Essen-Steele. . 1314 war das Jahr der ersten urkundlichen Erewähnung und die Zeit, als die einstige Essener Filialkirche ihren ersten eigenen Pfarrer bekam. Fortan: Gotischer Neubau, zahlreiche Abpfarrungen, schwere Kriegstreffer: Geschichte kennt kein Pardon. Dreitägiges Pfarrfest

Geschichte, spannend ohne Ende. Und Kirchengeschichte erst recht. Nicht umsonst schafften es Genre-Romane wie „Die Päpstin“, „Die Säulen der Erde“ oder natürlich „Der Name der Rose“ von einer Bestsellerliste zur nächsten. Auch die Geschichte der Laurentiusgemeinde mit ihren bis heute drei Kirchen wäre es allemal wert, ausführlich aufgeschrieben zu werden. Was nicht, kann noch werden, bis dahin feiern sie in Steele ab heute und bis zum Sonntag zunächst einmal das 700-Jährige der Pfarrgemeinde.

Die Gemeinde ist mitunter deutlich älter, erstmals urkundlich erwähnt wurde sie aber 1314, und zwar durch einen „rector et pastorecclesiae in Stelin“, einen Rektor und Pastor der Kirche in Steele. 1314, so hat es unter anderem das Steeler Archiv recherchiert, bekam die bereits im 10. Jahrhundert gebaute Kirche, zuvor als Filiale von Essen aus durch einen Rektor verwaltet, ihren ersten eigenen Pfarrer.

10. August, Laurentiustag

„Die Historie sagt nichts darüber, wie es zur Namensgebung der ersten Kapelle in Steele kam“, so Pfarrer Norbert Ghesla, seit gut vier Jahren vor Ort. „Der Laurentius-Kult in Deutschland jedenfalls verbreitete sich nach dem Sieg Kaiser Ottos I. gegen die Ungarn in der Schlacht auf dem Lechfeld bei Augsburg.“ Am 10. August 955, und so gilt der 10. August bis heute allerorten als Laurentiustag.

Der Heilige Laurentius wurde vor den Stadtmauern Roms begraben, die im Schlagschatten erbaute altehrwürdige Basilika San Lorenzo fuori le mura zählt bis heute zu den fünf Hauptkirchen der Ewigen Stadt und wird eine der Stationen sein, die eine Steeler Delegation auf ihrer Pilgerfahrt nach Rom vom 10.-17. Oktober besucht.

„Durch unser aktives Mittun, durch das Handeln, wie durch unser Wort und unsere innere Einstellung“, so Pfarrer Ghesla, „können wir uns hier in Steele im Sinne des Heiligen Laurentius einsetzen für die wirklichen Schätze des Lebens, die in einem jeden stecken.“

Die erste Steeler Kirche wurde 1360 durch einen gotischen Neubau ersetzt, gut 200 Jahre später dann auch ein Seitenschiff angebaut. Der Grundstein für die dritte Kirche, diesen heute als Laurentiuskirche bekannten Prachtbau, wurde 1870 gelegt, in einer gar rasanten Zeit. Das unübersehbare Bevölkerungswachstum stellte die Pfarrei vor enorme Herausforderungen, durch so genannte Abpfarrungen entstanden um die Jahrhundertwende die Kirchengemeinden in St. Joseph Horst, St. Barbara Kray und St. Antonius Freisenbruch. Ein Rad, das aufgrund immer weiter zunehmender Kirchenaustritte längst wieder zurückgedreht wurde.

Der Zweite Weltkrieg traf endlos viele Menschen und setzte auch der Laurentiuskirche sichtbar zu. Am 4. Adventssonntag 1948 feierte die Gemeinde den ersten Gottesdienst in der wiederaufgebauten Pfarrkirche, 1964 dann gab’s ein neues Geläut – und 999 wurden erst die historische Sonreck-Klais-Orgel aus dem Jahr 1874 und auch die Außenfassade saniert.

Und so wacht das prächtige Gotteshaus seit bald 140 Jahren zumindest optisch wie ein steinerner Riese über die Geschicke der Menschen. Norbert Ghesla: „Und wenn jetzt noch die durch den Pfingststurm beschädigten Bäume drumherum positiv begutachtet werden, kann mit dem Pfarrfest eigentlich nichts mehr schiefgehen.“ Aufgrund der Ferien rechnet er eigentlich gar nicht mit einem so großen. Aber auch ein Mann Gottes kann mal irren . . .

700 Jahre Pfarrgemeinde St. Laurentius – wahrlich ein Grund, einmal mehr als ein Fass aufzumachen. Seit Wochen tüftelten Pfarrer Norbert Ghesla und seine „Helfershelfer“ an einem gebührenden Programm, und längst steht fest: Das, was ab heute und bis Sonntag rund um die Kirche an der Paßstraße steigt, ist dem freudigen Ereignis mehr als angemessen.

Freitag, 8. August

Den akustischen Auftakt zum außergewöhnlichen Pfarrfest bildet um Punkt 10 Uhr ein ökumenisches Stadtteilläuten. Um 11 Uhr gibt es eine Heilige Messe mit Krankensalbung im Seniorenheim Laurentius­stift (Laurentiusweg 49). Die Heilige Messe mit Krankensalbung in der Pfarrkirche St. Laurentius beginnt dann um 15 Uhr. Anschließend gibt es dann ein großes Kaffeetrinken im Pfarrsaal (Laurentiusberg 1).

Samstag, 9. August

Der zweite Tag des Pfarrfests beginnt um 15 Uhr mit einem Wortgottesdienst in der Pfarrkirche. Danach steigt das große Fest rund um die Kirche. Natürlich mit Speis und Trank, zudem auch mit Info-Ständen der Caritas, eines Eine-Welt-Ladens, des Steeler-Archivs sowie von Feuerwehr und Polizei. Dass es auch allerlei für Kinder gibt, versteht sich von selbst.

Ein optischer Höhepunkt dürfte ohne Frage die Lichterprozession von der Kirche bis zur Mariensäule am Grendplatz sein (ab 21 Uhr).

Sonntag, 10. August

Eröffnet wird der dritte Festtag um 10.30 Uhr mit dem Festhochamt in der Pfarrkirche. Einer der Gäste: Generalvikar Klaus Pfeffer. Unter maßgeblicher Mitwirkung des Pfarrei-Chores, diverser Solisten und des Orchesters erklingt die „Nicolai Messe“ von Joseph Haydn. Anschließend wird die Feier vom Vortag rund um die Kirche fortgesetzt. Gegen 18 Uhr gibt’s dann eine Vesper mit sakramentalem Segen, gestaltet von Diakonen aus der Pfarrei und dem Bistum Essen. Mit einem ökumenischen Stadtteilläuten enden die Feierlichkeiten (19 Uhr).