Überruhr.. Die Zeche Gewalt war einst Mitte des 19. Jahrhunderts die größte Zeche an der Ruhr, auf der die Kumpel zu dieser Zeit schier unglaubliche 107 000 Tonnen Steinkohle pro Jahr zu Tage förderten. Ein Grund für einen festen Platz auf dem Überruhrer Denkmalpfad
Vor rund 250 Jahren, da lag die Steinkohle in Überruhr noch offen auf dem Feld herum. Wer wollte, brauchte sich nur zu bücken und konnte das Schwarze Gold vom Boden aufheben. Dieser Tage suchten Mitglieder des örtlichen Heimatvereins den Boden in Überruhr ebenfalls ab. Allerdings waren sie nicht auf der Suche nach Kohle sondern nach einem Bit, mit dem eine Schraube in die bereits 16. Gedenktafel des Denkmalpfads gedreht werden sollte. Die neue Plakette der Überruhrer Bürgerschaft steht nun sicher an der Ecke zwischen Antropstraße und Überruhrstraße und erinnert an die Zeche Gewalt, die, lange her, einst zu den bedeutendsten Gruben im Ruhrgebiet zählte.
Gründungsjahr 1803
Seit wann genau in Überruhr auch im Untertagebau Kohle gefördert wurde, lässt sich nicht mehr exakt sagen. Fest steht, dass es schon Mitte des 18. Jahrhunderts Steinkohlelieferungen aus Überruhr ins Bergische Land gegeben hat. „Die eigentliche Gründung der Zeche Gewalt war aber erst 1803“, sagt Bergbau-Ingenieur Stephan Assenmacher, der fünf Jahre lang über die Geschichte der Zeche recherchiert hat. „Der größte Feind des Bergmanns war schon immer das Wasser.“ Eine Erfahrung, die auch die Kumpel auf Gewalt machen mussten, als sie ab 1811 mit dem Tiefbau begannen. Um den immer größer werdenden Wassermassen zu begegnen, wurde vor Ort eine der ersten Dampfmaschinen des Steeler Ingenieurs Franz Dinnendahl installiert. Bis 1822 kamen zwei weitere hinzu. Assenmacher: „Mit jeder Tonne geförderter Steinkohle musste auch etwa die doppelte Menge Wasser abgeführt werden.“
In den 1850er und 1870er Jahren war die Zeche, die seit der Zusammenlegung mit der Zeche Neuglück den Namen Vereinigte Gewalt trug, die größte Zeche an der Ruhr. Im Rekordjahr 1872 förderten die Bergleute 107 000 Tonnen Steinkohle, für damalige Verhältnisse schier unglaublich. Mit einer Teufe von 330 Metern (8. Sohle) hatte der Pütt zudem die tiefste Grube im Ruhrgebiet und zählte mit seiner doppelgleisigen und dampfbetriebenen Fahrkunst zu den modernsten Anlagen seiner Art. Trotzdem wurde es immer schwieriger, das Wasser in den Griff zu bekommen. Gleich zweimal soff die Zeche bis zur 7. Sohle ab, wurde 1886 erstmals geschlossen – und 1924 war dann endgültig Schicht am Schacht.
Spannend und zweifellos eine Gedenktafel wert. Gestiftet wurde die übrigens vom Arzt Adalbert Röcken, der ein besonderes Verhältnis zur Zeche Gewalt hat: „Mein Urgroßvater ist in der Grube ums Leben gekommen. An ihn und all die anderen Malocher, die das Ruhrgebiet groß gemacht haben, soll die Tafel erinnern.“ Glückauf.