Steele. . Die Geschichte eines Schneidermeisters aus Syrien, der einem Essener Weltenbummler in „down under“ ein ganz besonderes Geburtstagsgeschenk nähte.

Wer kennt das nicht: Die liebe Verwandtschaft hat Geburtstag, doch die Wahl eines passenden Geschenks gestaltet sich schwierig. Etwas Besonderes soll es sein, weil der Schwager schließlich nur einmal im Leben 80 wird und auch sonst ein ganz lieber Charakter ist. Und so handelt diese Geschichte von einer findigen Idee, einem nicht minder geschickten Schneider – und einem Monaco-Hemd für Australien.

Vor über 50 Jahren ausgewandert

Magdalena Tamm, ihre Freunde nennen sie Meggy, hat es sich nicht leicht gemacht. Wirklich nicht. Ein ganzes Jahr lang hat sie sich um die Antwort bemüht auf die Frage: „Was schenke ich Schwager Walter?“ Nun muss man wissen, dass der gute Walter den größten Teil seiner bald 80 Lenze „down under“ verbracht hat. Genauer gesagt in Adelaide, der Hauptstadt des Küstenstaates South Australia. Wahrscheinlich war es Abenteuerlust, ganz sicher aber der Ärger über das schlechte Wetter in der Heimat, der ihn und seine Frau bewog, Deutschland den Rücken zu kehren. Doch dies ist eine andere Geschichte.

Und als sie da so saß und sich das Hirn zermarterte, da kam Meggy Tamm die rettende Idee: „Der Walter hat schon immer von den Monaco-Hemden geschwärmt, die er selbst in den 50er Jahren oft und gerne getragen hat.“ Also machte sie sich auf die Suche. „Im Internet fand ich wenig. Auch das Haus der Geschichte in Bonn konnte mir nicht helfen, doch ich wusste, dass die Hemden einen besonderen Kragen haben“, erzählt sie.

Erst ein Film brachte die Lösung: In „Die Halbstarken“, einem Sozialdrama mit Horst Buchholz in der Titelrolle, ist genau so ein Hemd zu sehen. Der cineastische Klassiker war schnell besorgt, ein Standfoto wurde gemacht, und dann begann die Suche nach einem Schneider, der das Ganze in die Tat umsetzt.

Was allerdings gar nicht einfach war, denn „alle Änderungsateliers lehnten den Auftrag dankend ab“, wie Meggy Tamm erzählt. Erst Bangin Dali, ein gelernter Schneider aus Syrien, nahm die Herausforderung an. Fortan saß der Meister in seiner „Dusan-Nähstube“ am Grendtor 19 im Herzen Steeles und schneiderte: nahm Maß, griff zur Schneiderkreide, Schere, Nadel und Faden. Als Vorlage dienten ihm das Bild und ein altes Hemd, das Walter bei seinem letzten Besuch vor einem Jahr vergessen hatte. „Nach vier Stunden war ich fertig“, erzählt Bangin Dali. „Für mich war es eine schöne Abwechslung, obwohl es nicht das erste Mal war, dass ich jemandem etwas auf den Leib geschneidert habe. Aber mir hat es Spaß gemacht.“ Auch im Hause Tamm ist die Freude groß, „denn das Hemd ist wirklich sehr schön geworden“, lobt Bernd Tamm. Der muss nun schnell zur Post, denn der Transport nach Aus­tralien dauert gut und gerne zwei Wochen – Stichtag: 16. Februar.