Essen-Kupferdreh. . Zusammen mit Johanna Schumacher vom BUND ziehen viele Kinder aus, die Geheimnisse von Flora ujnd Fauna zu entdecken. „Jungen neigen eher zum Toben.“
Auch Fernsehen kann bilden. Längst etwa ist es ein Segen, dass es einst in den 1970er und 1980er Jahren Kindersendungen wie die „Rappelkiste“ gab. Schlaue Gesellen wie „Ratz“ und sein Kumpel „Rübe“, die Kindern und Jugendlichen damals zeigten, wie natürlich Natur ist, wie sie schmeckt, riecht, wie sie aussieht oder sich anfühlen kann. Erlebnisfernsehen pur, denn nebenbei feilten „Ratz“ und „Rübe“ auch noch gekonnt am Sozialverhalten und Verständnis von Kindern, weil sie erklärten, was zuvor nie erklärt worden war.
„Rappelkiste“, „Löwenzahn“
„Sesamstraße”, „Löwenzahn”, „Zugeschaut und mitgebaut” oder die „Sendung mit der Maus“ waren ähnlich angelegt, ähnlich lehrreich und ganz sicher ein Grund dafür, dass die Natur längst wieder eine echte Hauptrolle im Leben ganz vieler Menschen spielt. Seitdem gibt es viel mehr Erwachsene, die sich engagieren, um gerade Kindern die Natur näher und sogar ganz nahe zu bringen. Menschen wie Johanna Schumacher, die einst ihr Diplom in Landschaftsplanung machte, seit nunmehr elf Jahren in Kupferdreh lebt und schon seit einer längeren Zeit als Umweltbildnerin des BUND in weiten Teilen Essens „praktische Naturkunde“ vermittelt. An einer offenen Ganztagsschule in Heidhausen etwa, an der für Kupferdreh und Byfang zuständigen Hinsbeckschule – oder seit einigen Tagen nun auch auf der Dilldorfer Höhe, wo sie sich an jedem zweiten Samstag im Monat und zunächst bis zu den Sommerferien mit einer Gruppe Kindern trifft, mit denen sie den naheliegenden Privatwald erkundet.
Eine spannende Angelegenheit, gerade jetzt, wo es überall nur so sprießt und wächst, dass man fast dabei zuschauen kann. Anders aber als in der Schule und anders sogar als bei „Ratz“ und „Rübe“ lässt Johanna Schumacher ihre unerfahrenen Gäste einfach machen. „Mir ist schon wichtig, dass ich wenig spreche und erkläre, sondern dass die Kinder gucken und ausprobieren“, nimmt sich die 48-Jährige bewusst zurück. Blumen, Bäume, Bäche, Blätter. Greifen und begreifen heißt die Zauberformel.
Mit Picknick-Koffer, Forscher-Rucksack und Lupe machte sich die Gruppe dieser Tage auf die Socken, „und es war total spannend“. Eine durchorganisierte Gänseformation wie andernorts vor einigen Wochen gab’s diesmal zwar nicht zu sehen, dafür jedoch spannende Flora. Farne, Gräser, riesige Wurzeln. Und so manch ein alter Baum sah mit seinem 103-Tagebart fast aus wie ein mystisches Wesen aus vergangener Zeit.
Bei aller Zurückhaltung: Natürlich hatte Johanna Schumacher mehr als nur ein Auge auf die jungen Waldforscher und sich auch im Vorfeld beim Besitzer und auch beim Landesförster abgesichert. Letztlich aber ließ sie die Kinder an der „ganz langen Leine“, was sich vor allem bei den Jungs positiv auswirkte. „Denn die sind tendenziell mehr aufs Toben fixiert.“
Der aktuelle „Waldforscherkurs“ von Johanna Schumacher, in dem neben Kindern aus Kupferdreh auch welche aus Burgaltendorf und Heisingen zu finden sind, war bereits vor dem ersten Treffen ausgebucht. Das heißt aber nicht, dass alle anderen keine Chance auf eine Teilnahme haben. Mitunter gibt es irgendwann nach den Sommerferien ein neues Angebot – dann wohl im Asbachtal.