondern am Schock.“ Und die anderen aus der Schoof, also aus dem Schwarm? Die machen sich zunächst aus dem Staub. Von wegen: dumme Gans.

Die Kanadagänse, die Groote und seine Kollegen schießen, werden zum Großteil verzehrt, haben anders als Hausgänse kaum Fett. „Die Gänsebrüste schmecken wie ein Beefsteak.“ Wer einmal Kanadagans probieren möchte, sollte sich an die Kreisjägerschaft Essen wenden (Külshammerweg 40
0201 22 37 36 www.kreisjaegerschaft-essen.de