Steele. . In Kooperation von Steeler Archiv und Evangelischer Kirchengemeinde erinnert eine Rekonstruktion in Szenen, Bildern und Texten an die tragischen Geschehnisse des 10. November 1938. Schüler der Frida-Levy-Gesamtschule spielen im Ev. Gemeindezentrum an der Kaiser-Wilhelm-Straße 39

Die Nacht des 9. auf den 10. November 1938, auch Pogromnacht genannt, steht wie kaum ein anderes Datum für die Gräueltaten des NS-Regimes. Auch die Steeler Synagoge am Isinger Tor ging damals in Flammen auf. Die Evangelische Kirchengemeinde Steele und das Steeler Archiv wollen gemeinsam nachhaltig und eindrucksvoll an dieses dunkle Kapitel deutscher Geschichte erinnern.

Ludger Hülskemper ist Lehrer für Geschichte an der Frida-Levy-Gesamtschule an der Varnhorststraße. Gemeinsam mit seiner Frau Ingrid Niemann beschäftigt er sich seit vielen Jahren intensiv mit der Geschichte der jüdischen Gemeinde in Steele, der beide sogar ein Buch widmeten. Bereits vor 19 Jahren erschien unter dem Titel „Vom Geleitbrief zum gelben Stern“ ein Band über 450 Jahre jüdisches Leben in Steele. Darin zeichnen die Autoren die Geschichte Steeler Juden nach, die bereits 1491 begann und mit den nationalsozialistischen Deportationen der Jahre 1941/42 endete.

Seit jeher fühlte sich das Lehrerehepaar – Ingrid Niemann arbeitete bis zu ihrer Pensionierung am Gymnasium an der Wolfskuhle – nicht nur der Erinnerung an die schrecklichen Ereignisse, sondern auch der historischen Aufklärung dieser verpflichtet. Dies erklärt ihr aktuelles Engagement zum 75. Jahrestag des Novemberpogroms – eine „Rekonstruktion in Szenen, Bildern und Texten“ am Sonntag, 10. November, von 15 bis 16.30 Uhr im Gemeindezentrum der Ev. Friedenskirche an der Kaiser-Wilhelm-Straße.

„Wir wollten etwas machen, das sich von den zahlreichen Veranstaltungen zum Thema bewusst abhebt“, beschreibt Ludger Hülskemper die Intention. Daher beziehen sich die von ihm und seiner Frau geschriebenen einleitenden und auch gelesenen Texte zwischen den drei Spielszenen ganz bewusst einzig und allein auf die Geschehnisse der Pogromnacht in Steele.

Eine Gruppe von insgesamt zehn Jugendlichen und jungen Erwachsenen – Schüler der der Klassen 9, aber auch aktueller Abiturienten und ehemalige Schulabsolventen der Frida-Levy-Gesamtschule – spielen die Szenen, die Marianne Kleine-Frauns-Niehues, eine ehemalige Theaterpädagogin der Schule, schon seit Wochen mit ihnen in einigen Proben erarbeitet hat.

„Die Szenen haben die Aufgabe, die gelesenen Texte zu intensivieren“, erklärt Ludger Hülskemper. Die erste davon zeigt die Brandschatzung der Steeler Synagoge und die Reaktion von Kindern und Erwachsenen darauf. „Emotionen wie Wut, Verzweiflung, Betroffenheit, aber vielleicht auch Zustimmung wechseln sich ab“, sagt Hülskemper. Was folgt ist die Zerstörung jüdischer Geschäfte und Wohnungen. Wie könnten Täter, wie Zuschauer agieren? „Der eine klaut, der andere geht einfach weg, der Dritte betet“, sagt Hülskemper, der das Szenario mit Lesungen von Zeugenaussagen eines Anton Lehnhäuser anno 1948 begleiten wird.

Die dritte und längste Szene dokumentiert die Verhaftung jüdischer Männer am Beispiel Kurt Neumark. Gezeigt wird ein Verhör der Polizei. Die Lesung der begleiteten Texte erfolgt auch hier in verteilten Rollen.