Essen-Überruhr. . Organisten-Routinier Hans-Jürgen Nober zieht alle Register und kann dem einstmals wenig geliebten Instrument jede Menge abgewinnen. „Man hört kaum einen Unterschied zur klassischen Pfeifenorgel, mehr als nur ein guter Kompromiss.“
Als meine vier Schwestern und ich noch klein waren, da nannte man uns, kein Witz, gerne mal die „fünf Orgelpfeifen“, weil wir allesamt innerhalb von sieben Jahren auf die Welt kamen und uns zwischenzeitlich jeweils nur wenige Zentimeter Körpergröße trennten. Heute bin ich die größte Pfeife und Sie fragen sich sicherlich, warum ich Ihnen das erzähle. Also.
Orgelpfeifen, Pfeifenorgel. Geht es um Kirchenmusik und die Art, wie sie erzeugt wird, sind das die erste Begriffe, die fallen. Warum? Weil der Klang in den meisten Kirchen durch just jene Orgelpfeifen erzeugt wird, die durch einen Luftstrom angeblasen werden, den so genannten „Orgelwind“.
Schalenbauweise
Die meisten Kirchen setzen also auf edle und daher auch hochpreisige Pfeifenorgeln, hier und da indes gibt es Ausnahmen. So wie in der Gemeinde St. Suitbert in Überruhr. Längst gehört die 1960 als Rektoratspfarrei mitsamt der sechs Jahre später eingeweihten Kirche zur Pfarrei St. Josef Ruhrhalbinsel. Die Schalenbauweise des Gotteshauses an der Klapperstraße jedoch war von Beginn an nahezu extravagant, mindestens so ungewöhnlich aber wie die Tatsache, dass aufgrund der Rundbauweise für eine klassische Pfeifenorgel seit jeher einfach der Platz fehlte und man daher stets auf eine Elektro-Orgel setzte, setzen musste.
Gut ein Jahr ist es her, dass die einstige Elektro-Orgel an zu qualmen fing und nach einem Kurzschluss den Geist aufgab – mitten im Gottesdienst. Ersatz musste her, und irgendwann wurden Pfarrer Gereon Alter und die Gemeinde fündig. Die dreimanualige „Monarke-Orgel“ aus der niederländischen Manufaktur Johannus. 42 Register, ein besonders hochwertiges Einzelton-Sampling. Für viele Kenner so etwas wie die Krönung unter den Digital-Orgeln und mit einem Preis im mittleren fünfstelligen Bereich auch noch ein „Schnäppchen“. Zum Vergleich: Klassische Pfeifenorgeln kosten nicht selten eine Million aufwärts.
Dieser Tage nun gab’s in Suitbert eine Benefizveranstaltung, denn auch das Geld für die neue Orgel muss schließlich irgendwo herkommen. Präsentiert wurde das Konzert von einem alten Haudegen. Einst studierte Hans-Jürgen Nober am Folkwang Kirchenmusik und war fortan über 40 Jahre in St. Georg Heisingen als Organist und dann als Regionalkantor für gleich fünf Dekanate im Bistum Essen aktiv. Heute, gut zehn Jahre nach seiner Pensionierung und ein Jahr vor seinem 75. Geburtstag, hat die Orgelmusik aber nichts von ihrer Anziehungskraft verloren.
Früher waren Elektro-Orgeln für Nober fast ein Graus, „hätte ich nie auf solch einem Drahtesel gespielt“. Seit Sonntag aber hat der Mann seine Meinung geändert. „Akustisch gibt es so gut wie keine Unterschiede. Dieser Spieltisch, dieser Druckpunkt. Ein Gedicht.“