Essen-Steele. . Der IT-Unternehmer Philip Berndroth will mit Jürgen Schaaf, Betreiber der „Essen-Steele-App“, den gesamten Stadtteil zur freien WLAN-Zone machen.

Sich ins Eiscafé setzen und dabei seine Emails checken, beim Spaziergang an der Ruhr im Internet surfen, auf einer Bank am Kaiser-Otto-Platz mit einem Online-Streaming-Service sein eigenes, privates Freiluft-Kino abrufen: Das alles soll bald in ganz Steele gratis möglich sein. Der IT-Unternehmer Philip Berndroth will zusammen mit dem Betreiber der Essen-Steele-App Jürgen Schaaf ganz Steele zur freien WLAN-Zone machen.

Grundversorgung Internet

Das Duo gehört zu den Menschen, die den Traum vom für alle frei zugänglichen Internet träumen. „Das Internet ist der zentrale Zugang zu Informationen geworden“, erläutert Berndroth. Es gehöre mittlerweile zur „Grundversorgung – ebenso wie Strom oder Wasser.“ Deswegen wollen die beiden Steelenser dafür sorgen, dass in ihrem Heimatstadtteil jeder einfach und kostenfrei ins „Netz“ kann – ohne für einen Internetzugang bezahlen zu müssen oder sich mit Passwörtern in sogenannte Hotspots einwählen zu müssen. Zwar gebe es auch kostenfreie Anbieter, aber: „Da wird man oft gezwungen, seine Daten zu hinterlassen“, weiß Berndroth – und nicht selten steckten genau hinter dieser Datensammlung wiederum handfeste kommerzielle Interessen.

Bei der bundesweiten Initiative „Freifunk“, der sich das Steelenser Duo angeschlossen hat, ist das anders: „Keiner verdient mit Freifunk Geld“, so Berndroth. Ihre Wurzeln hat die Initiative in Berlin, der Freifunk Rheinland, der auch für die Steeler Vernetzung zuständig ist, finanziert seine Infrastruktur aus Spenden und Mitgliedsbeiträgen. „Alle in diesem Verein sind ehrenamtlich tätig, um ein freies Netz ohne Zensur zu ermöglichen, und investieren eher etwas.“ Vor allem Zeit: Denn um ihre Vision realisieren zu können, gilt es, bei Steeler Gastronomen, Geschäftsleuten und Privatmenschen Klinken zu putzen, um sie von der Freifunk-Idee zu überzeugen. Denn es müssen in einem Gebiet genügend Freifunk-Modems vorhanden zu sein, um dort ein geschlossenes Netz zu garantieren. „Das ging bisher schneller als gedacht“, so Jürgen Schaaf. „Ursprünglich planten wir, den kompletten Kaiser-Otto-Platz bis zum Start der Steeler Gourmetmeile am 4. September abzudecken“, fügt er hinzu. Geschafft haben sie es bereits jetzt, 14 Tage, nachdem sie ihr ambitioniertes Projekt angefangen haben.

„Jeder der will, kann mitmachen“, so Schaaf. Man benötige nur einen Freifunk-Router: „Diesen bieten wir zum Selbstkostenpreis von zirka 35 Euro an – mehr Investitionen sind nicht vonnöten. Alle Freifunk-Router in Reichweite kommunizieren miteinander und bilden so ein eigenes Netz. „Man muss sich nur einmal mit seinem Laptop, Tablet oder Handy einwählen, dann verbindet sich das Gerät stets automatisch, sobald man wieder ein Freifunk-Netzwerk betritt.“

Ein Grund, warum mancher beim Thema freies WLAN zögerlich reagiert, ist die unsichere Rechtslage: Schließlich hörte man von manchen Fällen, in denen jemand, der einen nicht geschützten WLAN-Zugang zur Verfügung stellt, haftbar gemacht wurde, sollte zum Beispiel darüber ein Dritter illegale Downloads vornehmen. Dies sei jedoch in diesem Fall ausgeschlossen: „Die Freifunk-Knoten bauen lediglich eine Verbindung mit den Freifunk-Servern auf, die im Besitz des Vereins sind“, erläutert Berndroth. „Die Abmahnanwälte, die Downloads zurückverfolgen, stoßen also nicht auf den Gastronomen, der einen unserer Router installiert hat, sondern auf Freifunk – und der Verein kann nicht nachvollziehen, von welchem Knoten der Download kam.“

Im Moment sei der Verein, der seinen Ursprung in Berlin hat, dabei, diesbezüglich einen Präzedenzfall zu schaffen, um endgültig Rechtssicherheit zu erlangen und Vorbehalte auszuräumen.