Steele. . Die Endausscheidung der Luftgitarrenspieler aus NRW versprach eine schrille Party. Und wie schon bei der Premiere im Vorjahr hielten die Gastgeber der Rockbar „Freak Show“ Wort. Der beste Virtuose kam übrigens aus Oberhausen.

Die langen Haare wehen im Takt der Musikbeats, die Bässe wummern und die Finger wirbeln über die imaginären Saiten: Die NRW-Endausscheidung zur Deutschen Meisterschaft der Luftgitarre-Spieler in Steele war hörens-, doch vor allem sehenswert. Dass der erste Essener Virtuose am Ende nur den zweiten Platz belegte, tat der Stimmung in der „Freak-Show“ keinen Abbruch.

Die Rockbar am Grendplatz war – wie schon zur Premiere im Vorjahr – rappelvoll. Der Hype um den schrillen Wettbewerb scheint ungebrochen, so wie die Gitarreros bekannter Rockbands, die den Teilnehmern als Vorbild für ihre Show dienen, schon immer als besonders exaltiert galten und gelten. Man denke nur an den legendären Jimi Hendrix, der schon zu Woodstock-Zeiten mit den Zähnen an den Saiten zupfte. An Ritchie Blackmore mit seinen schier endlos langen Soli bei Deep Purple oder an Pete Townshend, der bei der Punk- und Modband „The Who“ nach getaner Arbeit oft sein Instrument auf den Bühnenboden schmetterte.

Ein tragisches Schicksal wie dieses bleibt einer Luftgitarre natürlich erspart, zumal der Altendorfer Kevin Crucial den „Painkiller“ der Band „Judas Priest“ zum Kürprogramm erhob. „Ich höre Rockmusik, seit ich elf Jahre alt bin“, sagt der heute 35-Jährige. „Das prägt“. Für ihn sprach zweifelsohne die Bühnenerfahrung, die er in der Essener Theatergruppe „Improsant“ gesammelt hat. „Am 13. März haben wir unseren nächsten Auftritt in der Weststadthalle“, sagt er – so viel Eigenwerbung darf schon sein.

Zum Wettbewerb meldete sich Kevin – als einer von neun „Luftikussen“ an diesem ereignisreichen Abend – „auf den letzten Drücker“ an. Dass am Ende der zweite Platz dabei heraussprang, verblüffte ihn selbst am meisten, „zumal ich meinen Auftritt noch probte, während die anderen schon auf der Bühne standen.“ Der Sieg von Rüdiger Braun, einem Oberhausener, der als „Rue Dee“ unter den Klängen von Van Halens „Panama“ sein Bestes gab, ging für Kevin jedoch mehr als in Ordnung. „Seine Performance war klasse. Da hat jeder Übergang einfach gepasst.“

Rüdiger, der im realen Leben Elektrotechnik studiert, war in der Tat nicht zu schlagen. Gestählt durch etliche Auftritte in seiner eigenen Band, war der 32-Jährige einer der wenigen Akteure, die wissen, wie man einen lupenreinen Akkord spielt. Der Jury war dies allerdings völlig schnuppe, denn bewertet wurde eh nur die Originalität des Vortrags. Einen Song, präsentiert vom amtierenden Deutschen Meister Daniel Oldemeier, mussten ohnehin alle Wettbewerber nachspielen. Rüdiger wird Oldemeier bereits am 19. April wiedersehen, wenn dieser in Koblenz seinen Titel verteidigen und erneut das Ticket für die WM in Oulu lösen will. Eine Reise zum Wettbewerb nach Finnland – dann mit internationaler Konkurrenz auch aus den USA und Japan – könnte sich Rüdiger gut vorstellen, „doch nur, wenn mir meine Diplomarbeit nicht dazwischen kommt.“

An der Deutschen Meisterschaft nehmen die Gewinner aller Bundesländer teil. Die Chancen auf den Sieg sind gestiegen, da die Vorentscheide in Heidelberg und Hamburg ausfielen. „Die Hamburger Kneipe muss schließen und hat deshalb den Wettbewerb platzen lassen“, erklärt Mitorganisator Hans Haberkörn.

Ungeachtet dessen planen Ela und Benny Nordvall bereits die dritte NRW-Show: „Die Sache ist ein Riesenspaß für alle.“