Überruhr/Steele. . Der Besuch von Pustekuchen-Kindern aus Steele in einer Flüchtlingsklasse an der Grundschule Überruhr verdeutlicht: Kinder sind ot weitaus entspannter als Erwachsene, haben im gegenseitigen Umgang miteinander weder Berührungsängste noch Vorurteile
Wenn Kinder Kinder treffen, dann geht’s meist grundehrlich und auch zwanglos zu. Keine Berührungsängste, keine Vorurteile, wie sie diese komischen Erwachsenen manchmal mit Absicht oder einfach auch aus Unwissenheit gerne vorschieben. Kinder, die sich erst beschnuppern und dann meist schnell auch verstehen, denen ist es egal, wo der andere herkommt, was jemand für eine Vergangenheit hat, ob Haut und Haare hell oder eher dunkel sind. Auch wenn man nicht direkt dieselbe Sprache spricht: Oft reichen eine Geste oder ein Blick.
Kontraste aber gibt es schon: Während die einen einen Teil des Tages in der schmucken Kita „Pustekuchen“ Am Buschgarten in Steele verbringen, wurden die anderen herausgerissen aus ihrem Umfeld, mussten ihre Heimat verlassen und suchen nun in der Flüchtlingsklasse der Grundschule Überruhr mit Händen und Füßen einen Neuanfang. Das aber ist egal an diesem Tag, an dem die Pustekuchen-Kinder den Flüchtlingskindern aus Serbien und Mazedonien einen Besuch abstatten. Im Gepäck: Viele Geschenke und noch mehr gute Laune. Situationen wie diese zeigen, wie’s gehen kann. Wie brachte es Grönemeyer in „Kinder an die Macht“ auf den Punkt? „Sie berechnen nicht, was sie tun . . .“
Kurze Anlaufphase
Dass die Pustekuchen-Kinder, mit denen sich Erzieherin Alexandra Knaup auf den Weg nach Überruhr gemacht hatte, eine ganz kurze Anlaufphase brauchen, ist normal, liegt aber mehr an dem gar riesigen Schulhof und dem großen Gebäude als an den ihnen fremden Kindern. Schnell aber geht alles ganz schnell. Einer fasst sich ein Herz, andere ziehen nach. Man sitzt zusammen, arbeitet zusammen an einem Kalender, spielt Bingo, natürlich auch zusammen. Das ohnehin dünne Eis ist fix gebrochen.
„Wir haben bei unserem Weihnachtsbasar Geld gesammelt und davon Schulsachen für die Flüchtlingskinder gekauft“, sagt Ricarda Dubberke, Leiterin der Kita „Pustekuchen“. „Diese Geschenke haben wir nun persönlich in die Schule gebracht.“ Um den Kindern aus Serbien und Mazedonien eine Freude zu machen und, ganz ohne Voyeurismus, einmal Kinder zu treffen, denen es nicht so gut geht.
„Es ist immer wieder schön für uns zu sehen, wie wissbegierig die Flüchtlingskinder sind. Manche konnten weder lesen noch schreiben, als sie zu uns gekommen sind, und jetzt wollen sie unbedingt lernen“, sagt Aline Wörmann, Lehrerin und Kita-Mutter. Durch sie kam der Kontakt zustande, der von nun an auch weiter gepflegt werden soll. Ein Gegenbesuch ist übrigens auch geplant. Normal.
13 Kinder zwischen sieben und elf Jahren aus Serbien und Mazedonien werden derzeit in Überruhr unterrichtet. Sie leben in Flüchtlingsheimen an der Langenberger Straßeund der Worringstraße. Lehrerin Ulrike Kasel: „Sie können sich noch nicht gut verständigen, werden daher oft auch angefeindet.“