Steele. . Wenn die anderen feiern: Das Technische Informationszentrum der Stadtwerke Essen an der Westfalenstraße 26 in Steele ist rund um die Uhr besetzt. An sieben Tagen in der Woche und 365 Tage im Jahr. Auch zu Weihnachten bleibt der Leitstand besetzt. Die Mitarbeiter nehmen’s leicht.

Weihnachten ist das Fest der Liebe – und der Familie. Die Feiertage und besonders der 24. Dezember sind daher den Menschen sprichwörtlich „heilig“, weshalb in dieser besinnlichen Zeit jeder tunlichst die Arbeit scheut wie der Teufel das Weihwasser. Apropos Wasser: Bei den Essener Stadtwerken kann und darf man sich dererlei Sentimentalitäten nicht leisten. Während die anderen feiern, brennt im Technischen Informationszentrum an der Westfalenstraße in Steele noch Licht – 24 Stunden am Tag, sieben Mal in der Woche und 365 Tage im Jahr.

Weihnachtslieder aus dem Radio

Sachgebietsleiter Daniel Kröner hat den Leitstand so kurz vor dem Heiligen Abend „ein wenig muckelig“ gemacht. Der mannshohe Weihnachtsbaum in der Ecke ist nett geschmückt, auf dem mächtigen Kommandopult wetteifert ein elektrisch beleuchteter Adventskranz – echte Kerzen sind aus Sicherheitsgründen verpönt – mit den bunt flackernden Lichtern der Kontrollschirme um Aufmerksamkeit. „Den Kranz hat die Frau eines Kollegen geschmückt“, sagt Kröner. Dies habe schon eine gewisse Tradition. „Und selbst gebackene Kekse gibt es auch.“ Dazu Weihnachtslieder aus dem Radio.

Ständige Präsenz ist wichtig. Im Flachbau an der Westfalenstraße befindet sich die zentrale Kontrollstelle der Stadtwerke. Dort werden akute Störungsmeldungen bearbeitet, Anlagen wie beispielsweise Rückhaltebecken gecheckt und das gesamte städtische Leitungsnetz überwacht. „Die Rohre für Wasser, Gas und Abwässer erstrecken sich über eine Gesamtlänge von mehr als 5000 Kilometer“, präsentiert Stadtwerke-Sprecher Dirk Pomplun beeindruckende Zahlen. Ein verantwortungsvoller Posten also. „Daher kommen hier nur sehr erfahrene Mitarbeiter zum Einsatz“, sagt Pomplun.

Einer von ihnen heißt Andree Passenheim. Von 5 Uhr in der Früh bis mittags um 13 Uhr ist der zweifache Familienvater am Ball. Sein Schicksal nimmt er 52-Jährige eher gelassen: „Ich mache das hier ja nicht das erste Mal. Meine beiden Kinder sind bereits volljährig und sind mit der Wechselschicht groß geworden. Das geht schon.“ Nach dem Dienst geht das (Weihnachts)-leben einfach weiter. „Ich kenne keinen, der sich direkt nach der Schicht aufs Ohr legt.“

Die Nachtschicht ist ungünstig

Am Leitstand abgelöst wird Passenheim von Mirko Kemski, der diesmal die Mittagsschicht von 13 bis 21 Uhr erwischt hat. Eine halbe Stunde nach Dienstschluss ist er zu Hause, will dann noch mit seiner Freundin feiern. Auch er sieht sich nicht unbedingt als „Leidensgenosse“: „Je älter man wird, desto mehr verschieben sich die Präferenzen. Ich bin erst 35 Jahre alt, da arbeite ich lieber an Weihnachten als an Silvester.“

Schlimmer sei eh die Nachtschicht von 21 bis 5 Uhr. „Überhaupt“, so sagt Kröner, „nehmen wir es, wie es kommt. Unsere Dienstpläne werden schon Anfang des Jahres gemacht, da haben alle also genügend Zeit, sich auf ihre Schicht an den Feiertagen vorzubereiten.“

Dass sich die Arbeit über Weihnachten vom Alltag unterscheidet, kann Kröner nicht bestätigen: „Sicher, wenn es kalt ist, kommt es auch mal gehäuft zu Rohrbrüchen. Doch im Grunde passiert dies, wenn es wieder taut, weil dann Bewegung ins Erdreich kommt.“

Einzig der Wasserverbrauch könne schon mal gehörig steigen an den Feiertagen. So etwas könne man dann auch am Kontrollboard sehen. Mirko Kemski: „Zum Beispiel, wenn im Fernsehen ein Fußballspiel läuft und alle in der Halbzeitpause auf die Toilette rennen.“